Stadt Nürnberg und Verwaltung wollen den Radverkehr stärken

19.7.2019, 10:13 Uhr
Die Stadt Nürnberg hat Nachholbedarf: Das Ziel, den Anteil von Radfahrern im Stadtverkehr auf 20 Prozent zu steigern, wurde nicht erreicht.

© Robert Günther / dpa Die Stadt Nürnberg hat Nachholbedarf: Das Ziel, den Anteil von Radfahrern im Stadtverkehr auf 20 Prozent zu steigern, wurde nicht erreicht.

Vor zehn Jahren wurde das ambitionierte Fahrradförderkonzept "Nürnberg steigt auf" von der Kommune gestartet. Das große Ziel hieß damals, den Radleranteil am Verkehrsaufkommen von 10,4 auf 20 Prozent zu steigern. Ein ambitioniertes Ziel, das aber bei weitem nicht erreicht wurde: 14 Prozent beträgt die Quote laut Statistik aktuell, wobei die Tendenz leicht steigend ist.

An dem Ausgangspunkt gemessen, hat Baureferent Daniel Ulrich in der gestrigen Sitzung des Verkehrsausschusses eingeräumt, dass es bei der Umsetzung der Fahrradstrategie Schwächen gab. Insgesamt bewertet er die Radverkehrsentwicklung, die in einer 66-seitigen Bestandsaufnahme beleuchtet wird, als „überwiegend positiv“. Wobei es aus Sicht der Verwaltung noch viele "Bausteine" gibt, die in der nächsten Zeit umgesetzt werden müssen. Sie reichen vom beschlossenen Bau von acht Fahrradstraßen über das Entwickeln der Radschnellwege ins Umland bis zu vielen Lückenschlüssen im Radwegenetz.

Eine Frage der Generation?

Für Grünen-Fraktionschef Achim Mletzko stellt sich im Rückblick die Frage: "Waren wir damals zu mutig oder waren wir nicht mutig genug, das Ziel zu erreichen?" Im Gegensatz zu Stephan Grosse-Grollmann (Die Guten), der die Entwicklung für "ernüchternd" einschätzt, spricht Mletzko von einem "guten Zwischenbericht", weil es doch einige Verbesserungen gegeben habe. In der Veränderung der Mobilität sieht er ebenso wie Ulrich "eine Generationenfrage".


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Beim hohen Stellenwert des Radverkehrs sind sich inzwischen alle einig. Thorsten Brehm (SPD) fordert ebenfalls Zuwächse beim Aufkommen, wofür der Ausbau der Infrastruktur wesentlich sei. Und Mletzkos Appell vom "Gemeinsam etwas Gutes schaffen" wird von der CSU mehr als mitgetragen: Stadtrat Andreas Krieglstein will, dass die CSU am besten als Vorreiter auf die Überholspur einbiegt, was bei seinen Kollegen im Ausschuss auf Beifall, aber auch leise Skepsis stößt. Zu lange habe die CSU in der Vergangenheit die Radler ausgebremst, kritisiert Mletzko.

Während Brehm den Neuansatzbeim Leihsystem "VAGRad", das in Bau befindliche Fahrradparkhaus und die Verdreifachung des Radwege-Etats seit 2018 herausstellt, plädiert Krieglstein für neue "Testfelder" – etwa in der Pillenreuther Straße, um bessere Angebote zu schaffen. Ansonsten steht für den CSU-Verkehrsexperten fest: "Es ist mehr Platz für den Radverkehr nötig." Dass es Veränderungen im öffentlichen Raum geben muss, gilt allgemein als ausgemacht. Baureferent Ulrich freut sich zwar über den Rückenwind durch den Verkehrsausschuss, doch die Nagelprobe wird im kommenden Herbst folgen: Zum Plärrer und zur Rothenburger Straße will er Pläne mit Neuaufteilungen zugunsten des Radverkehrs vorlegen.

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