Biker im Hasenkostüm: Streetbunnycrew spendete 5000 Euro

4.8.2020, 07:00 Uhr
Biker im Hasenkostüm: Streetbunnycrew spendete 5000 Euro

© Foto: Jürgen Leykamm

"Ja! Ich schwitze! Für den guten Zweck!" So steht es auf den Hasenkostümen der "Streetbunnycrew" zu lesen. Zu Recht: Bei über 30 Grad sind es fast 60 Motorradfahrer, die am Weißenburger Kirchweihparkplatz eintreffen, das rosa oder weiße Kunstfell noch über die Sicherheitskluft gestreift. Ihr Ziel: einen Scheck mit 5000 Euro an den Verein "Kinderschicksale Mittelfranken" zu überreichen: für einen schwerstbehinderten Jugendlichen.

Elias Schicksal rührt zu Tränen

Er heißt Elias D. und kam vor 17 Jahren vorzeitig zur Welt, vor seiner Geburt erlitt er einen Sauerstoffmangel. Das hat sein Leben auf brutale Art und Weise geprägt. Wer sein Profil auf der Internetseite der Hilfsorganisation liest und wem dabei nicht die Tränen in die Augen schießen, hat wohl kein Herz. Aber zum Glück gibt es ihn, den Verein, der sich um solche Schicksale kümmert. Mit zahlreichen Therapien hat er den jungen Mann bereits unterstützt.

Und zum Glück gibt es diese coolen motorisierten Biker, die auch der heißeste Tag des Jahres nicht von ihrer Hilfsaktion abhalten kann. Zunächst sind es 15 von ihnen, die zu der Scheckübergabe kommen wollen, weswegen der Busparkplatz als Ort des Geschehens anvisiert wird. Dann melden sich aber doppelt so viel an und es gilt auf den Kirchweihparkplatz auszuweichen. Und die Zahl verdoppelt sich fast noch einmal, sodass an die 60 Frauen und Männer auf ihren schweren Maschinen und in ihren pfiffigen Kostümen dort angefahren kommen. Was natürlich ein prächtiges Bild abgibt.

Kostüme sorgen für Aufsehen

Mit dabei Leo Mangold aus dem Raum Pleinfeld, der mit seinem Moto-Guzzi-Gespann SP 1000 aus dem Jahre 1980 die Blicke auf sich zieht. Am Zielort sorgen zwei Sonnenschirme einer Brauerei für das Wohl der Maschine, ihr Fahrer selbst verschafft sich gleich unter einem mobilen Biergartenschirm eines anderen, ebenso regionalen Bierunternehmens etwas Kühlung. Der Mischelbacher ist "Bunnyguard" und damit einer der stellvertretenden Leiter der Region Bayern Nordost, ebenso wie der Nürnberger Markus Langer, der die Spendenaktion ins Rollen gebracht hat.


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Seine Tochter arbeitet im medizinischen Bereich und kümmert sich auch um Elias. So kam es zu der Idee, ihn durch die Streetbunnycrew zu unterstützen. Denn die hat sich die Hilfe für jene, die es im Leben besonders schwer haben, auf die Fahnen geschrieben. Eigentlich war die Kostümiererei eher eine Laune, über die man aber großes Aufsehen erregte. Das könnte man ja auch für einen guten Zweck nutzen – so der Ansatz zur Gründung 2012. Heute gibt es Bunnys in einem Dutzend Bundesländer. Auf Messen und bei anderen Aktionen sammeln sie Spenden für den guten Zweck. Im Falle von Elias für einen neuen medizinischen Rollstuhl. "Der alte ist zu klein und obendrein defekt", erläutert Langer in Weißenburg.

9000 Euro kommen zusammen

Das Problem: Eigentlich spenden die "Hasen" als gemeinnütziger Verein nicht an Privatpersonen, doch über die Kinderschicksale Mittelfranken fand sich eine Lösung. Die Schulbegleitung des 17-Jährigen, Anja Stewens, saß aber während der Anbahnung der Spendenaktion nicht untätig herum, sondern richtete ein eigenes Spendenkonto ein, auf dem sich schon 4000 Euro angesammelt haben. Nun kommen noch 5000 Euros von den "Bunnys" dazu, ein T-Shirt gab es ebenso geschenkt. "Da weiß ich gar nicht, was ich sagen sollen", so die Betreuerin bei der Übergabe ganz gerührt.

Weniger Spenden seit der Corona-Pandemie

Voll des Lobes zeigte sich indes die Vorsitzende der Kinderschicksale, Cristine Wägemann. "Danke für diese großartige Unterstützung!" Denn der Verein tut sich in dieser Zeit schwer. Er hat zwar 2020 bis dato schon 100.000 Euro für seine 53 Schützlinge ausgegeben, doch das Spendenaufkommen schwindet in Corona-Zeiten verständlicherweise. Deswegen "ist es toll, dass wir diese Aktion nicht alleine stemmen müssen."

Geplant ist für die zweckgebundene Spende ein Gefährt anzuschaffen, das Elias und seinen Betreuern zu größtmöglicher Flexibilität beim Besuch von Therapien verhilft und dabei in der Handhabung recht einfach ist. So wird dem jungen Mann ein großes Stück Lebensqualität geschenkt.

Bunnies für ein positives Image

"Dafür schwitzen wir gerne!" betonen Langer und Mangold. Mit ihren Mitstreitern "zaubern wir den Verkehrsteilnehmern gerne ein Lächeln ins Gesicht": Den einen, weil sie um den guten Zweck wissen – den anderen, weil die Hasenbiker einfach knuffig anzusehen sind.

Und das Schmunzeln hilft auch beim Abbauen der Vorurteile gegenüber den Motorradfahren im allgemeinen. Denn oberstes Credo der Truppe ist: "Wir halten uns streng an die Straßenverkehrsordnung und wollen ein gutes Bild von Bikern vermitteln!" Das gelingt ihnen zweifellos.

Deswegen darf man sich auch mal Entspannung gönnen. So fährt die Truppe nach der Aktion erst zum gemeinsamen Grillen nach Ellingen und dann an die Seen. Mit dabei auch ein Herr in einem Oldtimer-Cabrio – sein Motorrad wollte an jenem Tag einfach nicht.

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