Die Versetzung der Martin-Luther-Statue ist geglückt

20.11.2013, 21:58 Uhr
Die Versetzung der Martin-Luther-Statue ist geglückt

© Steiner

Das Leitwort, das sich die evangelische Kirchegemeinde St. Andreas ausgesucht hatte, hätte nicht treffender sein können, befand auch Professor Dr. Hans Ulrich, der zu späterer Stunde den Festvortrag in der Karmeliterkirche hielt. Denn das Motto traf in vielerlei Hinsicht auf den Reformationstag in Weißenburg zu.

Zum einen war die Luther-Statue des Münchener Künstlers Martin Mayer nach 30 Jahren endlich dort angekommen, wo sie schon immer hätte stehen sollen. „Nein, wir haben ihn nicht um die Ecke gebracht . . .“, spielte Dekanin Ingrid Gottwald-Weber dann auch auf ein geistiges Wort ihres Ettenstatter Kollegen Jo­achim Piephans an, dem offensichtlich der alte Standort der Statue besser gefällt. „Jetzt steht er hier, der große Reformator, und weist auf großes hin: Was hülfe es dem Menschen, wenn er die Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele.“

Ein Umhang für den Reformator

Luther bewege auch heute noch die Menschen, sagte die Dekanin, die allen dankte, die die Versetzung der 800 Kilogramm schweren Statue ermöglicht haben. Danach entfernte sie den weißen Umhang und enthüllte das von Scheinwerfern erleuchtete Denkmal, das Hermann Gutmann einst gestiftet hat. Danach hängten Kinder dem Reformator einen Umhang um, den sie am Luthernachmittag gemeinsam gestaltet hatten. „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“, steht in bunten Lettern auf dem weißen Tuch, auf dem sich alle Kinder mit ihren Initialen oder einem Handabdruck verewigt haben. Auch heute noch, sagte Kerstin Lange, ließen sich die Kinder gerne von Luther bewegen.

Stadtarchivar Reiner Kammerl zeichnete anschließend in seinem historischen Rückblick die Beziehung Luthers zur Großen Kreisstadt nach. Ob Luther jemals in Weißenburg gewesen sei, könne man nicht mit Gewissheit sagen, weil es keine Quelle gibt, die das belegt. Es könnte Kammerl zufolge aber durchaus sein, dass der Reformator auf seiner Romreise im Jahr 1510 oder 1511 auch durch Weißenburg gekommen sei, zumal Augsburg und Nürnberg als Übernachtungsorte belegt seien.

Immerhin hat Luther aber sein literarisches Vermächtnis auch in Weißenburg hinterlassen: Die 1534 in Wittenberg gedruckte erste deutsche Bibelausgabe gehört zu den „literarischen Prunkstücken unserer Ratsbibliothek“, sagte Kammerl. Zudem kaufte der damalige Rat im Jahr 1666 eine 13-bändige Werkausgabe Luthers - zum Schnäppchenpreis von elf Reichstalern.

Im Folgenden erklärte der Stadtarchivar die Geschichte des Luther-Denkmals und des Luther-Platzes, der bis 1934 schlicht „Kirchenplatz“ hieß. Dass es 30 Jahre dauerte, bis Luther endlich dort landete, ist eine lange und komplizierte Geschichte, die abendfüllend wäre. Im Kern der Kontroverse stehen die unterschiedlichen Ansichten über den idealen Standort: Mayer war für den Luther-Platz, der Stifter Hermann Gutmann wünschte sich die Westseite der Andreas-Kirche, wo er 1983 letztlich auch aufgestellt wurde.

Stellprobe mit Puppen

Vorangegangen waren diverse Streitigkeiten und unter anderem eine Stellprobe auf der Westseite der Kirche mit als Luther verkleideten Schaufensterpuppen aus dem Steingass, die der städtische Bauhof auf die Größe des Denkmals umgebaut und mit Perücke, Schuhen und einem großen schwarzen Vorhang ausstaffiert hatte.

Mayer beharrte auf dem Lutherplatz: „Vom Standort hängt ein erheblicher Teil der Wirkung der Plastik ab, und in städtebaulicher Hinsicht könnte der südlich der Andreaskirche gelegene Platz mit wenig Aufwand zu einem Schmuckstück der Stadt werden, also nicht nur zum Vorteil der Statue.“

Letztlich setzte sich für die nächsten 30 Jahre der Wunsch des Stifters durch, der vom Künstler lediglich unter dem Fuß des Reformators namentlich verewigt wurde, „damit ihn der Wind nicht fortweht“, wie Mayer meinte. 30 Jahre später steht er endlich auf dem vom Künstler angedachten Platz und zeigt, dass er auch heute noch die Menschen bewegt.

Keine Kommentare