Weißenburger CSU kritisiert Klage gegen Treuchtlinger Einzelhändler

8.10.2019, 06:04 Uhr
Die CSU hat bei der Nominierung von Tobias Kamm als OB-Kandidat in Weißenburg die Klageerhebung der Stadt Weißenburg gegen ein Einzelhandelsprojekt in der Nachbarstadt Treuchtlingen scharf kritisiert.

© Patrick Shaw Die CSU hat bei der Nominierung von Tobias Kamm als OB-Kandidat in Weißenburg die Klageerhebung der Stadt Weißenburg gegen ein Einzelhandelsprojekt in der Nachbarstadt Treuchtlingen scharf kritisiert.

Kopfschütteln bei der CSU: Den Beschluss des Weißenburger Stadtrats, gegen zwei Bauvorhaben "An der Heusteige" in Treuchtlingen Klage zu erheben, kann bei den Christsozialen keiner nachvollziehen. Die Unionsfraktion hatte ja auch geschlossen dagegen votiert.

Laut wurde die Kritik bei der Nominierung von Tobias Kamm zum CSU-Oberbürgermeisterkandidaten in Weißenburg. Auch der 37-Jährige hatte das Thema in seiner Bewerbungsrede aufgegriffen. Er fragte dabei in die Runde: "Müssen diese Klagen denn sein? Was ist denn hier zu holen?"

Tobias Kamm befürchtet einen Schaden für das Ansehen Weißenburgs.

Tobias Kamm befürchtet einen Schaden für das Ansehen Weißenburgs. © Robert Renner

Bezweckt würden möglicherweise: die Schließung einer Kinderecke, damit ein Geschäft unter 799 Quadratmeter Fläche kommt, ein Gutachten, eine Bauverzögerung oder vielleicht kleine Planungsänderungen im Neubau? Das alles sei nicht erstrebenswert und werde viel zu teuer mit einem Streit unter Nachbarstädten bezahlt. Den Einzelhandel zu schützen sei ehrenwert und eine Pflichtaufgabe. Kamm "Aber ich kann doch nicht glauben, den Einzelhandel zu schützen, wenn ich gleichzeitig dreimal so viel Schaden verursache."

"Konkurrrenz ist das Internet"

Erreicht werde tatsächliche eine "kostenlose Werbung für ein Schuhgeschäft in Treuchtlingen". Treuchtlinger Bürger seien verärgert und gingen "nicht mehr so selbstverständlich bei uns einkaufen, wie sie dies vielleicht vorher gemacht haben". Das Thema schade allgemein dem Ansehen Weißenburgs und strahle außerdem auf den gesamten Weißenburger Einzelhandel aus. Doch dessen gefährlichster Mitbewerber sitze nicht in Treuchtlingen, sondern sei das Internet, ist sich der CSU-OB-Kandidat sicher.

Dies sieht auch Bundestagsabgeordneter Artur Auernhammer so. Er hatte die Wahl Kamms zum OB-Kandidaten geleitet und beschwor die Einigkeit der Region. Nur wenn alle an einem Strang zögen, könne man erfolgreich sein. Dies zeige das Beispiel Hörnlein-Kreuzung. Nur weil sich ausnahmslos alle relevanten Gremien des hiesigen Raumes dafür ausgesprochen hätten, sei der kreuzungsfreie Ausbau durchsetzbar gewesen. Auernhammer: "Alle waren sich einig und dann war‘s ein Erfolg." Daher sei es nicht gut, wenn Nachbarkommunen sich nicht verstünden. "Wenn wir die Sache vor Gericht austragen, dann gibt es einen anderen lachenden Dritten, und das ist in diesem Fall der Onlinehandel."

"Noch höhere Kirchtürme"

Auch Landrat Gerhard Wägemann äußerte sein Unverständnis zum Mehrheitsbeschluss des Weißenburger Stadtrats. 2008 habe es vier SPD-Kandidaten gegeben: Uwe Döbler als Bewerber um den Landratsposten, sowie Jürgen Schröppel in Weißenburg, Joachim Federschmidt in Gunzenhausen und Werner Baum in Treuchtlingen jeweils für den Rathaus-Chefsessel. Sie seien mit dem Slogan angetreten: "Wir werden Kirchturmpolitik beenden." Und sie hätten symbolisch Mauern eingerissen.

"Banalitäten"

Die eine Sache sei es gewesen, verwaltungsrechtlich die Wasser-Frage klären zu lassen. Eine ganz andere sei es, das Einzelhandelsprojekt in Treuchtlingen "wegen solchen Banalitäten" vor Gericht zu ziehen. Wägemann: "Da kann ich mich als Landrat nur ganz schwer damit anfreunden. Das tut weder Weißenburg, noch Gunzenhausen, noch Treuchtlingen, noch dem Landkreis gut."

Diesen "zu einem zu machen" versuche man seit seinem Amtsvorgänger Franz Xaver Uhl, doch jetzt werde viel davon zerstört. "Was man als Wahlprogramm ausgibt, sollte man zwölf Jahre später schon auch noch halten", meinte Wägemann und fügte an: "Hier werden neue Kirchtürme aufgebaut, die noch viel höher sind."

Das aber will Kristina Becker verhindern. Die Bürgermeisterkandidatin der CSU in Treuchtlingen war die einzige offizielle Grußwortrednerin bei Kamms Nominierung. "Ein Schelm, wer Böses dabei denkt", merkte denn auch Weißenburgs CSU-Stadtverbandsvorsitzender Klaus Drotziger augenzwinkernd an.

Becker will auf der Ebene Weißenburg-Treuchtlingen wieder "Einigkeit und Geschlossenheit hinkriegen". Zwei benachbarte Städte dürften Meinungsverschiedenheiten nicht vor Gericht austragen. "Die Bürger verlangen, dass wir das anders hinbekommen", meinte die Christsoziale und plädierte für eine "offene Gesprächskultur zwischen den beiden Städten". Generell müsse es gelingen, im Landkreis möglichst alle Gemeinden einzubinden.

Keine Kommentare