Spektakel am Himmel: Meteorit in Oberfranken gesucht

9.7.2018, 20:43 Uhr
Spektakel am Himmel: Meteorit in Oberfranken gesucht

© Pavel Spurny, Dieter Heinlein

Seit über 50 Jahren überwachen 25 Kamerastationen des Europäischen Feuerkugelnetzes kontinuierlich den Himmel über Deutschland und einigen Nachbarländern und zeichneten unter anderem am 6. April 2002 den Niedergang mehrere Meteoriten hinter dem bayerischen "Märchenschloss" Neuschwanstein auf. Ähnlich spektakulär sind die Bilder, die am 30. Juni um 3.34 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit von mehreren in der Tschechischen Republik aufgestellten Kameras festgehalten wurden. Außerdem meldeten sich im Zentrum des deutschlandweiten Feuerkugelnetzes in Berlin – eine Einrichtung, die dem DLR unterstellt ist – mehr als ein Dutzend Augenzeugen, die das nächtliche Phänomen beobachtet hatten.

Sechs Sekunden lang war eine vollmondhelle Feuerkugel zu sehen, die mit einer Geschwindigkeit von 67.000 Kilometern pro Stunde in die Erdatmosphäre eingedrungen war und dabei eine Leuchtspur erzeugte, die in 85 Kilometern Höhe begann und in einer Höhe von 32 Kilometern erlosch. "Dieser Meteorit verlor auf seiner 90 Kilometer langen Leuchtbahn einen Großteil seiner Masse. Aber ein etwa golfballgroßes Hauptstück und eventuell einige kleinere Fragmente könnten den Erdboden erreicht haben", hofft Dieter Heinlein, der technische Leiter des DLR-Feuerkugelnetzes.

Ursprünglich 16 Kilo schwer

Heinleins Kollege Pavel Spurny wertete die Nachtaufnahmen aus, die von den Kamerastationen in der Tschechischen Republik gemacht worden waren. Laut Spurnys Analyse hatte der Himmelskörper beim Eintritt in die Erdatmosphäre ein Gewicht von etwa 16 Kilogramm. Der Rest dieses Gesteinsbrockens, der wahrscheinlich mit einer Geschwindigkeit von etwa 150 km/h im Landkreis Bamberg eingeschlagen ist, dürfte etwa 50 Gramm schwer sein. Und das von dem tschechischen Wissenschaftler errechnete Streufeld, in dem die Fragmente gelandet sind, befindet sich zwischen Heiligenstadt und den Ortschaften Volkmannsreuth und Veilbronn.

Es gibt zwar einige Unwägbarkeiten wie die Stratosphärenwinde, die die Flugbahn der Meteoritensplitter beeinflussen können, doch Dieter Heinlein hat großes Vertrauen in die Berechnungen seines tschechischen Kollegen. "Pavel Spurny hat jahrzehntelange Erfahrung darin und ist einer der weltweit führenden Experten auf diesem Gebiet." Wird ein Meteorit von mindestens zwei Stationen gleichzeitig aufgezeichnet, kann seine dreidimensionale Flugbahn ziemlich genau durch Triangulation, eine geometrische Berechnungsmethode mittels Winkelmessungen, ermittelt werden.

Nicht mit bloßen Händen anfassen

Die Fachleute des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt bitten nun die Menschen in der Umgebung von Heiligenstadt, die Augen offen zu halten. Wer einen auffälligen Stein findet, solle ihn bitte vorsichtig behandeln und von den Spezialisten des DLR-Feuerkugelnetzes untersuchen lassen. Diese Untersuchung sei kostenlos, und natürlich würden die Besitzrechte des glücklichen Finders respektiert, erklärt Heinlein. "Es wäre nur wichtig, das Fundstück nicht mit den Händen sondern besser mit Handschuhen oder einer sauberen Plastikfolie anzufassen, damit das Gestein nicht kontaminiert wird." Außerdem sollte man den möglichen Meteoriten nicht mit einem starken Magneten in Kontakt bringen, weil danach bestimmte Messungen nicht mehr sinnvoll durchgeführt werden können.

Kennzeichen für frische Meteoriten sind eine besonders hohe Dichte (sie sind schwerer als irdische Steine gleicher Größe) und eine mattschwarze dünne Schmelzkruste. An Bruchflächen ist oft das hellgraue Innere des Meteoriten zu sehen.

Wer einen möglichen Meteoriten entdeckt hat, soll diesen direkt an der Fundstelle fotografieren, den Fundort markieren und die Fotos an folgende Adresse mailen: dieter.heinlein@meteoros.de

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