Das neue Raiba-Zentrum in der Altmühlstadt

Ein Bank-Neubau in Pappenheim

Jan Stephan

Weißenburger Tagblatt

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21.11.2022, 11:00 Uhr
Die Einweihung eines neuen Bankgebäudes ist selten geworden. Zuletzt gab es landauf, landab eher Filialschließungen. 

© e-wug-wug-20221120_093948-2.jpg, no credit Die Einweihung eines neuen Bankgebäudes ist selten geworden. Zuletzt gab es landauf, landab eher Filialschließungen. 

Dass auch der Neubau Teil der Umstrukturierung des lokalen Bankengeschäfts ist, verschwieg Vorstand Wilfried Wiedemann nicht. Denn, das „Licht an“ in Pappenheim war ja verbunden mit viermal „Licht aus“ in Bieswang, Neudorf, Langenaltheim und Solnhofen.

Die neue Zentrale in der Altmühlstadt soll mit dem Personal aus den geschlossenen Filialen nun weiter die Kunden in der Region betreuen. Nur eben nicht mehr ganz so sehr vor jeder Haustür.

Keine leichte Entscheidung
„Das ist uns nicht leicht gefallen“, sagte Wiedemann mit Blick auf die Filialschließungen, aber es wehe ein „Wind of Change“ durch den Finanzsektor. Die Menschen erledigen ihre Bankgeschäfte immer mehr im Netz. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, dann wenn es ihnen persönlich in den Zeitplan passt.

Immer noch vor Ort - nur ein paar Kilometer weiter

Die Bankfiliale der heutigen Zeit werde immer mehr zum Ort der Beratung. Und zwar dann, wenn es um die größeren Themen geht. Um Geldanlage, Immobilienfinanzierung oder Altersvorsorge. Wenn die Bankfiliale aber für die meisten Kunden kein Ort des Alltags mehr ist, kann sie sich auch ein paar Kilometer ins nächste Mittelzentrum zurückziehen, so die Auffassung der Raiba-Banker.

Reaktion auf das Bankgeschäft
Mit der stehen sie nicht alleine da, deutschlandweit läuft der Abbau des Filialnetzes quer durch alle Kreditinstitute. Bei den Regionalbanken merkt man es nur am stärksten, weil sie am meisten Zentralisierungsbedarf haben. Die Verkleinerung des Filialnetzes ist auch eine Reaktion auf die schwierigen Bedingungen der vergangenen zehn Jahre.

Eine Niedrigzinsphase knabberte am Erlös, immer stärkere Regulierungen machten die alltägliche Arbeit aufwendiger, und zeitgleich verschwand manch Kunde zu den gesichts- und ortlosen Direktbanken ins Netz.

Die Bank muss Gesicht zeigen
Dass es daher weiterhin die Identität der Bank sein muss, Gesicht zu zeigen, stellten Wiedemann und sein Vorstandskollege Meyer in Pappenheim klar. „Unsere Kernkompetenz ist die Nähe und der unmittelbare Kontakt zu den Menschen in der Region. Und diese Kernkompetenz wollen wir nicht aufgeben“, hieß es bei der Eröffnung in Pappenheim.
1,6 Millionen Euro Investition
Und dafür ist die Investition in Pappenheim schon auch ein glaubwürdiges Zeichen. Nicht umsonst hat man eine beachtliche Menge Geld in die Hand genommen, um den neuen Bankensitz kunden- und mitarbeitergerecht zu gestalten. Rund 1,6 Millionen Euro kostete der Bau, der in rund eineinhalbjähriger Bauzeit entstand und zwischenzeitlich einige Nerven kostete, wie zwischen den Zeilen deutlich wurde.

Das Gebäude steht auf Pfählen
Ursprünglich wollte man nämlich schon deutlich früher einziehen und hatte wohl auch weniger Geld für den Bau eingeplant, aber die Umstände machten beides schwer, wie der Pappenheimer Architekt Clemens Frosch bei der Einweihung feststellte. Das begann mit dem Grundstück.

Der Raiba-Bau ist auf 376 Stabilisierungspfählen gelagert, damit er im weichen Untergrund nahe der Altmühl auch stabil steht. Das kostete natürlich nicht nur Geld, sondern auch Zeit.

Auf einer Restfläche entstanden
Viel Wahl in der Grundstücksfrage hatte man bankseitig aber nicht, da in Pappenheim bebaubare Flächen in Zentrumsnähe wegen der großzügigen Überschwemmungsgebiete der Altmühl rar sind. Dass man hier „eine Restfläche generieren“ konnte, wie Frosch sich ausdrückte sei ohnehin nur durch die Kooperationsbereitschaft der umliegenden Grundstücksbesitzer möglich geworden, so der Architekt. Und durch Helmut Wurm, der das Hauptgrundstück zur Verfügung gestellt hatte.

Sehr guter Standort
Pappenheims Bürgermeister Florian Gallus (CSU) freute sich bei der Einweihung, dass das gelungen ist. Der Standort nahe des Bahnhofs und am Eingangstor der Innenstadt sei aus seiner Sicht ideal und werte das Gebiet auch auf.

Am Jurahaus orientiert

Er freue sich, dass die Bank bei aller Digitalisierung auch weiterhin auf das persönliche Gespräch setze. „Die Digitalisierung wird Face-to-Face-Kontakte nie ganz ersetzen“, ist der Bürgermeister überzeugt.
"Modernes Märchen"

Architektonisch habe man versucht zu zeigen, „wo man hier ist“, stellte Architekt Frosch fest. Man habe sich an der Bauform des Jurahauses orientiert und dieses in ein „ganz modernes Mäntelchen“ gesteckt. Dabei sei den Bankvorständen vor allem eines wichtig gewesen: eine gute Energiebilanz des Gebäudes.

Nahe am Passivhaus

„Wir sind nahe am Passivhaus“, so Frosch. Das gelinge unter anderem mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach samt Speichertechnologie, einer Luftwärmepumpen-Heizung, Vollwärmeschutz und Lüftungsanlage. Auch in dieser Hinsicht soll der Neubau der Raiffeisenbank in Pappenheim also zukunftsweisend sein. Schon deswegen, weil man so schnell vermutlich nichts Neues mehr hinstellen wird . . .

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