Ausstellung auch in Erlangen

"Was ich anhatte": Frauen zeigen die Kleidungsstücke, die sie trugen, als sie vergewaltigt wurden

Christiane Krodel

Redaktion Nürnberg, Region & Bayern

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27.11.2023, 05:55 Uhr
In zahlreichen Stätten war die Ausstellung bereits zu sehen - wie hier in Nordrhein-Westfalen

© Juergen Schulte-Michels In zahlreichen Stätten war die Ausstellung bereits zu sehen - wie hier in Nordrhein-Westfalen

Als der Soldatin Franca K.o.-Tropfen ins Getränk gemischt und sie anschließend von zwei Männern vergewaltigt wird, trägt sie Uniform. Mona, neun Jahre alt, ist mit einer Jogginghose und einer Fleecejacke bekleidet, als sich ein junger Mann an ihr vergeht. Und Sonja, ebenfalls neun Jahre alt, hatte sich an jenem Tag für ein geblümtes Kleid und pinke Schuhe entschieden. Der Täter, der sie sexuell missbraucht, ist ihr Stiefvater.

Die Ausstellung "Was ich anhatte", die derzeit in Eichstätt im Bahnhof zu sehen ist, zeigt die Kleidungsstücke der drei und auch weiterer Opfer sexueller Gewalt. Bei den Exponaten handelt es sich größtenteils um Original-Kleidung. Existierte diese nicht mehr, wurde sie in Secondhand-Läden nachgekauft.

Fast 1500 Vergewaltigungen in Bayern

Besucher und Besucherinnen, heißt es zur Ausstellung, könnten sich in der Kleidung widerspiegeln. "Vielleicht haben sie eines der Outfits selbst in ihrem Schrank hängen oder hatten es noch in der letzten Woche an. Auf diese Weise kann der Mythos enthüllt werden, dass, wenn wir es einfach vermeiden, dieses Outfit zu tragen, niemals verletzt werden können."

Die Wanderausstellung, die bereits in zahlreichen Städten zu sehen war und gebucht werden kann, will Denkanstöße geben und den Mythos Opferschuld thematisieren. Die Opferschuld sei immer noch in den Köpfen drin, sagt eine der Initiatorinnen der Ausstellung Beatrix Wilmes. "War sie aufreizend angezogen, alleine nachts unterwegs, hat sie getrunken, ihr Glas offen stehen lassen. Nach einer Tat gibt es so viele Dinge, die Frauen getan haben sollen. Dabei ist es allein der Täter, der Schuld hat", erklärte sie vor zwei Jahren in einem Interview.

In Bayern wurden laut der jüngsten polizeilichen Kriminalstatistik aus dem Jahr 2022 unter anderem fast 1500 Vergewaltigungen angezeigt. Die Dunkelziffer dürfte höher liegen. Erfasst wurden 104 Fälle von sexuellem Missbrauch von Schutzbefohlenen, über 2000 Fälle sexueller Belästigung sowie 83 Fälle von sexuellen Übergriffen und Nötigung in besonders schwerer Form.

Ausstellung kommt nach Erlangen

In Eichstätt ist die Wanderausstellung noch bis zum 1. Dezember zu sehen. Der Eintritt ist frei. Im Frühjahr nächsten Jahres kommt sie auch in die Region - nach Erlangen (11. bis 25. März).

Die Idee, Kleidungsstücke von Vergewaltigungs-Opfern zu zeigen, setzt auch die globale "Spotlight Initiative" um. Im vergangenen Jahr stellte diese unter dem Titel "Was hast du getragen?" mehr als 100 Exponate im Gebäude der Vereinten Nationen in New York City aus. Ziel ist, in Zusammenarbeit mit Regierungen, Organisationen und weiteren Partnern jede Form von Gewalt gegen Mädchen und Frauen bis zum Jahr 2030 zu eliminieren.

Weitere Informationen unter www.wasichanhatte.de

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