Besondere Augenblicke: Ausstellung in der „Kunst-Schranne“

17.10.2010, 08:34 Uhr
Besondere Augenblicke: Ausstellung in der „Kunst-Schranne“

© Heubeck

„Wir sehen uns nicht als Künstler, sondern als Hobbyfotografen“, betonte Initiator und Bildbearbeitungs-fachmann Dr. Bruno Oßmann. Die ­gezeigten Werke gehen jedoch weit über das Hobbyniveau hinaus und ­stehen zumindest in der Spitze den Werken von Profifotografen in nicht nach. So etwa Dagmar Schmidts (Ellingen) Makroaufnahmen von Pflanzen, unter denen eine besonders hervorsticht: eine pastellweise, distelartige Blüte, die vor hellem Hintergrund fast unscheinbar wirkt, den Betrachter jedoch mit bestechender Detailschärfe und Tiefenwirkung förmlich in sich hineinzieht. Ihr Mann Werner Schmidt glänzt mit „Augenblicken“ wie dem Sonnenstrahl im Weizenfeld oder Libellen im Flug. Auch Stefanie Lüdke (Windsfeld) offenbart ihr Faible für die Natur – mit Landschaften und vor allem Insekten- wie Pflanzenbildern, die ebenfalls durch die Makrofotografie kleinste Details zeigen und mit monochromer Farbge­staltung überzeugen.

Spiel mit Licht und Formen

Nicht alltägliche Reisebilder stellen Marc Mühlheims, Gabriele Prix und Klaus Rößler (alle Weißenburg) aus. Letzterer spielt bei seinen Wüsten­bildern mit Licht- und Schattenwirkungen sowie der Weitenwirkung, die jener Landschaft entspricht. Gabriele Prix sucht dagegen eher die Details – etwa Haustüren in der Toskana oder stimmungsvolle Momente in den Kanälen Venedigs. Marc Mühlheims hat bei einer Reise in die Karibik ungewöhnliche geometrische Muster in Pflanzen entdeckt und digital abgelichtet. Dr. Bruno Oßmann fotografiert zwar digital, bearbeitet viele Bilder jedoch in Schwarz-Weiß, die so eine ganz eigene Stimmung widergeben: etwa die Fotos von Katzen oder der im win­terlichen Schneesturm stehende Baum auf der Jura-Hochfläche.

Ulrich Kaufmann aus Treuchtlingen hat sich dem sogenannten „Composing“ verschrieben und präsentiert in der „Kunst-Schranne“ nicht nur farblich verfremdete Bilder und Grafiken à la Andy Warhol, sondern auch ein faszinierendes Bild verfremdeter Aluröhren, für das er im Photoshop-Programm über 1.000 Arbeitsebenen angelegt hat. Ebenfalls dem Fotodesign widmet sich Ina Rößler. Sie zeigt Einladungskarten, CD-Cover, Plakate und Logos etwa für die Montessori-Schule und nutzt ihr bei den vhs-Bildbearbeitungskursen erworbenes Wissen nun auch beruflich.

Kreative Fähigkeiten

Darüber freute sich der vhs-Vor­sitzende Dr. Andreas Palme bei der Ausstellungseröffnung, bei der auch Oberbürgermeister Jürgen Schröppel die Gäste und Freunde der Fotografen willkommen hieß, besonders. Dies zeige, dass die Kurse auch für die berufliche Weiterbildung genutzt werden könnten. Palme war sichtlich angetan von dem, was in der zweiten vhs-Ausstellung (nach der Fußballschau zur Weltmeisterschaft 2006) zu sehen ist. „Es wird anschaulich deutlich, welche kreativen Fähigkeiten vorhanden sind und in den vhs-Kursen entwickelt werden.“

Alle neun Fotografen und Fotodesigner haben nämlich eines gemeinsam: Sie zählen zu den mittlerweile 70 Teilnehmern der vhs-Bildbearbeitungskurse, die von Dr. Bruno Oßmann als Dozent angeboten werden. Palme dankte den Ausstellern für deren „großartiges Engagement“ rund um die Schau und stellte dabei vor allem Oßmann heraus: „Die Ausstellung ist seine Idee und sein Kind.“ Zudem stellte Oßmann in einer viertelstündigen Präsentation die Fotografen und deren Vorlieben vor. Nicht unerwähnt ließ Palme die Stadt Weißenburg und deren Unterstützung sowie Markus Drischel, der als gebürtiger Weißenburger heute in München lebt und für BMW in der Werbefotografie tätig ist. Drischels Porträts der im Kaokoveld/Namibia lebenden Ovahimba sind die wahren Highlights der Ausstellung – nicht nur wegen ihrer Größe und monochromen Farbgebung. Die Bilder der für ihren ungewöhnlichen Körperkult bekannten Ovahimba sind eindringlich, zeigen die „Seele“ der Menschen, ohne diese bloßzustellen. Wie in früheren Zeiten Drei Jahre lang hat Drischel die Ovahimba immer wieder besucht und die Erlaubnis des Oberhauptes erhalten, direkt im Dorf zu fotografieren. Die
Werke entstanden meist nachts mit Blitzanlage und einer Linhoff-Plattenkamera, deren aufwendige Bedienung an die frühen Zeiten der Fotografie erinnert: Der Fotograf muss dazu seinen Kopf und die Kamera mit einem schwarzen Tuch abdecken, um Lichteinfall zu vermeiden. Dafür bieten die so be­lichteten Filmnegative im Postkar­tenformat auch bei extremen Vergrößerungen einen ganz besonderen Detailreichtum.