„Aufhören geht nicht!“

28.4.2015, 05:29 Uhr
„Aufhören geht nicht!“

© Renner

Das ISEK dient dazu aufzuzeigen, wohin Weißenburg sich in den nächsten rund 20 Jahren entwickeln soll. Groß geschrieben wird dabei die Bürgerbeteiligung. Zu dieser zählte der Stadtrundgang, den die Lenkungsgruppe und Mitarbeiter der beiden Planungsbüros zusammen mit interessierten Bürgern einen ganzen Tag lang unternahmen. Zeese versprach zu Beginn einen „spannenden Tag“ und lag damit nicht falsch.

Bei dem Rundgang sollte versucht werden, „die Dinge einmal anders zu sehen“. Die Weißenburger sollten sich „die Situationen bewusst machen“ und dabei auch sagen, welche Ansätze sie sehen, sagte die Stadtplanerin. Vieles, was dabei aufkam, war ins Unreine gesprochen. Die Ideen müssen erst einmal sortiert werden. Das soll nach Vorarbeiten in den Planungsbüros in Arbeitskreisen mit Weißenburger Bürgern geschehen.

Manches ist vielleicht kurzfristig umsetzbar, andere Vorschläge sind Zukunftsmusik. Manches ist mit wenig Aufwand zu realisieren, anderes scheitert womöglich an rechtlichen Grenzen und anderen Vorgaben oder auch an der Finanzierung. Wichtig aber ist, dass sich die Stadt und ihre Bürger bewusst machen, dass Veränderungen notwendig sind, um Weißenburg – unter anderem wegen der demografischen Veränderungen – für die Zukunft fit zu machen.

Viele möchten offensichtlich künftig weniger Verkehr in der Stadt haben und sehen daher die Fortführung der Westtangente als Entlastungstrasse für die Innenstadt als unbedingt notwendig an. Das Argument Zeeses, die Weißenburger Umgehung werde durch den geplanten dreistreifigen Ausbau leistungsfähiger und dadurch der komplette Bau der Westtangente möglicherweise verzichtbar, mochten sie nicht akzeptieren.

Keine Entlastung für die Innenstadt

Karl-Friedrich Ossberger beispielsweise erinnerte daran, dass die Bundesstraße 2 die „Magistrale zwischen den Wirtschaftsräumen Nürnberg und Augsburg“ ist. Deren drei- und vierstreifiger Ausbau sei wegen der hohen Verkehrsbelastung nötig. Wenn in den nächsten Jahren die Weißenburger Umfahrung noch ausgebaut werde, solle damit eine der letzten Lücken zwischen Augsburg und Nürnberg geschlossen werden. Für die innerstädtische Verkehrsentlastung Weißenburgs bringe dies aber kaum etwas.

Für diesen Zweck sieht Ossberger die Westtangente als „entscheidend“ an. Sie nehme einen Großteil des Verkehrs aus dem und in den Westen auf und leite ihn um Weißenburg herum. Sie werde auch für Entlastung in der Augsburger und der Nürnberger Straße sowie in der Bismarckanlage sorgen, die eine hohe Verkehrsbelas-tung haben. Buchhändler Mathias Meyer brachte es auf den Punkt: „Aufhören können wir bei der Westtangente nicht.“

Dem pflichteten die Stadträte Andre Bengel (SPD) und Wolfgang Hauber (Freie Wähler) bei und verwiesen auf den „Erschließungscharakter“ der Westtangente. Maximilian Hetzner (Bündnis ‘90/Die Grünen) stieß ins gleiche Horn. Man müsse daran denken, dass durch die Entlastungswirkung der Westtangente „viel mehr Lebensqualität in die Stadt“ komme. Gerade ältere Menschen und Kinder hätten Probleme über „überlastete Kreuzungen“ wie jener am Ellinger Tor zu kommen. Gleichwohl plädiert er dafür, „ganz sensibel an den Straßenbau heranzugehen“.
Die Gegenstimmen waren gering: Margarete Mandl beispielsweise verwies auf die wertvollen Landschaftsteile, die beim Bau zerstört würden. Sie glaubt nicht, dass die Westtangente nur Entlastungswirkung haben, sondern dass diese sogar noch mehr Schwerverkehr anziehen werde.
Stadtbaumeister Thomas Schwarz bat bei der Thematik „die Zeitschiene nicht außer Acht zu lassen“. Denn der geplante vierte Bauabschnitt der Westtangente werde sehr aufwendig, unter anderem müsse die Bahnlinie nach Nürnberg „über- oder gar unterquert“ werden. Auch im Hinblick auf die finanzielle Belastung für die Stadt könne das ganze Projekt „noch 15 bis 20 Jahre dauern“.
Daher plädiert er dafür, nicht zu sehr den Fokus auf die Westtangente zu richten. In der Zwischenzeit könne  nicht die Stadtentwicklung im Inneren eingestellt werden, nur weil man auf die Entlastung durch die Westtangente hoffe.

Ein paar Stunden später, fast schon zum Abschluss des ISEK-Rundgangs, griff Petra Zeese im Gewerbegebiet West, von dem man einen schönen Blick in die Rezataue hat, das Thema nochmals auf. Sie habe aus der Dis-kussion am Morgen mitgenommen, dass die Westtangente als bedeutsam eingeschätzt werde. Daher gehe es wohl nicht um die Frage, ob sie weitergebaut werde, sondern wie. Der Damm des ersten Bauabschnitts ist der Stadtplanerin zu massiv, hat zu wenige Durchlässe und durchschneidet das Rezattal. Es müsse beim Weiterbau auf eine „optimierte Trassenführung“ geachtet werden und darauf, dass die „Eingriffe naturverträglich bleiben“, beispielsweise durch mehr Brückenbauten. 

Eine Landesgartenschau?

Ihr zufolge muss das Potenzial im Rezattal den Weißenburgern besser bewusst gemacht werden. Das sieht auch Karl Friedrich Ossberger so. Das Rezattal müsse in die Entwicklung der Stadt nach Westen integriert werden. Eine Landesgartenschau, wie zuvor von Stadtplanerin Zeese schon ins Spiel gebracht, könne dazu beitragen, dass dies gelinge. Das ist aber wohl einer jener Punkte im ISEK-Prozess, der in der Rubrik Zukunftsmusik geführt wird.

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