Versuchte Tötung in Berching? - "Ja, ich hatte Todesangst"

11.11.2020, 17:51 Uhr
Was passierte an dem Abend vor Heilig Abend? (Symbolfoto)

© Jan-Philipp Strobel Was passierte an dem Abend vor Heilig Abend? (Symbolfoto)

Eigentlich war dieser Tag vor Heilig Abend im Jahr 2019 wie jeder andere auch. Das Paar lebt bereits getrennt, aber nur gedanklich. Tatsächlich wohnen sie noch gemeinsam in einem Haus in Berching. An jenem 23. Dezember gingen beide zusammen Getränke einkaufen, setzten sich zusammen, redeten. Doch der Abend endete nicht friedlich.

Sie waren seit vier Jahren ein Paar, doch "die Beziehung war schon immer schwierig", erinnert sich Anne M. (32) vor dem Schwurgericht, sie weint. Nur zwei Meter entfernt sitzt ihr Ex-Partner als Angeklagter, doch die beiden trennen Welten: Anne M. (Name geändert) ist als Zeugin gefragt, denn ihr Ex (38) soll sie gewürgt haben und muss sich nun wegen gefährlicher Körperverletzung und versuchtem Mord verantworten.

Der Streit bahnte sich via Whatsapp an: Er war im Keller, sie saß im Erdgeschoss auf dem Sofa. "Ich war genervt und wollte eigentlich schlafen", sagt sie heute. Ihr Ex-Freund hätte ihr nun Nachrichten geschrieben, man diskutierte über die anstehenden Weihnachtsfeiertage und ob man diese gemeinsam verbringen wolle.

Flucht in Unterwäsche

Schließlich kam er, so beschreiben es beide, zu ihr und wollte ihr ein Weihnachtsgeschenk übergeben. An dem Inhalt des Päckchens habe sie aber damals kein Interesse gehabt, sagt sie heute. "Ich bin nicht käuflich." Er packte es selbst aus und warf ihr einen teuren Schal samt Verpackung ins Gesicht. Als sie weinte, soll er sinngemäß gesagt haben: "Ich zeig dir, was wirklich weh tut." Was danach passierte, schildern beide höchst unterschiedlich.


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"Ja, ich hatte Todesangst", sagt sie und schluchzt heftig, als sie beschreibt, wie ihr Ex-Partner sie an den Haaren vom Sofa zu Bogen zog. Er, ein großer und athletisch gebauter Mann, stützte sich auf ihren Körper, presste ihr beide Hände auf Mund und Nase und würgte sie abwechselnd. Als er von ihr abließ, rannte sie barfuß und nur in Unterwäsche bekleidet in den Garten und schrie um Hilfe. Bis die Nachbarn eingriffen, brachte er sie erneut zu Boden, und würgte sie wieder.

Der Angeklagte lässt sein Statement durch seinen Verteidiger verlesen. Er bestätigt den Streit, doch würgen wollte er die Frau nicht – er habe kein Aufsehen aufgrund unnötiger Hilferufe gewollt, ihr deshalb mit seinen Händen den Mund zu gehalten. Töten wollte er sie freilich nicht.
Er will an jenem Abend mehrere Biere und Schnäpse getrunken haben. Vor Gericht bietet er eine Entschuldigung an, Anne M. lehnt ab. Der Prozess geht weiter.