Stöpsel gezogen: Der Brombachsee leert sich langsam

4.8.2018, 05:02 Uhr
So sieht es aus, wenn 70 Badewannenfüllungen pro Sekunden aus dem Großen Brombachsee abgelassen werden.

© Martin Müller So sieht es aus, wenn 70 Badewannenfüllungen pro Sekunden aus dem Großen Brombachsee abgelassen werden.

Mit einem gewaltigen Getöse schießen die Wassermassen aus dem Großen Brombachsee, die Gischt brodelt, die Strömung ist reißend. Elf Kubikmeter pro Sekunde strömen aus dem gigantischen Wasserspeicher, das entspricht 70 Badewannenfüllungen.

"Mehr geht nicht, sonst würden wir an den aufnehmenden Flüssen ein kleines Hochwasser auslösen", erklärt Thomas Keller, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach. Schließlich muss das Wasser erst Brombach und Schwäbische Rezat durchfließen, bevor es zunächst in die Rednitz, dann in die Regnitz und schließlich in den Main gelangt.

In den großen fränkischen Flüssen wird die Nothilfe dringend gebraucht. Armselige Rinnsale wären sie momentan, wenn sie sich ganz auf die natürlichen Zuläufe verlassen müssten. Das ökologische Gleichgewicht wäre ebenso in Gefahr wie das Bewässerungssystem im Knoblauchsland.

Rednitz besteht zu 60 Prozent Brombachseewasser

Die Rednitz bei Nürnberg besteht momentan zu 60 Prozent aus Brombachseewasser, in der Regnitz bei Erlangen sind es immer noch 50 Prozent, selbst der Main bei Trunstadt wird zu 40 Prozent so gespeist.

Dass es diese Nothilfe gibt, ist nichts Außergewöhnliches, sie gibt es in diesem Ausmaß in vielen Sommern. Schließlich wurde in den 1970ern eigens dafür ein gewaltiges System geschaffen, das Wasser aus dem niederschlagsreichen Südbayern in das trockene Nordbayern transportiert.

Normalerweise wird das Wasser dafür fast ausschließlich von der Donau abgezwackt, über die Schleusen im Main-Donau-Kanal nach Norden in den Rothsee gepumpt und von dort in die Flüsse abgegeben. Das Besondere in diesem Jahr: Die Donau führt selbst so wenig Wasser, dass die Überleitung gestoppt werden musste. "Wir dürfen kein Gewässer schädigen, um ein anderes zu fördern", verdeutlicht Keller.

Nachdem der Wasserspiegel des Rothsees schon um zwei Meter abgesenkt wurde und kein Donau-Wasser über den Kanal nachfließt, wurde die Abgabe aus dem Rothsee nun auf die Mindestabgabemenge von 500 Liter pro Sekunde reduziert. "Dort fallen jetzt die Strände steiler ab. Der Verleih von Tretbooten ist eingeschränkt, der Verkauf von Angelkarten musste eingestellt werden", sagt Thomas Gruber, Geschäftsleiter des Zweckverbandes Rothsee.

Kleiner Rothsee nicht betroffen

Nicht abgesenkt werden muss dagegen die Vorsperre, die man auch als Kleiner Rothsee kennt. Hier kann man ohne Einschränkung baden. Gleiches gilt für den Igelsbachsee und den Kleinen Brombachsee.
Der Große Brombachsee hingegen muss nun einspringen, um das fehlende Donau-Wasser auszugleichen. Elf Kubikmeter pro Sekunde verliert er derzeit an die fränkischen Flüsse, dadurch sinkt der Wasserspiegel um etwa elf Zentimeter pro Tag.

Zum Glück wurde der Brombachsee in diesem Jahr gut mit Altmühl-Hochwasser gefüllt und kann von diesem Reservoir zehren. Bisher wurde er um 60 Zentimeter gesenkt. Bleibt die Situation weiter so angespannt, sinkt der Wasserspiegel um weitere 70 bis 80 Zentimeter pro Woche.

Holpriger Fels statt Sandstrand

Momentan werden dadurch am Brombachsee nur die Strände breiter. In drei Wochen würde man dann aber in einen Bereich kommen, in dem man nicht mehr durch Sand, sondern über holprigen Fels ins Wasser gelangt. Eine Woche später könnte auch der große Trimaran, die MS Brombachsee, nicht mehr fahren.

So etwas gab es noch nie am Brombachsee — und auch in diesem Jahr ist es extrem unwahrscheinlich. Außergewöhnlich ist die Situation aber dennoch. „In unserem Bereich wird dies das Trockenheitsjahr 2015 noch toppen“, meint Keller. Schon jetzt verzeichnen etwa die Schwäbische Rezat bei Weißenburg und einige ihrer Zuflüsse die niedrigsten Wassermengen seit Aufzeichnungsbeginn.

Die Donau-Überleitung wurde zwar auch 2015 schon für drei Tage gestoppt. Doch nun sind es schon sechs Tage — und ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Gut also, dass es noch den Brombachsee als Wasserreservoir gibt. "Das Überleitungssystem ist heute wichtiger als je zuvor. Gut, dass es schon in den 1970ern geplant wurde. Heute würde es wohl an zu großem Widerstand scheitern", meint Keller.

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