Steht die Abschiebung der Äthiopierin Mimi T. aus Nürnberg kurz bevor?

27.12.2020, 14:58 Uhr
Die Abschiebung von Mimi T. zu stoppen, das forderten ihre Unterstützer bei einer Demonstration in Nürnberg

© Michael Matejka, NNZ Die Abschiebung von Mimi T. zu stoppen, das forderten ihre Unterstützer bei einer Demonstration in Nürnberg

Die Beschreibung ist herzergreifend: "Die Frau zitterte, ging langsam, konnte sich dabei nicht aufrecht halten und benötigte Krücken als Gehhilfe. Auch ihre tiefen Augenringe, schnelle Atmung nahe der Hyperventilation und ihre aufgeplatzten, blutigen Lippen verweisen auf ihren desolaten Gesundheitszustand." Das hat zumindest eine Mitarbeiterin von Amnesty International nach ihrem Besuch bei Mimi T., die seit einem Monat in Abschiebehaft in Eichstätt sitzt, festgehalten. Die Niederschrift des Gesprächs liegt dieser Zeitung vor.

Verschärfte Beobachtung

Auch eine Mitarbeiterin des psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge der Rummelsberger Diakonie berichtet nach einem Telefonat, sie habe den Eindruck, dass sich Mimi T.s "Zustand tagtäglich verschlechtere". T. habe stark abgenommen, könne kaum etwas essen. Sie habe versucht, sich in der Abschiebehaft das Leben zu nehmen, seitdem sei sie unter verschärfter Beobachtung.

Dringender Handlungsbedarf

Bestätigt wird das von einem psychiatrischen Gutachten, vom dem der bayerische Flüchtlingsrat berichtet: Der Befund sehe psychisch wie somatisch dringenden Handlungsbedarf und eine bestehende Lebensgefahr. Nun laufe unter anderem ein Eilantrag wegen des Befundes. Da über die Feiertage und das Wochenende die Gerichte nicht erreichbar seien, sei möglich, dass vor gerichtlichen Überprüfungen abgeschoben wird, so der Flüchtlingsrat: Womöglich am 28. oder 29. Dezember.

Vor einem Monat sollte die Äthiopierin ursprünglich in ihr Heimatland abgeschoben werden, doch sie wehrte sich so, dass abgebrochen wurde. Die Nürnberger Ausländerbehörde verwies darauf, dass vier Asylanträge der Frau abgelehnt worden seien. Das sei richterlich überprüft worden, zuletzt im Oktober, betonte Stadtrechtsdirektor Olaf Kuch.

Seit acht Jahren in Deutschland

Die Frau, die schon seit acht Jahren in Deutschland lebe, sei in ihrer Heimat als Oppositionelle verfolgt, inhaftiert und sexueller Gewalt ausgesetzt gewesen, argumentieren wiederum T.s Unterstützer. Kurz vor Weihnachten hatten sie auch eine Demonstration gegen ihre Abschiebung auf dem Nürnberger Jakobsplatz organisiert.


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"Nürnberg als Stadt der Menschenrechte hätte hier schon viel früher eine Abschiebung verhindern müssen, anstatt durch die örtliche Ausländerbehörde weiterhin darauf zu drängen, an der Abschiebung festzuhalten", sagt auch Kathrin Flach Gomez, Landessprecherin der bayerischen Linken und Nürnberger Stadträtin.

Sollte T. in diesem Zustand ausgewiesen werden, handele man unmenschlich, entgegen bestehender Ermessensspielräume und nehme billigend ihren Tod in Kauf.

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