Bunte Architektur-Ideen für Weißenburgs Zukunft

6.6.2019, 15:28 Uhr
Bunte Architektur-Ideen für Weißenburgs Zukunft

© Robert Renner

Es ging zum einen um das "Städtebauliche Entwicklungspotenzial des Geländes der ehemaligen Ziegelei Lang unter Einbeziehung der vormaligen Sportplatzflächen", also dem früheren TV-1860-Gelände am Lehenwiesenweg, und zum anderen um die "Umnutzung und Reaktivierung der alten Sheddachhallen der ehemaligen Gestrick- und Tressenfabrik Anselm" an der Schulhausstraße unmittelbar neben dem heutigen Lidl-Discounter. Dieser bemerkenswerte Komplex droht verloren zu gehen.

Doch warum haben sich die Studenten ausgerechnet mit Weißenburg beschäftigt? Die Antwort liegt in Architekt Uli Heiß vom Weißenburger Stadtbauamt. Er hat einen Lehrauftrag an der Technischen Hochschule in Nürnberg und ist "derjenige, der das Ganze eingefädelt hat", sagte Oberbürgermeister Jürgen Schröppel bei der Ausstellungseröffnung vor Gästen, Stadträten, Hochschulmitarbeitern und den Studenten, deren Werke präsentiert werden. Und Professorin Ingrid Buchstaller lobte: "Er hat uns ein wunderschönes Thema serviert."

Die studentischen Arbeiten bauen auf den Erkenntnissen des Integrietren städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) der Büros Zeese und Geo-Plan auf. Ob einer oder mehrere der Vorschläge je realisiert werden, ist freilich offen. Doch für OB Schröppel steht fest: "Für die Investoren liegt nun ein Spektrum an Ideen zur Weiterentwicklung der beiden Filetlagen vor."

Die beiden Gelände samt den bestehenden Gebäuden sind ihm zufolge "Zeugen der frühen industriellen Entwicklung ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals war ihre nahe Lage zur Bahnlinie Treuchtlingen-Nürnberg günstig. Heute gilt es, sie unter Berücksichtigung von Themen wie Lärmschutz und Verkehrsanbindung weiterzuentwickeln und für neue Zielgruppen interessant zu machen.

"Auch bei der Gebäudeumnutzung sollten zukunftsweisende Strategien für eine nachhaltige Architektur mit modernem Gepräge geschaffen werden", schreibt der OB im Vorwort zur Dokumentation der Ausstellung und der Arbeiten. Mehrere der ehemaligen Industriebrachen in der Stadt seien in den vergangenen Jahren neu bebaut worden. Die meisten Planungen hätten aber die "identitätsstiftende Wirkung dieser Anlagen" nicht berücksichtigt, meint das Stadtoberhaupt.

Sprich: Ein Teil der Weißenburger Stadtgeschichte ist verloren gegangen. Schröppel schreibt daher weiter: "Die Stadt selbst könnte durch solche spezifischen Umnutzungen gewinnen." Der für Weißenburg "geschichtliche Schritt von einer Landstadt hin zur altmühlfränkischen Industriestadt bliebe zukünftig präsent und im Stadtbild ablesbar". Die in den Arbeiten städtebaulich und baukonstruktiv durchgearbeiteten Grundstücke könnten also "ein Anreiz für ein neu aufzuschlagendes Kapitel der Stadtentwicklung bilden".

Unterschiedliche Zielgruppen

Beim Ziegeleigelände gaben die Nähe zum Bahnhof und zur Altstadt, das knappe Wohnraumangebot, die Auswirkungen des intensiven Flächenverbrauchs und das Mobilitätsverhalten der Menschen Anlass, über die Dichte im Wohnungsbau nachzudenken. "Wie eng muss es bebaut sein, damit es spannend wird?", war Professorin Nadja Letztel zufolge eine wichtige Frage.

Vorwiegend soll das Quartier zum Wohnen genutzt werden, wobei die Studenten die Bedürfnisse älterer Menschen berücksichtigen, gleichwohl aber auch die Ansiedlung von Familien und Neubürgern denken sollten. Folgerichtig wurden Mehrfamilienhäuser mit unterschiedlich zugeschnittenen Wohnungen entwickelt. Eine weitere Vorgabe war, die denkmalgeschützte Villa am Lehenwiesenweg zu erhalten. Die große Ziegeleihalle und der markante Schornstein konnten in die Entwürfe integriert werden.

Bei den Sheddachhallen der Firma Anselm rechnet OB Schröppel nicht mit einer zeitnahen "Umsetzung der sehr guten städtebaulichen Entwürfe". Es könne aber "mit den vielen unterschiedlichen Betrachtungen ein lang anhaltender Prozess der Innenentwicklung der Stadt Weißenburg angestoßen werden".

Die Modelle der Studenten zeigen Nutzungsmöglichkeiten der ehemaligen Manufaktur als Werkstätten für Gründer, Künstler-Ateliers, Studios mit flexiblen Kommunikations- und Ausstellungsflächen oder als Raum zur Vermittlung nachhaltiger, gesunder Genussweisen.

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