Viele Tote in Pflegeheimen: Patientenschützer attackieren Regierung

9.1.2021, 16:00 Uhr
In den Pflegeheimen herrscht derzeit oft Einsamkeit, viele Einrichtungen schränken die Besuchsmöglichkeiten ein. 

© Karina Hessland/imago In den Pflegeheimen herrscht derzeit oft Einsamkeit, viele Einrichtungen schränken die Besuchsmöglichkeiten ein. 

Patientenschützer sind alarmiert. Bereits Mitte Dezember sprach etwa die Stiftung Patientenschutz von einem "Tohuwabohu" bei den Abstrichen in Pflegeheimen, jetzt erneuert der Verband seine Kritik. "Zusätzliche tägliche Schnelltests für Pflegebedürftige, Personal und Angehörige sind ein effizientes Mittel, die unkontrollierte Ausbreitung des Virus zu verhindern", sagte Vorstand Eugen Brysch am Samstag. Er appellierte an Gesundheitsminister Jens Spahn dafür zu sorgen.

Gegenüber der Bild-Zeitung wurde Brysch noch deutlicher. "Pflegeheimbewohner bringen die größten Opfer in der Pandemie. Einsamkeit, Leiden und Tod sind allgegenwärtig." Die Test-Strategie der Regierung drohe an einem Kostenstreit zu scheitern. "Für das Ministerium sind 18 Euro für Personal und Organisation pro Test wohl zu viel", sagte der Vorstand der Stiftung Patientenschutz der Bild. In Praxen werden aber bis zu 80 Euro bezahlt. Es müsse "endlich Schluss sein mit dem Gefeilsche um Schnelltests für die Altenpflege".

Nach einem Bericht der Bild seien etwa allein im Dezember in Hessen über 1000 Bewohner in Altenheimen an oder mit Covid-19 gestorben, ein Anteil von 86 Prozent. In Bremen waren es 73, in Nordrhein-Westfalen 55 Prozent. Bayern veröffentlicht solche Zahlen nicht routinemäßig, die Über-80-Jährigen sind aber seit einigen Wochen die größte Gruppe unter den Todesfällen.

Massenausbrüche auch immer wieder in Franken

Auch in Franken kommt es trotz strenger Hygienevorschriften immer wieder zu Massenausbrüchen. Um den Jahreswechsel herum etwa stieg die Zahl in Nürnberger Einrichtungen sprunghaft an, das Virus breitete sich in zwei Dritteln aller Heime aus. Fast 200 Bewohner in einem Haus im Südwesten der Stadt infizierten sich Ende Dezember.

"Es ist der größte Ausbruch, den wir in Nürnberg bisher hatten", sagte Gesundheitsreferentin Britta Walthelm damals. Der hohe Krankheitsstand unter den Mitarbeitern wirkte wohl wie eine Art Katalysator. Es ist wichtig eine solche Lage frühzeitig ernst zu nehmen und sich Gedanken zu machen, sowie Kontakt mit uns und der Heimaufsicht aufzunehmen."

Die Bundesregierung setzt auf baldige Impfungen in den Pflege- und Altenheimen - bei den Senioren und dem Personal. Minister Spahn versprach etwa, dass im Januar alle Bewohner geimpft werden könnten, trotz knapper Kapazitäten bei den Impfstoffen selbst. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel rechnet mit einem höheren Tempo in den kommenden Wochen.

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