Tierquäler verstümmelt bedrohte Vogelart bei Würzburg

5.8.2015, 13:12 Uhr
Tierquäler verstümmelt bedrohte Vogelart bei Würzburg

© LBV

Die Flügel der streng geschützten Greifvögel wurden von einem Unbekannten mit einer Schere gezielt beschnitten. Die zwei flugunfähigen Vögel wären so in Kürze verhungert.

Die erste Wiesenweihe wurde an einem Feldweg in der Albertshäuser Flur bei Giebelstadt gefunden. „Dem Weibchen wurden brutal Flügel und Schwanz gestutzt – vermutlich mit einer Haushalts- oder Gartenschere“, berichtet Ralf Krüger. In der Natur wäre der Vogel verhungert. „Sollten die Federn nachwachsen, könnten wir den Jungvogel erst nächstes Jahr auswildern, und er könnte nicht dieses Jahr mit seinen Artgenossen zum Überwintern in den Süden ziehen“, so Krüger weiter.

Der zweite verstümmelte Jungvogel wurde bei Baldersheim im südlichen Landkreis Würzburg bei einer zufälligen Kontrolle entdeckt. Hier wurde der linke und rechte Flügel eines Männchens verstümmelt, so dass die junge Wiesenweihe flugunfähig ist und ebenfalls verhungern würde. „Etwa sieben bis acht Zentimeter wurden dem männlichen Greifvogel von beiden Flügeln abgeschnitten“, beschreibt Krüger. Beide Jungvögel werden vorübergehend in einer Greifvogelauffangstation in Würzburg versorgt. „Ob sie sich erholen und nach der Mauser wieder flugfähig sein werden, können wir nicht abschätzen“, sagt Ralf Krüger.

Die Wiesenweihe ist ein gutes Beispiel für erfolgreichen Artenschutz. Die Vogelart stand schon einmal kurz vor dem Aussterben: Auch dank eines Schutzprogramm des LBV stieg die bayerische Population von zwei Paaren auf an die 200 Paare an.

Möglicherweise Serientäter

„Nach dem Abbrennen eines Sumpfohreulennests bei Schrobenhausen, der Tötung zweier Luchse bei Cham und der Vergiftung eines Uhus bei Regensburg erreicht dieser symbolische Akt der bewussten Tierquälerei eine nächste Eskalationsstufe“, so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.

Die Taten zeigen ein vergleichbares Muster, und beide Vögel wurden in nur 20 Kilometern Abstand südlich von Würzburg gefunden. Beide Fälle wurden umgehend vom LBV bei der Polizei Würzburg angezeigt. „Das Einfangen ist wahrscheinlich nachts passiert, denn dann können die Wiesenweihen nicht wegfliegen, da sie sich nicht orientieren können“, so Krüger, der auch Mitglied im LBV-Landesvorstand ist. Einen Unfall mit einer landwirtschaftlichen Maschine schließen die Naturschützer des LBV aus. „Wir haben die Verletzungen auf diese Möglichkeit überprüfen lassen, und sie weisen eindeutig auf eine menschliche Misshandlung hin“, erklärt Krüger weiter.

Hilfe von Spezialisten wird gefordert

„Wir können diese Taten nicht verstehen, und sie machen keinen Sinn. Deshalb muss dies als ein gezielter Akt gegen die Wiesenweihe und die Schutzbemühungen des LBV gesehen werden“, so LBV-Chef Norbert Schäffer. Da die Behörden bei allen Fällen weiterhin im Dunkeln tappen, fordert der Landesbund für Vogelschutz (LBV) nun noch eindringlicher, endlich eine speziell geschulte Polizeieinheit gegen Umweltkriminalität einzurichten. "Die Beamten vor Ort müssen bei Fällen der Umweltkriminalität zukünftig endlich Unterstützung von Spezialisten bekommen“, erneuert Schäffer die Forderung des LBV gegenüber dem bayerischen Innenminister.

LBV hat Belohnung ausgesetzt

Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, hat der LBV eine Belohnung von 1.000 Euro ausgesetzt. Sollte der Täter gefasst werden, muss er sich wegen Verstoßes gegen das Bundesnaturschutz- und das Tierschutzgesetz verantworten.

Hinweise zu der Tat nimmt die Bezirksgeschäftsstelle des LBV in Veitshöchheim unter  0931-45265047 oder jede Polizeidienststelle entgegen.