Milliardenschäden möglich

Sonnensturm trifft die Erde: US-Behörde warnt vor Blackout

25.3.2023, 18:23 Uhr
In Deutschland sind Polarlichter ein seltener Anblick.

© Cevin Dettlaff, dpa In Deutschland sind Polarlichter ein seltener Anblick.

In Nordeuropa, Großbritannien, Kanada und den USA wurden in den vergangenen Nächten intensive Nordlichter beobachtet, in den USA waren sie sogar ganz im Süden, bis nach Arizona zu sehen. Auch bei unseren Nachbarn in Österreich war am 24. März kurz nach Mitternacht auf mehreren Webcams ein schwaches Leuchten zu erkennen, berichtet GeoSphere Austria, die österreichische Bundesanstalt für Geologie, Geophysik, Klimatologie und Meteorologie in Wien.

Bei einem geomagnetischen Sturm fließt durch ein riesiges Loch auf der Sonnenoberfläche ein Plasmastrom. Bei so einem Ausbruch werden hochenergetische Teilchen wie Protonen, Elektronen und Röntgenstrahlung ins Weltall geschleudert. Zwischen dem Ausbruch auf der Sonne und Eintreffen der Teilchen auf der Erde dauert es aufgrund der Entfernung von rund 149,6 Millionen Kilometern meist einige Tage. Das gibt immerhin ein bisschen Vorlaufzeit, um sich auf eventuelle Folgen vorzubereiten. Grundsätzlich sei die Erde durch ihre Atmosphäre und ihr Magnetfeld gut geschützt, so das Max Planck Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen:

"Dieses führt eintreffende, geladene Teilchen in einem Abstand von etwa zehn Erdradien (70 000 Kilometern) um die Erde herum. Zusätzlich schirmt die Atmosphäre die Erdoberfläche ab. In großen Höhen und in den Polargebieten, wo die Feldlinien des Magnetfeldes stärker gegen die Erdoberfläche geneigt sind, ist dieser Schutz schwächer. Diese Regionen sind deshalb anfälliger für die Auswirkungen von Sonnenstürmen".

Starke Sonnenstürme können Folgen auf der Erde haben

Trifft die Strahlung auf das Magnetfeld der Erde und kommt in Kontakt mit der Atmosphäre, entstehen die faszinierenden bunten Polarlichter am Himmel. Flugzeuge seien durch das Magnetfeld der Erde ausreichend vor Sonnenstürmen geschützt. Weil der Schutz in den Polarregionen etwas schwächer ausfällt, kann hier jedoch ihre Navigation gestört sein. Viele Flieger ändern deshalb vorsorglich oft ihre Route, wenn ein Sonnensturm angekündigt wird. Negative Auswirkungen auf unsere Handynetze seien laut den Max Planck Institut zwar möglich, aber eher selten.

Anders sieht in Sachen Stromnetz und Satelliten aus: Trifft ein heftiger Sonnensturm auf die Erde, sei das in etwa mit einem Blitzeinschlag vergleichbar, wenn auch in geringerer Stärke. Weil Stromleitungen oft weite Strecken überbrücken, können sich dadurch hohe Spannungen aufbauen. Diese können beispielsweise Transformatoren zerstören. Dadurch können weitere Teile des Stromnetzes ausfallen. Auch diese Effekte treten vor allem in nördlichen Teilen der Erde auf.

Bei Satelliten können die Teilchen der Sonne Sensoren blenden und so verhindern, dass sie sich gezielt ausrichten. Auch Bordcomputer können abstürzen und Solarzellen, die den Strom für die Technik produzieren, können Schaden nehmen und ausfallen. Die Kommunikationssignale der GPS-Satelliten können so gestört werden.

Das Risiko bleibt vorerst hoch

Das Weltraumwetterprognosezentrum NOAA mit Sitz in Colorado stufte das Risiko für technische Ausfälle zwar momentan als hoch ein, Blackouts bedingt durch den Sonnensturm habe es es laut dem täglichen Twitter-Bericht der US-Behörde bisher nicht gegeben. Die geomagnetische Aktivität auf der Sonne soll noch bis einschließlich Sonntag hoch bleiben. Zu Beginn der neuen Woche sollen sich die Sonnenstürme dann abschwächen.

Kanada war bereits mehrfach betroffen

Solare Ausbrüche sorgen alle paar Jahre auf der Erde für Ausfälle und Schäden. So zum Beispiel 1994: Damals wurden zwei Kommunikationssatelliten erheblich gestört, mit gravierenden Folgen für kanadische Zeitungen, Fernseh- und Radiosender. 1989 legte ein Sonnensturm das Stromnetz im kanadischen Quebec lahm. Millionen Menschen saßen neun Stunden lang im Dunkeln, der Schaden wurde auf hunderte Millionen Dollar geschätzt, erinnert unter anderem der Spiegel.

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