Prognose

Überraschende Bevölkerungsentwicklung in Altmühlfranken

2.9.2021, 06:01 Uhr
Ellingen boomt: Die großen Baugebiete am Windhof sorgen für eine wachsende Bevölkerung.

© Limes-luftbild.de, NN Ellingen boomt: Die großen Baugebiete am Windhof sorgen für eine wachsende Bevölkerung.

Die Gemeinde Polsingen etwa. Im Niemandsland zwischen Franken und Schwaben gelegen soll die Kommune laut der Untersuchung bis 2033 zwischen 2,5 und 7,5 Prozent an Bevölkerung zunehmen. Das Grenzgebiet zwischen den Bezirken galt wegen schlechter Verkehrsanbindung und ländlicher Strukturierung bislang eher nicht als eines der Boomzentren im Landkreis.

Da hatte man schon eher Pappenheim und Solnhofen auf dem Schirm, weil die Flucht vor den immensen Immobilienpreisen rund um Ingolstadt und inzwischen auch Eichstätt längst Menschen weiter hinaus ins Umfeld treibt. Die beiden Altmühltalgemeinden galten mit ihrer Zuganbindung samt neuerdings direktem Audi-Halt als potentielle Gewinner einer solchen Entwicklung.

Allerdings wird ihnen nun sogar eine deutliche Abnahme der Bevölkerung attestiert. Zwischen 7,5 und 2,5 Prozent weniger Menschen als heute würden dort im Jahr 2033 leben, prognostiziert das Statistische Landesamt. Auf dem Jura dagegen ist Nennslingen mit einem Bevölkerungsplus von 7,5 bis 2,5 Prozent verzeichnet. Am sich dort ebenfalls langsam bemerkbar machenden Druck aus dem nahen Oberbayerischen kann das aber nur bedingt liegen, denn für die unmittelbare Nachbargemeinde Bergen wird ein Minus von 7,5 bis 2,5 Prozent vorhergesagt.

Boomtown Ellingen

Wenig überraschend und wohl auch kaum umstritten ist dagegen, dass Ellingen die Boomtown im Landkreis ist. Die Deutschordensstadt ist die einzige Gemeinde im Landkreis, die mit einem Plus von 7,5 bis zehn Prozent seiner Einwohner in den nächsten Jahren rechnen darf. Konkret geht man im Jahr 2033 von 4170 Einwohnern im Vergleich zu 3851 Ende 2019 aus. Der stete Zubau in den neuen Wohngebieten Ellingens lässt diese Annahme auch durchaus realistisch erscheinen.

Neben den bereits genannten Gemeinden sind auch noch Dittenheim, Absberg und Ettenstatt im Club der Wachstums-Dörfer zu finden. Ihnen allen werden Zunahmen von 7,5 bis 2,5 Prozent prognostiziert. Auf der anderen Seite der Rangliste finden sich Gnotzheim und Meinheim, bei denen laut Statistischem Landesamt von Bevölkerungsrückgängen von 10 bis 7,5 Prozent zu rechnen sei.

Auch das ziemlich erheblich, wenn man sieht, dass nur 79 der insgesamt 2056 bayerischen Gemeinden in dieser zweitschlechtesten Kategorie vertreten sind. Neben Pappenheim, Solnhofen und Bergen müssen zudem noch Markt Berolzheim und Theilenhofen mit sinkenden Einwohnerzahlen in den kommenden Jahren rechnen.

Der Großteil ist stabil

Von den 27 Landkreisgemeinden findet sich damit keine in der höchsten Wachstumsklasse, mit Ellingen eine in der zweithöchsten und vier weitere in der dritten Wachstumsklasse. Das Gros von insgesamt 15 Gemeinde wird mit einer stabilen Bevölkerungsentwicklung prognostiziert, die zwischen plus 2,5 und minus 2,5 Prozent liegen kann.

In diesen Bereich fallen auch die drei großen Städte im Landkreis, für die die Prognose sogar bis ins Jahr 2039 reicht. Für Weißenburg rechnet man 2039 mit 19 000 Einwohnern und damit rund 350 mehr als noch Ende 2019. Treuchtlingen sieht man mit einem minimalem Minus bei 12 900 (Ende 2019: 12952) und Gunzenhausen legt von 16 616 bis ins Jahr 2039 auf 17 000 Einwohner zu.

Weißenburg wächst weiter

Insgesamt acht Gemeinden werden in den kommenden Jahren mit sinkenden Bevölkerungszahlen erwartet. Davon eine sehr stark, zwei stark und fünf moderat. Insgesamt erwartet man für den Landkreis bis 2039 aber ein moderates Wachstum. So rechnete man im Landesamt in einer im Dezember 2020 herausgegebenen Studie für das Jahr 2039 in Weißenburg-Gunzenhausen mit rund 95 200 Einwohnern und damit rund 500 Bürgern mehr, als zu Beginn des Untersuchungszeitraums 2019. Allerdings hatte man bereits im Dezember 2020 im Landkreis diese Marke mit 95 112 Einwohner fast gerissen.

Die Untersuchung des Landesamts schreibt im Wesentlichen die Entwicklungen der vergangenen Jahre in den Bereichen Geburten, Sterbefälle sowie Weg- beziehungsweise Zuzüge fort und bezieht einige aktuelle Trends mit ein. Sowohl unvorhergesehene Ereignisse wie Krieg oder Flüchtlingszuzüge als auch politisches Handeln oder wirtschaftliche Ansiedlungen könnten großen Einfluss auf die Entwicklungen haben, heißt es in einer Pressemitteilung zu der Untersuchung.

Insofern seien die Bevölkerungsvorausberechnung nicht als finale Prognose, sondern als vernünftige Annahme, wie sich die Region weiterentwickeln könne, zu verstehen.