Altmühlfranken setzt beim Müll wieder auf Handarbeit

9.2.2018, 06:00 Uhr
Altmühlfranken setzt beim Müll wieder auf Handarbeit

© WT-Archiv

Der Landkreis muss die Abfallentsorgung für die Jahre 2019 bis 2024 ausschreiben. Eine gigantische Aufgabe, geht es doch um 92 000 Tonnen, die im Landkreis geleert werden müssen. Gerechnet auf die fünf Jahre muss das Unternehmen 125 Millionen Kilo Müll entsorgen und hunderttausende von Lkw-Kilometer zurücklegen. Im Umweltausschuss legte die Verwaltung nun das Anforderungsprofil vor, mit dem sie im November dieses Jahres in die Ausschreibung gehen will. Europaweit wird dann der altmühlfränkische Müll zur Entsorgung angeboten.

Die wichtigste Neuerung in den Bedingungen ist der Systemwechsel bei der Leerung der Mülltonnen. In Zukunft sollen nur noch Müllwagen mit einem Fahrer und mindestens einem Lader unterwegs sein. Bislang hatte man das Leerungssystem in der Ausschreibung offengelassen. Mit dem Ergebnis, dass die vergangenen fünf Jahre Ein-Mann-Autos mit Roboterarmen die Tonnen in den Müllwagen kippten. „Davon hat man sich eine Einsparung versprochen, inzwischen ist man davon aber wieder ein bisschen abgekommen“, erklärte Michael Hufnagel, der Leiter der Abfallwirtschaft am Weißenburger Landratsamt.

Zumindest in diesem Fall scheint sich die menschliche Arbeitskraft als besser zu erweisen als die Automatisierung. Das Hauptproblem: Die Technik ist unflexibel. Der Arm kann nur auf eine Seite greifen, aber auch, wenn man die Menschen noch so lange dazu auffordert, stehen eben nicht alle Tonnen auf einer Seite. Inzwischen werden vielerorts die Straßen doppelt abgefahren.

Außerdem tun sich die Greifarme und ihre menschlichen Lenker im Führerhaus des Müllwagens schwer, wenn Autos direkt vor den Tonnen stehen oder sie zu nah an Zäunen platziert sind. „Wenn das einer nicht richtig kann, dann gibt es schnell mal höhere Schäden“, weiß Hufnagel aus Erfahrung.

Und die hat das Landratsamt, denn „wenn was nicht passt, rufen die bei uns an und nicht bei dem Unternehmen“. Definitiv sei die Zahl der Beschwerden mit Einführung des Seitenladers erheblich nach oben gegangen, sagte Hufnagel. Eine Einschätzung, die die Solnhofener SPD-Kreisrätin Ute Grimm nur teilen konnte: „Wir haben auch bei uns in der Gemeinde ständig Beschwerden. Seitdem das da ist, gibt es nur noch Chaos.“

Die menschlichen Lader könnten auch besser überprüfen, was in der Tonne sei und sogenannte „Fehlwürfe“ verhindern. „Wenn die die Tonne schieben und einhängen, dann merken die schon, wenn die komplett mit Bauschutt voll ist“, so Hufnagel. Im Ein-Mann-Seitenladesystem sehe man zwar auf einer Kamera, was man in sein Auto kippe, aber da sei es dann auch schon zu spät, so der Leiter der Abfallwirtschaft. Zudem gingen mit dem Greifer auch die Tonnen, die im Besitz des Landkreises sind, häufiger kaputt, was wiederum zu Diskus­sionen zwischen Unternehmen und Landkreis sorge.

Chance für Geringqualifizierte

CSU-Kreisrat Peter Gallenmüller wies daraufhin, dass man vor einigen Jahren noch scharf diskutiert habe, als es um die Einführung der Ein-Mann-Autos ging. Da habe die SPD kritisiert, dass man auf diese Art Jobs für Geringqualifizierte vernichte. Mit der Rückkehr zum alten System könnte man immerhin auch in diesem Punkt wieder Frieden schaffen.

Der Umweltausschuss war jedenfalls überzeugt und stimmte am Ende geschlossen für die Rückkehr zum alten System. Nun sollen Ausschreibungsunterlagen fertiggemacht und im November veröffentlicht werden. Die Ausschreibung gilt für fünf Jahre mit der Option auf eine zweijährige Verlängerung und umfasst Restmüll, Papiermüll, Biomüll sowie Sperrmüll und die Entsorgung der Container auf den Wertstoffhöfen.

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