Altstadt

Das komplette Sigwart-Areal steht kurz vor dem Verkauf

25.11.2021, 13:46 Uhr
Der Gebäudekomplex der ehemaligen Brauerei Sigwart mit dem Bräustüberl an der Luitpoldstraße als markantestem Gebäude wechselt den Besitzer. Die Familie Kilinc will das Brauhaus erwerben. Möglicherweise macht aber die Stadt noch von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch.

© Robert Renner, NN Der Gebäudekomplex der ehemaligen Brauerei Sigwart mit dem Bräustüberl an der Luitpoldstraße als markantestem Gebäude wechselt den Besitzer. Die Familie Kilinc will das Brauhaus erwerben. Möglicherweise macht aber die Stadt noch von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch.

Danach sieht es bisher aber eher nicht aus. Denn wie gewöhnlich gut unterrichtete Kreise berichten, hat sich der vorberatende Bauausschuss dafür ausgesprochen, das Vorkaufsrecht nicht auszuüben.

Die endgültige Entscheidung steht im nicht öffentlichen Teil der Stadtratssitzung am heutigen Donnerstag ab 17 Uhr im Wildbadsaal auf der Tagesordnung. Ob das Gremium dann der Empfehlung seines vorberatenden Ausschusses folgt, wird sich zeigen.

Die Gerüchteküche hatte ab Anfang dieser Woche angesichts des bevorstehenden Verkaufs gekocht. Unsere Zeitung fragte daher bei Oberbürgermeister Jürgen Schröppel an, was Stand der Dinge ist. Das Stadtoberhaupt äußerte sich zu der Sache aber mit Verweis auf den laufenden Vorgang nicht. Vor allem wollte er auch nicht einer Entscheidung des Stadtrats vorgreifen.

Familie Kilinc bestätigte Kaufabsicht

Doch auch wenn sich das Stadtoberhaupt zu dem Vorgang nicht äußern wollte, bestätigte die Familie Kilinc, die bereits einige markante Gebäude in der Stadt besitzt, darunter das Hotel Wittelsbacher Hof, das dem Ende seiner Renovierung entgegensieht, und das frühere Fabrikgebäude der Firma Anselm, ihre Kaufabsicht.

„Ja, das stimmt“, sagt Sezgin Kilinc auf die Frage nach dem Interesse ihres Unternehmens an den Sigwart-Immobilien in der Weißenburger Altstadt.

Ursprünglich habe man nur den Brandenburger Hof kaufen wollen, aber im Gespräch mit dem ehemaligen Sigwart-Besitzer Wolfgang Aurnhammer kam es zu der Idee einer großen Paketlösung. Zu dieser gehören neben dem Sigwart Bräustüberl der gesamte Brauereikomplex zwischen Roßmühle, Mohrenzwinger und Luitpoldstraße sowie der Brandenburger Hof.

Alles zusammen soll den Besitzer für etwas über 2,1 Millionen Euro wechseln. Nicht enthalten ist das Gebäude neben dem Bräustüberl an der Luitpoldstraße, in dem die Café-Bar Lu&Lorenz beheimatet ist.

Architektenwettbewerb geplant

Die Stadt habe sich erfreut gezeigt, dass es eine private Initiative für den Leerstand gibt. „Wir haben uns darauf verständigt, dass wir gemeinsam mit der Stadt einen Architektenwettbewerb durchführen und uns dazu verpflichten, die Pläne von einem der drei Gewinner umzusetzen“, erklärt Sezgin Kilinc. „Da haben wir auch eine Vereinbarung unterschrieben.“

Vorher müsse man aber mit der Stadt noch die konkret geplante Nutzung absprechen, die als Vorgabe für die Planungen der Architekten dienen muss. „Das Natürlichste wäre Gewerbe im Erdgeschoss und Wohnungen darüber“, stellte Kilinc fest. Aber grundsätzlich, betont sein Bruder Ates, sei man offen und wolle „Hand in Hand“ mit der Stadt arbeiten und Ideen entwickeln.

Spekulation mit Immobilienpreisen?

Dass das Unternehmen Kilinc zuletzt in Weißenburg einen erheblichen Immobilienbestand aufgebaut hat, macht derweil manchem Kritiker Sorge. Dem Bauunternehmen in Familienhand gehört auch der Wittelsbacher Hof, das Anselm-Gebäude, die Fattoria und der ehemalige Hirsch im Umgriff des Wittelsbachers Hofs. Es gibt Befürchtungen, dass die Brüder die Immobilien liegen lassen könnten und auf steigende Immobilienpreise spekulieren.

„Blödsinn“, sagt Sezgin Kilinc. „Wir haben da zwei Millionen Euro drin, die lassen wir nicht einfach liegen, wir wollen auch, dass dann da was passiert.“ Abgesehen davon wolle man keinen jahrelangen Leerstand, sondern „etwas Positives für Weißenburg“. „Wir wollen hier ja auch in Zukunft noch ruhig über die Straße gehen.“

Fakt ist, dass die Beplanung des Brauerei-Areals an der Roßmühle die Stadt an dieser Stelle für die nächsten 100 Jahre prägen wird. Die denkmalgeschützten Teile der Brauerei würden erhalten. Große Teile der Wirtschaftsgebäude seien allerdings nicht denkmalgeschützt, sodass hier mit einem Abriss zu rechnen sei.

Die Stadt hat ein Vorkaufsrecht

Immer wenn in Weißenburg eine Immobilie verkauft werden soll, wird die Stadtverwaltung vom Notariat darüber informiert, um zu klären, ob ein städtisches Vorkaufsrecht vorliegt. In Falle der Brauerei Sigwart ist dies gegeben, weil erst vor ein paar Monaten die gesamte Altstadt und angrenzende Gebiete zum Sanierungsgebiet erklärt wurden – unter anderem eben genau mit dem Hintergrund, Vorkaufsrechte ausüben zu können.

Im Falle der Brauerei Sigwart hat dies der Bauausschuss aber als nicht notwendig erachtet, denn durch den Architekturwettbewerb kann gewährleistet werden, dass nichts entsteht, was dem Bild der Altstadt nicht zuträglich ist. Außerdem hat die Stadt auch immer die Möglichkeit, für ein Gebiet einen Bebauungsplan aufzustellen und so in die Gestaltung einzugreifen.

Denkbar sind für das weitläufige Areal verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten, zumal in unmittelbarer Nähe der Busbahnhof Am Plerrer und das Zettlmeissl-Gelände liegen. Dieses hat die Stadt bekanntlich erworben, um es mit dem Busbahnhof zusammen neu zu gestalten. Nun könnte fast der gesamte nordöstliche Teil der Altstadt überplant und zukunftsfähig gemacht werden. Eine riesige Chance für die Stadt.