Tollhaus "Sene" beim VfL-Sieg in letzter Sekunde

10.2.2020, 07:10 Uhr
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© Foto: Uwe Mühling

Für Stefan Schmoll war es zudem der "emotionalste Sieg überhaupt". Der Käpt’n erzielte in der letzten Sekunde den entscheidenden Korb zum 70:68 und konnte nach der Schlusssirene die Tränen nicht mehr zurückhalten. "Ich kann das eigentlich nicht in Worte fassen. Nach der schwierigen Situation mit den vielen Verletzungen ist von mir einfach alles abgefallen", sagte Schmoll, der auch Abteilungsleiter der Baskets ist.

Puh! Tatsächlich musste man nach diesem furiosen, rundum begeisternden Regionalliga-Klassiker erst mal durchschnaufen. Die Treuchtlinger Korbjäger hatten es tatsächlich geschafft, trotz Personalmisere den Tabellenzweiten zu besiegen. Die ersten drei Viertel gewannen sie mit 17:16, 24:21 und 21:12. Im dritten Abschnitt legten sie einen 11:0-Lauf hin. Mit 13 Punkten Vorsprung gingen sie beim Stand von 62:49 ins Schlussviertel.

Doch dann konterte Breitengüßbach ebenfalls mit einem 11:0-Run und war beim Stand von 62:60 wieder dran. In den ersten vier Minuten des letzten Durchgangs blieben die VfL-Baskets ohne jeglichen Punkt. Erst Simon Geiselsöder – mit 20 Zählern der Topscorer der Gastgeber und zugleich effektivster Spieler des Abends – konnte diesen Bann mit einem "Dreier" zum 65:60 brechen. Der Hexenkessel namens Senefelder-"Halle", oder besser gesagt "Hölle", kochte!

Ein Angriff wie gemalt

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Die Partie spitzte sich immer mehr zu. 1:26 Minuten standen noch auf der Anzeigentafel, als Florian Beierlein mit einem Doppelpack von der Freiwurf-Linie zum 68:65 traf. Breitengüßbach schlug mit einem Dreier zurück, glich zum 68:68 aus, vergab dann aber beim vermeintlich letzten Angriff die Siegchance. 3,7 Sekunden standen noch auf der Uhr. Ballbesitz Treuchtlingen. Auszeit. Trainer Stephan Harlander malte einen Angriff auf, "den wir so nie trainiert haben". Doch genau damit gelang es dem VfL, viel Verwirrung zu stiften und Stefan Schmoll freizubekommen. Der versenkte nervenstark zum 70:68 und in den verbleibenden 0,7 Sekunden ließen die Treuchtlinger keinen Abschluss der Gäste mehr zu.

Die "Sene" kochte nun endgültig über. Kaum einer der gut 300 Zuschauer ging gleich heim, vielmehr feierten und jubelten die Fans mit der Mannschaft so ausgelassen, ja fast schon verzückt, wie nur selten in den vergangenen Jahren. "Ich kann’s gar nicht glauben, dass wir das gewonnen haben. Irrsinn, aber man sieht, was Herz und Publikum ausmachen", sagte Stephan Harlander, der als Coach mit einer taktischen Meisterleistung maßgeblichen Anteil an dem Erfolg hatte. Das würde er in seiner bescheidenen Art so freilich nicht selber sagen . . .

. . . vielmehr lobte Harlander seine Spieler, dass sie in diesem außergewöhnlichen Match "jede taktische Anweisung sofort eins zu eins umgesetzt haben". Sie seien in einen "absoluten Aufnahmetunnel" gekommen. Durch den "kompletten Fokus" auf das Spiel habe letztlich die Müdigkeit keine Rolle mehr gespielt und man habe sich auch von den Schiedsrichter-Pfiffen (oder auch Nicht-Pfiffen) nicht beeinflussen lassen. Hinzu kamen, so Harlander, die "unglaublichen Zuschauer".

Breitengüßbach probierte alles – Treuchtlingen hatte aber immer eine Antwort, führte mehr als 36 Minuten der Partie und schaffte es den Tabellenzweiten aus Oberfranken bei 68 Punkten zu halten. Auch einem ehemaligen Bundesliga-Spieler wie Erik Land nur neun Punkte zu gestatten, war eine reife Leistung. "Was die sechs Herrschaften heute abgeliefert haben, war sensationell", sagte der Coach mit Blick auf die Tatsache, dass beim VfL im Prinzip wirklich nur sechs Akteure zum Einsatz kamen: Luca Wörrlein spielte die 40 Minuten durch; Schmoll (39:16), Geiselsöder (36:26), Florian Beierlein (36:08) und Arne Stecher (35:47) komplettierten die Starting Five.

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Stecher war tags zuvor 28 Jahre alt geworden, zeigte als kleinster Spieler auf dem Feld ein großes Kämpferherz und versenkte zudem drei "Dreier". Darüber hinaus mischten noch Moritz Schwarz (11:39) und Moritz Rettner (00:44) mit. Für die anderen Akteure (Yannik Rapke und Tobias Hornn) war diesmal gegen den körperlich starken TSV keine Spielzeit drin, sie pushten ihr Team aber von außen – ebenso wie die verletzten Claudio Huhn, Jonathan Schwarz und Moritz Eckert. Kevin Vogt fehlte beruflich bedingt.

"Treuchtlingen ist eine Festung"

"Kompliment an den VfL, er hat heute unsere Offensive ausgeschaltet", stellte TSV-Trainer Johannes Laub fest. Seine "lange Garde" sei in dem intensiven Spiel nur zu wenig Punkten gekommen, zugleich sei die Dreierquote mit rund 20 Prozent (sonst 35) zu schwach gewesen. Dennoch habe es am Ende fast noch gereicht. Es sei schon "respektabel", dem VfL im letzten Viertel nur noch acht Punkte zu gestatten. "Letztlich waren es aber zwei zuviel. Dennoch: Hut ab vor dieser Defensivleistung", so Laub. Und weiter: "Wir wollten hier schon gewinnen, aber Treuchtlingen ist für uns eine Festung."

Diese Festung wird am kommenden Samstag nach Ansbach verlagert. Dort wollen die VfL-Baskets mit großer Unterstützung zum Derby antreten. Und dort wird sich zeigen, ob die Treuchtlinger nach dem damaligen Dritten TTL Bamberg und dem Zweiten Breitengüßbach auch den Tabellenführer schlagen können. Vier Siege aus den fünf Spielen des Jahres 2020 machen auf jeden Fall viel Mut.

Die Statistik: VfL - Breitengüßbach 70:68

VfL Treuchtlingen: Simon Geiselsöder (20 Punkte, davon 4 Dreier, 9 Rebounds, 5 Steals), Stefan Schmoll (18 Punkte, 7 Rebounds, 4 Assists), Luca Wörrlein (15 Punkte, 10 Rebounds), Arne Stecher (9 Punkte durch 3 Dreier), Florian Beierlein (8 Punkte, 9 Assists), Moritz Schwarz, Moritz Rettner, Yannick Rapke, Tobias Hornn.


TSV Breitengüßbach: Jörg Dippold (21 Punkte, 6 Rebounds), Alexander Engel (16 Punkte, 7 Assists), Erik Land (9 Punkte, 10 Rebounds), Dirk Dippold (7), Lucas Wagner (6), Jakob Fuchs (4), Kilian Hubatschek (3), Jonas Klaus (2 Punkte, 14 Rebounds), Matthew Will, Christoph Schröder, Nikolas Reichmann, Marcel Pflaum.


Die Viertel: 17:16, 24:21, 21:12, 8:19; Fünf-Minuten-Takt: 13:8, 17:16, 29:24, 41:37 (Halbzeit), 51:47, 62:49, 65:63, 70:68; Rebounds: 42:42; Ballverluste: 16:14; Feldwurfquote: 40,3:35,4 Prozent; Freiwurfquote: 68,8:69,6 Prozent; Schiedsrichter: Sebastian Glosemeier, Lukas Kothmeier; Zuschauer: 310 in der Turnhalle der Senefelder-Schule.

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