Alesheimer Überraschung vor der Wahl

12.3.2020, 15:41 Uhr
Alesheimer Überraschung vor der Wahl

© Foto: limes-luftbild.de

Auf der Zielgeraden von Schusters zweiter Amtszeit ergaben sich aber zwei handfeste Auseinandersetzungen. Der Streit um die Abwasserentsorgung in Wachenhofen und die geplante Schließung des Alesheimer Kindergartens (wir berichteten). Diese Meinungsverschiedenheiten sorgen nun dafür, dass es auf den letzten Metern der Kommunalwahl doch einen Gegenkandidaten gibt. Zumindest ein bisschen.

Denn die Fristen für eine ordentliche Nominierung sind längst abgelaufen. Aber: Das bayerische Wahlrecht sieht vor, dass der Wähler handschriftlich eine Person auf dem Wahlzettel eintragen kann, wenn nur ein offizieller Kandidat zur Verfügung steht. Tatsächlich kursiert in der Gemeinde ein Aufruf, am Sonntag in den Wahllokalen genau das zu tun.

Unter der Überschrift "Alternative für Alesheim" wurden Flugzettel in der Gemeinde verteilt, die nahelegen, den Namen von Karl Reutelhuber auf den Stimmzettel zu notieren. Bei dem nun irgendwie offiziell inoffiziellen Kandidaten handelt es sich um einen 52-jährigen Alesheimer, der kein Unbekannter in der Gemeindepolitik ist. Er saß zwölf Jahre im Gemeinderats, war sechs Jahre davon zweiter Bürgermeister. Die vergangenen sechs Jahre war er nicht in dem Gremium.

"Ich habe das mitbekommen", stellt Reutelhuber auf Anfrage unserer Zeitung zu dem Wahlaufruf fest. "Wenn jemand meinen Namen da draufschreibt, dann ist das okay für mich", so Reutelhuber. Er sei von mehreren Leuten angesprochen worden, ob er theoretisch bereit sei, das Amt anzunehmen. Einen Wahlkampf wolle er aber nicht führen, da er nicht offiziell nominiert sei.

Dass er sich nicht nominieren haben lassen, begründete er damit, dass sich die inhaltlichen Auseinandersetzungen erst in den vergangenen Wochen und Monaten ergeben hätten. Lange Zeit sei in der Gemeinde das meiste ruhig gelaufen. Dass nun sein Name als Gegenkandidat zu Schuster gehandelt wird, erklärt er sich damit, dass er einer der Initiatoren des Protests gegen die geplante Schließung des Alesheimer Kindergartens ist.

Zusammen mit einigen anderen hat er den Antrag auf ein Bürgerbegehren mit den Unterschriften von 304 Wahlberechtigten bei der Verwaltungsgemeinschaft Meinheim abgegeben. Das sind fast 40 Prozent der in Alesheim Wahlberechtigten. In der VG werden die Unterschriften derzeit geprüft und die Frage geklärt, ob das Bürgerbegehren zulässig ist.

Die Initiatoren wollen die Bürger fragen, ob sie sich dafür aussprechen, dass beide Kindergärten in Trommetsheim und Alesheim weiterbetrieben werden. Allerdings ist die Gemeinde hier zunächst nur mittelbar zuständig, da sie den Betrieb der Einrichtungen an die jeweilige Kirchengemeinde des Ortes vergeben hat.

Die Zahl der Unterschriften ist in jedem Fall beachtlich und zeigt, dass die Unzufriedenheit in Sachen Kindergarten groß ist. Ob das reichen kann, dass ein neuer Bürgermeister quasi aus dem Nichts gewählt wird, traut sich derzeit so richtig keiner einschätzen. Die Kluft scheint aber vor allem zwischen den beiden großen Orten der Gemeinde zu verlaufen, also zwischen Trommetsheim und Alesheim.

Manfred Schuster stellte auf Anfrage unserer Zeitung fest, dass er von dem Wahlaufruf gehört habe, aber da es sich um nichts Offizielles handle, er dazu keine Stellungnahme abgeben wolle. Er betonte, dass die vergangenen zwölf Jahre in Alesheim die politischen Entscheidungen ohne große Auseinandersetzungen über die Bühne gegangen seien und es bedauerlich sei, dass sich das zuletzt geändert habe.

In Wachenhofen gab es Auseinandersetzungen, ob die Gemeinde im Zuge der Dorferneuerung die Abwasserentsorgung von einem Misch- auf ein Trennsystem umstellen sollte. Die Umstellung hätte höhere Investitionskosten für die Anwohner, aber mittelfristig niedrigere Betriebskosten bedeutet. In einem Bürgerentscheid stimmte schließlich eine Mehrheit von knapp 60 Prozent gegen die von Bürgermeister und Gemeinderat favorisierte Einführung eines Trennsystems.

In Sachen Kindergarten geht es darum, dass der evangelische Kindergarten in Alesheim seine Tore zunächst vorübergehend schloss, weil er für die eingruppige Einrichtung kein Personal mehr fand. Die Kinder aus Alesheim wurden zwischenzeitlich im evangelischen Kindergarten in Trommetsheim mitbetreut. Inzwischen haben sich beide Kirchenvorstände dazu entschlossen, die beiden Einrichtungen zu einer zu verschmelzen. Die Wahl für den verbleibenden Standort fiel auf Trommetsheim, wo nun in naher Zukunft ausgebaut werden soll. Das aber erregt vor allem in Alesheim viele Gemüter, wo man nicht auf den eigenen Kindergarten am Ort verzichten will.