Verfassungsfest predigen: Es braucht Standards für deutsche Imame

10.11.2020, 14:35 Uhr
Es gibt Probleme bei den Imamen in Deutschland - die Politik will reagieren.

© Axel Heimken (dpa) Es gibt Probleme bei den Imamen in Deutschland - die Politik will reagieren.

Wie lange reden wir eigentlich schon darüber, dass die Predigten in etlichen Moscheen ein großes Problem für die Integration von Muslimen in Deutschland darstellen? Die islamischen Geistlichen haben einen erheblichen Einfluss auf das Weltbild ihrer Zuhörer. Das war auch in der christlichen Kirche mal so, doch zunehmende Säkularisierung und Mitgliederschwund ließen die Bedeutung der Sonntagspredigten schwinden. Zudem hat das einst durchaus aggressiv auftretende Christentum die Läuterung der Aufklärung hinter sich.

In den Moscheen jedoch finden nicht selten Menschen zusammen, für die die Predigt des muslimischen Geistlichen ein Ankerpunkt ihres Alltags ist, oft einer der wichtigsten. Was die Zuhörer dort über unsere Grundwerte wie Menschenwürde, Gleichberechtigung der Geschlechter und Religionsfreiheit erfahren, prägt ihr Lebensbild - im Guten wie im Schlechten.

Leider gibt es unzählige Belege dafür, dass die Inhalte immer wieder verhetzend und verfassungswidrig sind. Überraschend ist das nicht, wenn man weiß, woher viele Imame kommen und wer sie bezahlt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, dessen Religionsbehörde den entscheidenden Einfluss hat, macht ja selbst kein Geheimnis, was er von westlichen Werten hält - vor kurzem wieder mit seiner unflätigen Beschimpfung des französischen Präsidenten. Nur, weil dieser nach einem aktuellen islamistischen Anschlag auf das Problem des religiös motivierten Terrorismus hingewiesen hatte.

Sieben Millionen Euro für fortschrittliche Gemeinden

Nun will die Islamkonferenz der Bundesrepublik - wieder einmal - dafür eintreten, dass die Imame hier zu Lande sozialisiert sind und die deutsche Sprache beherrschen. Wenn es klappt, dann wäre das ein riesiger Fortschritt. Doch das Anfang des Jahres gestartete Ausbildungsprogramm des türkischen Dachverbandes Ditib muss sich erst noch bewähren, vor allem wäre eine Abgrenzung von der türkischen Botschaft und den Generalkonsulaten nötig.

Eine gute Idee ist es, dass der Bund auch einzelne Moscheen und nicht nur die großen Verbände finanziell fördern will. Sieben Millionen Euro sind dafür vorgesehen, vor Ort das Bemühen um Integration zu würdigen - zum Beispiel in Gestalt der Kontaktpflege zur Nachbarschaft. Das könnte fortschrittliche Gemeinden stärken.

Bundesinnenminister Horst Seehofer betrachtet das neue Programm unter dem Stichwort "Heimatpolitik". Das ist richtig, denn viele Muslime sind längst nicht mehr "Gäste" auf Zeit, sondern leben schon seit Jahrzehnten hier und besitzen nicht selten die deutsche Staatsbürgerschaft. Für die Schattenseite des Islam in der Bundesrepublik ist das Innenministerium auch zuständig, etwa für die Beobachtung von Islamisten durch den Verfassungsschutz. Beides hat seine Berechtigung, keines funktioniert ohne das andere.

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