Weißenburg: Einzelhändler sind verärgert über Parküberwacher

14.9.2019, 06:00 Uhr
Weißenburg: Einzelhändler sind verärgert über Parküberwacher

© Foto: Leah Mühlöder

Der offizielle Toleranzrahmen in der Stadt sind acht Minuten kostenloses Parken innerhalb zugelassener Flächen. Wer auf der Straße ohne eingezeichneten Parkplatz steht, muss nach drei Minuten wieder weg sein, wenn er keinen Ärger haben will. Das stößt sowohl bei Privatparkern als auch Geschäftsleuten in Weißenburg auf Unmut. Viele halten die Toleranzrahmen für zu streng und die Verkehrsüberwacher für unkooperativ, wie sich in verschiedenen Beschwerden, die in unserer Redaktion eingingen, gezeigt hat.

Klaus Wetzel, Eigentümer der Burg-Apotheke Weißenburg, bestätigt das auf Nachfrage unserer Zeitung. Er sieht "keinerlei Kulanz" vonseiten der Verkehrsüberwacher. Vor seiner Apotheke komme es häufiger zu Auseinandersetzungen, weil dort seine Kunden parken, um sich bei ihm mit Medikamenten zu versorgen. Die Situation vor der Burg-Apotheke ist aus Geschäftsperspektive besonders ärgerlich, denn direkt vor der Tür befinden sich keine Parkplätze. Deshalb stehen den Parkenden auch nur drei Minuten zu, bevor sie einen Strafzettel angehängt bekommen können.

Wetzel ärgert aber, dass dabei oft Gehbehinderte, Kranke oder unpässliche Menschen ins Leid gezogen werden. Außerdem würden die Verkehrsüberwacher manchmal einen sehr ruppigen Ton angeschlagen. Deshalb fordert Wetzel mehr Kommunikation und mehr Verständnis, gerade "wenn man offensichtlich sieht, dass die Leute nur kurz unterwegs sind".

Auch Rudi Beringer vom gleichnamigen Schuhgeschäft in der Luitpoldstraße sieht den gesteigerten Überwachungsdruck kritisch: "Wir sind hier um jeden Kunden froh, der in die Innenstadt kommt." Insbesondere für Auswärtige oder Touristen sei das harte Vorgehen ärgerlich. Die wüssten nichts von der neuen Weißenburger Strenge, würden sich dann ärgern und kämen nicht noch mal. Beringer kann aber auch die andere Seite verstehen: "Ich persönlich finde es ja auch schwierig, wenn die ganze Luitpoldstraße zugeparkt ist." Aber man müsse besser kommunizieren und vielleicht auch Warnzettel verteilen – gerade an Auswärtige.

Probleme mit dem Umgangston

Marion Stoye vom Fotoladen Weißenburg ein paar Meter weiter sieht die Situation ebenfalls aus zwei Blickwinkeln. Prinzipiell gebe es keine Probleme, die strengere Überwachung sei auch notwendig. Denn eine zugeparkte Luitpoldstraße könne niemand gebrauchen. Auch sie sieht das Problem eher beim Umgangston, der von den Parküberwachern mitunter angeschlagen wird.

Außerdem würden viele Kontrollen in der Luitpoldstraße dazu führen, dass sich Parkende ungerecht behandelt fühlten. Was sie damit meint, zeigt sich auch genau in dem Moment auf der besagten Straße: Der Verkehrsüberwacher hängt einen Strafzettel an einen parkenden Pkw. Danach läuft er in Richtung Marktplatz weiter, ohne den zwei direkt auf der Straße parkenden Autos einen Besuch abzustatten. So sei das hier den ganzen Tag, meint Stoye. Bei Kunden sorge das für Unmut und erwecke den Eindruck, die Strafen würden willkürlich verteilt.

Der Einzige, der die Situation gelassen hinzunehmen scheint, ist der Mann, der nun den Strafzettel von der Scheibe seines Pkws nimmt und ins Auto legt. Die zehn Euro müsse er nun eben zahlen, meint er. Er habe ja auch überhaupt keinen Parkschein gelöst und einfach gepokert, dass nichts schiefläuft.

Die Stadt Weißenburg selbst reagiert mit Unverständnis auf die Kritik. Kerstin Segl, die bei der Stadt für die Kommunale Verkehrsüberwachung zuständig ist, erhält zwar regelmäßig Beschwerden aus der Innenstadt, von der Burg-Apotheke hat sie dagegen noch nie eine Klage vernommen, sagt sie. Zwar habe die Stadt Verständnis für die Parkproblematik, doch am Abbiegestreifen direkt vor der Apotheke lasse sich nun mal nichts ändern.

"Und wir haben ja durchaus altstadtnahe Parkmöglichkeiten", erklärt Segl mit entschuldigendem Schulterzucken; beispielsweise sind sowohl das Parkhaus in der Schulhausstraße als auch der Seeweiherparkplatz kostenfrei.

Den Vorwurf willkürlicher Strafen weist die Stadt von sich. Die Parküberwacher folgen stets dem gleichen Prozedere: alle Falschparker ablaufen, Kennzeichen notieren, die drei Minuten abwarten und anschließend erst den Strafzettel ausstellen – dass dies bei zehn Falschparkern länger dauern kann als an einem ruhigen Regentag, habe nichts mit Willkür zu tun, sondern sei schlicht Zufall.

Sich zu ärgern, wenn ein Knöllchen am Auto klemmt, hält Segl für eine verständliche Reaktion – so manch aufgebrachter Parksünder mag automatisch dem Kontrolleur die Schuld geben "und lässt dann eben eine subjektive Beschwerde los".

Rein objektiv spricht allerdings die Anzahl der Strafzettel für sich: 7135 Parkverstöße liegen in den bisherigen zwei Dritteln dieses Jahres vor. Damit gab es in den vergangenen acht Monaten beinahe so viele Verstöße wie im Gesamtjahr 2017 mit 7289 Meldungen. Ob das nun auf fahrlässigere Parksünder oder kleinlichere -überwacher zurückzuführen ist – Folgen hat die strengere Parküberwachung allemal, allein schon bei der Laune der Geschäftsinhaber.

 

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