Altmühlfranken muss mehr Flüchtlinge aufnehmen

28.8.2015, 10:32 Uhr
Altmühlfranken muss mehr Flüchtlinge aufnehmen

© WT-Archiv

„Wir bekommen permanent neue Flüchtlinge zugeteilt“, stellte Landrat Gerhard Wägemann bei einer Veranstaltung zur ehrenamtlichen Vormundschaft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge fest. Und das, obwohl es immer schwieriger werde, geeignete Wohnungen für die Neuankömmlinge zu finden. Immerhin: Der Aufruf über die Medien habe Resonanz gehabt. „Wir haben einige neue Angebote, die wir nutzen werden“, so der Landrat im Gespräch mit unserer Zeitung.

„Schwer am Rudern“ sei man allerdings weiterhin, was die geplante Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in Zirndorf betrifft (wir berichteten). Die Regierung hatte dem Landkreis mitgeteilt, dass binnen Wochen ein neues Auffanglager für rund 200 Flüchtlinge in Weißenburg-Gunzenhausen geschaffen werden muss. Aktuell zeichnet sich keine Lösung ab, wie Sebastian Münch, der für Asylfragen zuständige Landratsamtsmitarbeiter auf Anfrage unserer Zeitung feststellte. Die Suche gestalte sich schwierig. Sollte sie erfolglos bleiben, müsste eine Containersiedlung eingerichtet werden, oder die Flüchtlinge gar in eine Turnhalle umsiedeln.

Bis zu 1600 Flüchtlinge

Auch an Wohnungen und Ferienwohnungen sei man noch interessiert, stellte Münch fest. „Je schneller beziehbar, desto besser. Aber wir sind für jedes Angebot dankbar.“ Kein Wunder, denn der Druck auf den Landkreis nimmt zu. Bis Jahresende könnten rund 700 Flüchtlinge in Weißenburg-Gunzenhausen eine vorübergehende Heimat finden. Rechnet man den aktuellen Stand sowie die noch zu schaffende Erstaufnahmeeinrichtung hin-zu, könnten bis Weihnachten rund 1600 Flüchtlinge im Landkreis sein. Gemessen an der Gesamtbevölkerung wären das etwa 1,7 Prozent.

An derlei Hochrechnungen will Münch sich nicht beteiligen. „Zu viele Unwägbarkeiten. Das ist mittlerweile fast ein Tagesgeschäft.“ Er erhofft sich etwa von den neuen Auffangeinrichtungen – unter anderem in Manching und Donauwörth – eine Entlastung.

Bei der Informationsveranstaltung zum Thema Vormundschaft bedankte sich Landrat Wägemann für das Engagement der Bürger. Im Gespräch mit unserer Zeitung kündigte er an, dass es im Oktober einen Empfang für diejenigen Landkreisbürger geben werde, die sich in der Flüchtlingshilfe ehrenamtlich engagieren. „Wir wollen keine Zustände, wie sie andernorts im Fernsehen zu sehen sind“, stellte Wägemann fest und spielte damit auf die Demonstrationen vor Flüchtlingsunterkünften an, die zuletzt vor allem in Sachsen stattfanden.

Der Landrat wies zudem darauf hin, dass die Flüchtlinge auch eine Chance für den Landkreis seien. „Gerade bei den unbegleiteten minderjährigen Jugendlichen ist ein Großteil sehr interessiert, sehr engagiert dabei, schnell die Sprache zu lernen und möglichst in Lohn und Brot zu kommen.“ Und das kann ein Arbeitsmarkt, auf dem Betriebe teils händeringend nach Auszubildenden suchen, gut gebrauchen. „Der demografische Wandel steht nämlich nicht bevor, der demografische Wandel ist voll am Laufen“, erinnerte der Landrat.

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