Bund Naturschutz will mehr Grün in Weißenburg

12.11.2018, 10:01 Uhr
Bund Naturschutz will mehr Grün in Weißenburg

© Robert Renner

Der BN will lieber mit positiven Signalen arbeiten. Ein Vortrag im „Brandenburger Hof“ zeigte nun auf, wie gut Bäume den Menschen tun und wie man auch ohne Verbote ein Umdenken im Sinne des Stadtgrüns erreichen kann.

„Wir müssen den Bürger mitnehmen“, stellte BN-Vorsitzender Wolfgang Federschmidt sowohl zu Beginn als auch am Ende der Veranstaltung vor den rund zwei Dutzend Besuchern klar. Für ihn ist der Begriff Baumschutzverordnung inzwischen zu negativ behaftet, weil die Grundstückseigentümer fürchten, sie wären dann nicht mehr Herr ihres Eigentums.

Christopher Busch vom Bund Naturschutz in Nürnberg versuchte diese Sorge zu entkräften. Denn zum einen greift die Verordnung nur bei älteren Bäumen (in der Regel ab einem Umfang von 60 Zentimetern, aber das kann jede Kommune selbst festlegen), zum anderen würden tatsächlich bayernweit 80 Prozent der Anträge, einen Baum zu fällen auch in Kommunen mit Baumschutzverordnung genehmigt. „Das soll keine Schikane sein, sondern eine kleine Hürde“, beschrieb es der zweite Referent, Dr. Daniel Mühlleitner. Weil der Besitzer eine Begründung liefern muss, wird er gezwungen nachzudenken, ob es nicht auch eine andere Lösung als das Fällen gibt. Ganz so hatte es der Titel der BN-Veranstaltung versprochen: „Neue Chance für alte Bäume“.
Mühlleitner hatte zur Einstimmung aufgezeigt, wie viel positiven Einfluss Bäume auf Menschen haben. Das beginnt bei der Produktion von Sauerstoff und endet mit dem besseren Klima speziell in heißen Sommern noch lange nicht. Die Prognosen sagen voraus, dass es im Jahr 2100 in Deutschland im Schnitt mehr als 50 Hitzetage mit über 30 Grad geben soll. Heuer waren es in Nürnberg 31 solcher Tage – und da haben die Menschen bereits gestöhnt. An besonders heißen Tagen gibt es nachweislich deutlich mehr Todesfälle.

Man dürfe sich nicht nur auf die Wälder verlassen. Die Klimawirkung eines Stadtbaumes sei vier Mal so groß wie die eines Baumes im Wald. „Ein Stadtbaum leistet viel mehr.“ Die Blätter von Laubbäumen haben zudem eine Filterfunktion, um die Luft von Feinstaub zu reinigen.
Studien würden zudem belegen, dass Kranke schneller genesen, wenn es Bäume in der Umgebung gibt. Die Arbeitsproduktivität ist höher. Die Menschen sind weniger gestresst und weniger aggressiv. Wer in der Nähe von Bäumen lebt, hat weniger Probleme mit Allergien. Und zu guter Letzt gibt es sogar einen Zusammenhang zum Körpergewicht. „Bäume machen schlanker“, stellte Mühlleitner mit einem Augenzwinkern fest.
Der BN hat bereits Broschüren erstellt, um die Vorteile von Bäumen aufzuzeigen. Weitere Schriften sind im Entstehen. Auch eine Wanderausstellung wird es geben. Unter der Nummer 08 00 / 7 82 38 22 oder per Mail an stadtbaum@bund-naturschutz.de kann man sich zudem kostenfrei beraten lassen.

Fällen muss oft nicht sein

Christopher Busch zeigte anhand von Satellitenaufnahmen, wie das Stadtgrün seit Jahren zurückgedrängt wird. Eine Entwicklung, die auch viele Weißenburger seit langem beklagen. Und auch den beiden Referenten ist aufgefallen: „Auf dem Weg vom Bahnhof hierher haben wir kaum Bäume gesehen.“

Oft würden Bäume aus Angst gefällt, weil von ihnen eine Gefahr im Falle eines Sturms ausgeht. Doch für Busch ist das zu kurz gedacht. Meist ließen sich die Bäume durch die richtige Pflege retten, ist Busch überzeugt. Er ist Fachagrarwirt für Baumpflege und Baum­sanierung
Es müsse nicht unbedingt eine Baumschutzverordnung sein, um mehr Grün in der Stadt zu bekommen. Zum einen könne man Vorgaben im Bebauungsplan machen, ab welcher Gartengröße wie viele Bäume zu pflanzen sind. Auch eine bestimmte Zahl an Kfz-Stellplätzen wäre eine denkbare Bemessungsgrenze. Ein anderer Ansatz wäre ein Förderprogramm, um Eigentümer beim korrekten Baumschnitt zu unterstützen. Das wird beispielsweise im Landkreis Bamberg gemacht.
BN-Kreisvorsitzender und Stadtrat Alexander Kohler fragte Baumexperte Busch ganz gezielt nach Pflanzungen, wenn viele Kabel im Boden liegen. Mit diesem Argument wird seit der Umgestaltung begründet, warum vor dem Weißenburger Bahnhof kein einziger Baum steht. In solchen Bereichen müsse man mit Handschachtungen arbeiten und Leerrohre oder Wurzelschutzfolien einziehen, hielt der BN-Fachmann dem entgegen. Das sieht auch Michael Gerstner, der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins in Weißenburg so. Christopher Busch: „Wenn man will, kann man überall Bäume pflanzen.“

Der Bund Naturschutz hat bereits 2014 ein Grünkonzept an die Stadt Weißenburg übergeben. Detailliert listete der Verband darin auf, wo aus ihrer Sicht in Sachen Stadtgrün auf öffentlichen Flächen nachgebessert werden sollte. Getan hat sich seitdem wenig. So stellte Federschmidt auch fest: „Wir haben in Weißenburg weniger ein Problem mit den Bürgern sondern vielmehr mit der Stadt selbst.“

Ein positives Beispiel sei eine alte Eiche auf einem Privatgrundstück in der Jahnstraße. Der Eigentümer wollte den Baum zunächst fällen, hat sich dann aber doch anders entschieden, nachdem ihm Alternativen aufgezeigt wurden. Schließlich verbinde der Besitzer mit dem Baum auch viele positive Erinnerungen an die Kindheit, schilderte Gerstner.

Und eines muss auch klar sein: Gäbe es in Weißenburg eine Baumschutzverordnung, könnte die Stadt sich natürlich ohne großes Aufhebens selbst jeweils die Genehmigung zum Fällen erteilen. Auch deshalb ist nach Ansicht der BN-Verantwortlichen eine Baumschutzverordnung für Weißenburg nicht unbedingt die allerbeste Lösung. Vielmehr will man mit positiven Ansätzen ein Umdenken erreichen. Nächster Schritt hierzu wird das Überarbeiten des Grünkonzepts.

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