Ein Abriss der Stadtpolitik

9.1.2012, 08:37 Uhr
Ein Abriss der Stadtpolitik

© Maurer

Es ist eine schöne Tradition in Ellingen, dass der Bürgermeister, seine Stellvertreter und weitere Vertreter des Stadtrats jedem einzelnen Bürger, der zum Empfang kommt, persönlich ein gutes neues Jahr wünschen. Davon lassen sich der Bürgermeister und seine Mitstreiter auch nicht abhalten, wenn wie in diesem Jahr, der Andrang recht groß ist. Während im vergangenen Jahr Blitzeis viele vom Besuch in der kleinen Schulturnhalle abgehalten hatte, standen die Besucher diesmal wieder dicht an dicht.

Zwei Neuerungen gab es 2012: Zum einen war mit dem „Chörle“ unter Leitung von Annemarie Endner eine zweite musikalische Formation neben der Deutschordenskapelle unter der Leitung von Philipp Sand eingeladen. Zum anderen legte Walter Hasl diesmal seine namentliche Begrüßung an den Anfang seiner Rede und nicht ans Ende. „Damit Sie wissen, wer da ist und nicht, wer da war“, wie der Bürgermeister mit dem ihm eigenen trockenen Humor bemerkte. Von Stadtrat und Verwaltung über Vereine und Parteien bis hin zu Kirchen und Banken reichte der weite Bogen, den Hasl spannte. Meist pickte er sich stellvertretend ein oder zwei Vertreter heraus, die er namentlich erwähnte.

Ein Abriss der Stadtpolitik

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In kurzen Schlagworten riss er einige Ereignisse des Jahres 2011 an, die die Welt, Deutschland und den Landkreis beschäftigten. Von der Katastrophe von Fukushima über den ersten grünen Ministerpräsidenten in der Bundesrepublik bis hin zum Tod von Franz Xaver Uhl reichte das Themenspektrum. Doch den Schwerpunkt von Hasls Rede bildete natürlich das Geschehen in Ellingen und seinen Ortsteilen. Stolz vermeldete er, dass durch den DSL-Ausbau im Ortskern von Ellingen bei mindestens 97 Prozent der Haushalte nun eine Geschwindigkeit von mindestens sechs Megabit pro Sekunde möglich sei. Von den 128 000 Euro an Kosten gab es knapp 90 000 Euro Zuschuss.

Bachgemeinden ziehen nach

Der Anschluss der Bachgemeinden ans Glasfasernetz wird mit 255 000 Euro zu Buche schlagen, sagte Hasl. Eine Förderung ist nach Stand der Dinge nicht möglich. Trotz der hohen Kosten hat der Stadtrat entschieden, die Summe im Haushalt 2012 zu berücksichtigen.

Ein Abriss der Stadtpolitik

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Deutlich günstiger kam die Stadt bei der Sanierung der kleinen Schulturnhalle weg – denn für diese 428 000 Euro teure Maßnahme gab es 380 000 Euro aus dem Konjunkturpaket II. Somit hat die Halle für weniger als 50 000 Euro nicht nur neue Fenster und weitere energiesparende Ausstattung erhalten, sondern auch ein mit Gas betriebenes Blockheizkraftwerk. Dieses liefert neben Wärme 5000 Kilowattstunden Strom im Monat, die direkt die Schule verbraucht. Die Einsparung beträgt dadurch fast 10 000 Euro pro Jahr.

Im Zuge der Sanierung der Karlshofer Straße, die in mehreren Abschnitten erfolgen soll, ist auch vorgesehen, den Platz vor den Schule umzugestalten, kündigte der Rathauschef an. Es sollen ein kleiner Busbahnhof und Parkmöglichkeiten entstehen. Dies wird aber der letzte Bauabschnitt sein. Die Straßensanierung beginnt zunächst von der Einmündung Höttinger Straße bis zur von-Hornstein-Straße. Dann folgt der anschließende Abschnitt bis zur Weinbergstraße. Und schließlich soll ein Kreisverkehr gebaut werden, der Einmündungen in die Baugebiete Rennfeld und Windhof bietet. Dabei gehe es aber nicht darum, „dass Ellingen dann auch einen Kreisverkehr hat“, wie der Bürgermeister süffisant anmerkte. Vielmehr biete ein Kreisel die Möglichkeit, dort eine Bushaltestelle zu schaffen, und er habe eine abbremsende Wirkung auf den Verkehr, der vom Karlshof komme und leider oft zu flott unterwegs sei. „Ich schaue jetzt bewusst keinen an ...“, sagte der Rathauschef.

Von den Eigentümern der freien Bauplätze am Weinberg hätte aktuell nur einer Interesse an einem Verkauf, berichtete Hasl. Die Stadt selbst hat keinen einzigen Bauplatz mehr im Kernort. Deshalb will der Bürgermeis­ter die Erschließung des Gebiets Karlshof-Süd vorantreiben. In zwei Abschnitten sollen dort 18 und 16 Bauplätze mit 500 bis 700 Quadratmetern entstehen. Das soll möglichst schnell geschehen, damit Bauwillige die aktuelle Niedrigzinsphase noch ausnutzen können, wie der Bürgermeister betonte.

Altersgerechtes Wohnen

Ein Höhepunkt für die Stadt Ellingen war 2011 die Einweihung des Erweiterungsbaus am Altenheim St. Elisabeth. Mit nur 65 Betten war die Einrichtung an der Wirtschaftlichkeitsgrenze. Mit dem Erweiterungsbau sind es nun 42 Plätze mehr. Angelaufen ist schon der nächste Ergänzungsbau: Im Spitalgarten wird eine Anlage mit etwa 30 Einheiten für altersgerechtes Wohnen entstehen. 26 ernst­hafte Bewerbungen liegen der Stadt bereits vor. Offen ist noch, wer als Projektträger auftritt, erklärte das Stadtoberhaupt. Das hat mit den Bestimmungen bei den Ausschreibungen zu tun, denen die Stadt oder auch die Hospitalstiftung verpflichtet wäre. Ein Bauträger sei da flexibler.

Den Mittelschulverbund Am Limes sieht der Bürgermeister als Möglichkeit, um in Ellingen wenigstens noch ein paar Jahre höhere Klassenstufen anbieten zu können. Mittelfristig geht Hasl aber angesichts weiter rückläufiger Geburtenzahlen davon aus, dass nur die Grundschule übrig bleibt. Weil dadurch im Schulgebäude in Ellingen Räume frei werden (aktuell sind es bereits zwei, bis 2014 werden es fünf sein) müsse man sich im Schulverband Gedanken über die Auflösung der Außenstandorte Ettenstatt und Stopfenheim machen.

An die Rede des Bürgermeister schloss sich ein gemütliches Beisammensein an, bei dem die besten Wünsche für 2012 ausgetauscht wurden. Natürlich entwickelten sich auch etliche spannende Gespräche. Die Freien Wähler waren in diesem Jahr an der Reihe, sich um die Bewirtung der Gäste zu kümmern.

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