Warum fliegen Insekten immer ins Licht?

30.8.2011, 16:09 Uhr
Warum fliegen Insekten immer ins Licht?

© wetwater/Photocase.com

Ein paar Mal hörte man sie noch  gegen die Glühbirne stoßen, es folgte ein kurzes Zischen und dann... Stille. Ihre Suche nach Licht lässt Nachtfalter und andere Insekten oft zielsicher in den Tod fliegen.

„,Sind die doof‘, denken wir Menschen jedes Mal, wenn wir das Trauerspiel beobachten“, sagt Jürgen Schmidl, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Department Biologie der Uni Erlangen-Nürnberg. Dabei sind wir Menschen auch schuld am massenhaften Mottensterben. Ausdauernd umkreisen Nachtfalter Straßenlaternen,  Küchen-, Wohn- und Schlafzimmerlampen oder auch die aufgestellten Kerzen auf dem Gartentisch. So lange, bis sie den menschgemachten, künstlichen Lichtquellen irgendwann gefährlich nahe kommen und ihre dünnen Körper in der Hitze verbrennen.

„In der Natur gab es eben immer schon nur den Mond als Lichtquelle.“ Und an diesem orientieren sich die Nachtfalter auf ihrem Flug durch die Dunkelheit. „Er ist ihr Orientierungspunkt, um geradeaus zu fliegen“, sagt Schmidl. Eine Motte peilt den Mond an und fliegt – in einem gleichbleibenden Winkel zum Licht – vorwärts.  „Dadurch, dass der Mond so weit entfernt ist, wird die Flugbahn gerade“, erklärt der Biologe. Genauso erscheint für einen menschlichen Betrachter die Erdoberfläche bis zum Horizont, aufgrund der weiten Strecke, ganz flach, obwohl die Erde rund ist und eben doch keine Scheibe. Auch der vermeintliche Mond, der sich als Straßenlaterne entpuppt, wird für den Nachtfalter plötzlich rund.

„Eine Nachttischlampe oder Kerze ist im Gegensatz zum Mond so nahe da, dass die Motte beim Versuch, geradeaus zu fliegen, automatisch eine Kreisbahn einschlägt“, sagt Schmidl. Die Motte fliegt instinktiv zum Licht, wie sie es in Zeiten ohne elektrische Beleuchtung gelernt hat. Sie will sich orientieren und wird dabei völlig desorientiert: Denn während beim Mond der Flugwinkel durch die weite Entfernung immer gleich bleibt,  ändert sich die Position des Falters zur Straßenlaterne alle paar Zentimeter.

Die Tiere versuchen darum ständig, ihre Richtung anzupassen, und drehen sich irgendwann nur noch im Kreis. Das kann bis zur völligen Erschöpfung der Insekten führen.  „Sie kreisen immer weiter um die Lampe und kommen ihr näher und näher, bis sie jämmerlich verbrennen“, sagt Schmidl.

Keine Kommentare