Alesheim auf dem Weg zum Nahwärmenetz

6.6.2014, 17:16 Uhr
Alesheim auf dem Weg zum Nahwärmenetz

© Maurer

Das hat das Energiekonzept gezeigt, an dem die Gemeinde Alesheim etwa ein Jahr lang gearbeitet hat. Sie ist eine von 100 bayerischen Kommunen, die von einem Förderprogramm des Freistaats profitierten. Nun sind alle Daten beieinander und müssen noch in Schriftform gegossen werden. In seiner Juli-Sitzung wird der Alesheimer Gemeinderat das Konzept beraten, kündigte Bürgermeister Manfred Schuster an. Für ihn ist es ganz wichtig, dass das Papier dann nicht in der Schublade verschwindet, sondern als Anschub für konkrete Projekte dient.

In dem Konzept finden sich viele, viele Zahlen. Die wichtigsten davon stellten David Koser und Christoph Fröhlich von der BBV Landsiedlung nun im Gasthaus Conrad vor etwa drei Dutzend Interessierten vor. Energieeinsparungen sind für Alesheim kaum realisierbar. Die Schule als größtes Gebäude wird eh schon auf neuesten technischen Stand gebracht, bleibt nur noch die Straßenbeleuchtung, um zu sparen.

Schon jetzt deckt Alesheim mehr als 400 Prozent seines Strombedarfs: 90 Prozent durch Fotovoltaik und rund 330 Prozent durch die drei Biogasanlagen. Auch zwei Drittel der Wärme­energie wird regenerativ erzeugt. Für Windenergienutzung ist Alesheim eher nicht geeignet. Zum einen gibt es kaum Standorte mit ausreichenden Abstandsflächen. Zum anderen weht zu wenig Wind. Doch der technische Fortschritt könnte die Bewertung in ein paar Jahren auch anders aussehen lassen. „Dann sollte das wieder auf den Prüfstand“, sagte Koser.

Wasserkraft ist nur eine Nische

Ähnlich ist es bei der Wasserkraft. Beim geringen Gefälle der Altmühl könnten allenfalls ein paar schwimmende Kleinanlagen zum Einsatz kommen. Dabei handelt es sich um eine neue Technik und Alesheim könne da als Vorreiter aktiv werden, meinte der Stadt- und Regionalplaner. Mehr als eine Nische wird das aber nicht. Ähnlich ist es bei der Erdwärme.

Stärker ist hingegen das Potenzial in Sachen Fotovoltaik und Solarthermie. Nach den Berechnungen von Diplom-Geograph Christoph Fröhlich erzeugen die Alesheimer schon jetzt 2200 Megawattstunden Strom pro Jahr – und nutzen dabei gerade einmal 30 Prozent der Dächer. Er sieht Potenzial für weitere 9000 Megawattstunden. Bei der Wärmeenergie sind etwa zwei Prozent des Bedarfs bislang gedeckt, so Fröhlich. Auch hier sieht er erhebliche zusätzliche Möglichkeiten und geht davon aus, dass in etwa das Doppelte des Bedarfs von 8000 MWh zu decken sein könnte. Mit drei Biogasanlagen, die zusammen etwa 8000 MWh Strom und Wärme erzeugen, sieht Fröhlich kaum Möglichkeiten für einen Ausbau. Allerdings wird die „Abwärme noch nicht voll genutzt“. Und da kommt nun das Nahwärmenetz für Alesheim ins Spiel. Die Biogasanlage gibt es. Die Abwärme verpufft bislang.

Bedingt durch die Lage außerhalb des Dorfes ist der Aufwand für das Netz größer als er in Trommetsheim war und es ist wohl auch nötig, deutlich mehr Energie durch eine Hack-schnitzelheizung zuzufeuern. Fröhlich hat einen Preis von etwa 10 Cent für die Kilowattstunde errechnet. Das ist fast das Doppelte des Trommetsheimer Preises. Dennoch sei das Netz „wirtschaftlich interessant“, befand der Experte. Bei einer korrekten Voll­kostenrechnung komme man bei einer Ölheizung auf mindestens 12 Cent.

Genossenschaft als Betreiber?

In Trommetsheim hat die Gemeinde selbst das Nahwärmenetz aufgebaut und betreibt es – eine absolute Seltenheit in Bayern. Für Alesheim strebt Bürgermeister Schuster hingegen eine genossenschaftliche Lösung an. Michael Diestel ist Geschäftsführer beim Bayerischen Bauernverband im Landkreis Rhön-Grabfeld. Dieser hat in den vergangenen Jahren mehrere Genossenschaften aus der Taufe gehoben, um Dutzende Energieprojekte und Infrastrukturmaßnahmen umzusetzen. So ist eine der Genossenschaften Verpächter einer Kneipe und Betreiberin eines Dorfladens. Sogar der Bau eines Mehrfamilienhauses ist im Gange, weil einem größeren Arbeitgeber in einem 1000-Seelen-Ort, die jungen Mitarbeiter fehlen – für die gibt es aber derzeit keinen Wohnraum.

Diestel lobte Genossenschaften als ideale Form für derartige Projekte. Sie bieten demokratische Prozesse, sorgen für Wertschöpfung vor Ort und können vielfach auch sehr ansehnliche Renditen vorweisen. „Da geht es nicht um Sozialromantik.“ Vielmehr garantiere die Beteiligung der Örtlichkeit auch eine hohe Unterstützung der Vorhaben vor Ort.

Für Manfred Schuster wäre es die Ideallösung, wenn der Arbeitskreis Energie nun zur Keimzelle einer Genossenschaft würde. Die könnte dann zum einen das Nahwärmenetz realisieren. Zum anderen aber auch andere Vorhaben anschieben, um die Dorfstruktur Alesheims voranzubringen. Im Gasthaus Conrad gingen auf jeden Fall spontan mehr als die Hälfte der Hände nach oben, als gefragt wurde, wer sich vorstellen kann, sich an ein solches Nahwärmenetz anschließen zu lassen.

Nun sei es wichtig, die Angelegenheit nicht zu lange ruhen zu lassen, befand Schuster. Denn jeder, der jetzt in eine neue Heizung investiere, sei als Anschlussnehmer des Nahwärmenetzes wohl verloren, fürchtet der Bürgermeister. Vielleicht kommt die Angelegenheit ja bereits am Mittwoch, 2. Juli, voran. Dann kommt der Arbeitskreis zu seiner nächsten Sitzung in der Gemeindekanzlei zusammen.
 

Keine Kommentare