Aria aus Stopfenheim: Ein Jahr mit dem Spenderherzen

17.8.2019, 05:57 Uhr
Aria aus Stopfenheim: Ein Jahr mit dem Spenderherzen

Seit ziemlich genau einem Jahr lebt die kleine Aria mit dem neuen Herzen. Im August 2018 zeigten die Blutwerte noch eine "milde Abstoßung", doch vor wenigen Tagen brachte das aktuelle Ergebnis endgültige Erleichterung: "Keine Abstoßung." Auch Antikörper sind im Blut nicht nachweisbar. Dementsprechend dürfen die Medikamente für die Immunsuppression etwas reduziert werden.

Blutdruckmedikamente und Antibiotika sind bereits in der Vergangenheit sukzessive abgesetzt worden. Die Immunsuppression wird sie dauerhaft nehmen müssen. "Diese Medikamente bleiben ihr ein Leben lang", weiß ihre Mutter Sabrina Draffin, die hofft, dass es ihrer kleinsten Tochter weiterhin so gut geht.

Leider gibt es auch immer wieder Rückschläge. So kämpfte die Kleine vor ein paar Tagen mit extremem Durchfall, ausgelöst durch Noro- und Adenoviren. Für gesunde Menschen ist das eine Tortur, für Aria kann so etwas sogar lebensbedrohlich sein. Erst am Freitag durfte sie das Krankenhaus verlassen und ist wieder zuhause in Stopfenheim. 

Regelmäßige Blutentnahmen wird es weiterhin geben, aber das Kontrollnetz kann gelockert werden, berichtet Mutter Sabrina. Alle sechs Wochen muss das kleine Mädchen zur Untersuchung zum Kardiologen und im Wechsel ins Klinikum Großhadern.

Bis dahin war es kein einfacher Weg. Am 24. Juli 2018 um 10.15 Uhr Ortszeit in Memphis/Tennessee hat das kleine Herz angefangen in ihrer Brust zu schlagen. "Ein Moment, der unser Leben für immer verändert hat und Aria neues Leben geschenkt hat", freut sich Mutter Sabrina und hat mit ihrer ganzen Familie auch an die Spenderfamilie gedacht, für die der Tag kein Tag der Freude, sondern einer der schmerzlichen Erinnerung gewesen sein dürfte. Denn die kleine Aria konnte und durfte nur weiterleben, weil ein kleiner Junge verunglückte, dessen Herz jetzt in Arias Brust schlägt. Zu der Spender-Familie in den USA hat die Stopfenheimer Familie regelmäßig Kontakt und hält sie mit Bildern von der inzwischen zweijährigen Aria auf dem Laufenden. Die Kleine hat sich ihrer Mutter zufolge gut entwickelt: "Sie springt, tanzt, rennt und singt und ist voller Energie und darf sich voll belasten." Aria kommt inzwischen ganz ohne Mittagsschläfchen aus und kann schon Drei-Wort-Sätze sagen. In einem Jahr ist sie um mehr als zehn Zentimeter gewachsen und hat ihr Gewicht fast verdoppelt. Viele Gründe zur Freude also.

Rechtzeitig ein passendes Spenderherz gefunden

Dennoch weiß Mutter Sabrina Draffin auch, dass ihr Töchterchen viel Glück im Unglück hatte und rechtzeitig ein passendes Spenderherz gefunden werden konnte:  "Hätte Aria kein neues Herz bekommen, dann wäre sie jetzt ständig an ein Kunstherz angeschlossen – oder tot."

Weil Aria aber das Herz eines kleinen Jungen eingesetzt wurde, darf die kleine Stopfenheimerin leben. "Wir denken oft an den kleinen Jungen, der im Pool ertrunken ist und schon hirntot war, als man ihn fand", sagt Mutter Sabrina. Hätten seine Eltern nicht die Organspende erlaubt, dann würde Aria vielleicht nicht mehr leben. Sabrina Draffin und ihr Mann sind der Familie des verstorbenen Jungen unendlich dankbar: "Wir danken der Familie des Spenderkindes von ganzem Herzen, die mit ihrer Entscheidung Aria ein neues Leben geschenkt hat."

Schon 19 Tage nach der Transplantation machte das Mädchen im Juli vergangenen Jahres ihre ersten eigenen Schritte in ein neues Leben und hat von Tag zu Tag mehr Energie. Arias Eltern hoffen, dass weiterhin alles so gut verläuft wie bisher: "Ich hoffe, dass Arias Herz möglichst lange hält und sich die Medizin in 15 bis 20 Jahren noch viel weiterentwickelt hat", sagt Mutter Sabrina und wünscht sich, dass das weitere Leben der Tochter ab jetzt ganz normal verläuft. Geplant ist, dass sie –  wie andere Kinder auch –  mit drei Jahren in den Kindergarten geht und weiterhin so ein Sonnenschein bleibt wie bisher.

Seit der Operation in den USA hat die Stopfenheimer Familie viele Hochs und Tiefs erlebt und bei jeder längeren Krankheit und Erkältung mit Aria gebangt. Die Sorge, dass der Körper das Spenderherz eines Tages abstoßen könnte, ist immer da. Aber auch die Dankbarkeit für die vielen schönen Momente, die dem fröhlichen Mädchen und ihrer Familie geschenkt wurden!

Auf Organspende aufmerksam machen

"Hoffentlich dürfen wir noch viele Jahre mit Arias Kämpferherz miteinander teilen", sagt Mutter Sabrina und möchte in diesem Zusammenhang auch auf das Thema Organspende aufmerksam machen: "Organspende ist so ein wichtiges Thema, und ich hoffe, dass sich viele Menschen hierzu Gedanken machen und sich für Organspende entscheiden, damit noch vielen anderen Menschen wie Aria geholfen werden kann."

Als Weihnachtsgeschenk bekam die Kleine von ihren Eltern eine Kette, an der ein Schutzengel hängt, auf dem das Datum ihrer Herztransplantation eingraviert ist: 24. Juli. An diesem Tag feierte die Familie auch heuer das zweite Mal im Jahr den Geburtstag ihrer Aria.

Organspendeausweise gibt es auch online unter https://www.organspende-info.de/organspendeausweis-download.

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