Das Wahlprogramm der Weißenburger CSU

7.3.2020, 07:11 Uhr
Das Wahlprogramm der Weißenburger CSU

© Foto: Robert Renner

Kamm passe altersmäßig. Man müsse nur nach München schauen, wo sich die 38-jährige Kristina Frank für die CSU um den OB-Posten bemüht, oder nach Nürnberg, wo der 39-jährige Christsoziale Marcus König seinen Hut in den Ring geworfen hat. Es gebe noch ein paar weitere junge Kandidaten und wie sie widerlege Tobias Kamm in Weißenburg, dass man in der CSU erst im gesetzteren Alter etwas werden könne.

"Vieles blieb liegen"

Mit ihm präsentiere die CSU Weißenburg jemanden, "der die nächsten sechs Jahre gestaltet und nicht nur verwaltet". Vieles sei liegen geblieben in Weißenburg, und am Titel Große Kreisstadt habe "ein bisschen der Zahn der Zeit genagt". Früher habe Weißenburg nicht mit der Nachbarstadt Treuchtlingen gestritten und nicht ständig neidisch nach Gunzenhausen geblickt, um sich dort etwas abzuschauen. Drotziger: "Tobias Kamm ist genau der Richtige, um den Status der Großen Kreisstadt wiederherzustellen."

Dazu hat sich dieser vier Themenfeld gesucht: Wirtschaft und Umwelt, Bildung und Kultur, Familie und Mobilität. Für diese wollen Kamm und die CSU durch einen ampelfreien Straßenring um die Altstadt sorgen. Durch Kreisverkehre würden der Verkehr flüssiger, die Staus auf den Ringstraßen geringer und der Ausweichverkehr durch die Altstadt reduziert. Es brauche "ein Gesamtkonzept", sagt Kamm und stellt damit auch klar: "Ampelfrei um die Altstadt ist nicht in sechs Jahren zu machen."

Erstes Projekt soll ein Kreisverkehr am Ellinger Tor sein. Darüber geredet werde schon lange, jetzt müsse man es einmal angehen, befindet der OB-Kandidat. Und Hans-Heinrich Häffner, der sich um ein Stadtratsmandat bewirbt, sekundiert: "Das schafft auch mehr Platz für unser Ellinger Tor."

Für wichtig hält Kamm außerdem zentrumsnahes Parken mit E-Ladestationen. Die in Weißenburg vorhandenen seien in die Jahre gekommen. Die besten gebe es am Kaufland und an der Norma. Kamm: "Ein paar Händler machen den Job der Stadt."

Schnellstens will er auch einen Rufbus für die Ortsteile einführen. Es dauere sowieso, bis die Akzeptanz dafür geschaffen sei, da müsse man nicht noch zuwarten. Der Rufbus werde nicht kostendeckend zu betreiben sein, aber die Ortsteile brauchten ein Angebot.

"Barrierefrei und sauber"

Der Bahnhof soll nach CSU-Willen "barrierefrei und sauber" werden. Er wisse, dass sich der amtierende OB darum bemühe, aber es sei "halt nichts passiert" und es könne nicht angehen, dass Menschen mit Gehbehinderung, die aus Richtung Nürnberg kommen, bis nach Treuchtlingen fahren und dort in den Gegenzug einsteigen müssen, um in Weißenburg aussteigen zu können.

Ferner fordern Kamm und die Christsozialen ein "Haus der Bildung und Kultur". Und dazu soll das Progymnasium umgebaut werden. Es gehöre, der Stadt, sei sanierungsbedürftig und stehe leer. Kamm: "Es ist unerträglich, dass sich da jahrelang nichts getan hat." Im Bereich Bildung und Kultur hat die CSU aber auch das Bergwaldtheater auf der Agenda stehen.

Dort gelte es die Infrastruktur zu verbessern, vernünftige Garderoben und eine ordentliche Gastronomie zu schaffen. Die "Ruine der Gaststätte" gehe den OB sehr wohl was an, darum müsse er sich kümmern. "Das Bergwaldtheater ist unser Aushängeschild. In diesem Zusammenhang spricht sich die CSU auch für die Beteiligung Weißenburgs an der Bewerbung Nürnbergs als Kulturhauptstadt Europas 2025 aus.

Kamm und seine Mannschaft wollen die Schulen und Kitas in den Ortsteilen erhalten und sie machen sich für eine Ferienbetreuung für Schulkinder von Berufstätigen stark. Das Angebot der Stadtranderholung sei zu wenig (wir berichteten).

Mehr getan werden müsse auch im Bereich Wirtschaft und Umwelt. Es könne nicht sein, dass Weißenburger Betriebe sich andernorts ansiedeln, weil es für kleinere Unternehmen und Handwerker keine geeigneten Grundstücke gebe, nachdem die Erweiterung des Gewerbegebiets Am Richterfeld verschoben worden sei, beklagt Kamm. Und generell gelte es, eine "bessere Kommunikation zwischen der Wirtschaft und der Person des Oberbürgermeisters zu schaffen".

Der CSU-OB-Kandidat will im Falle seiner Wahl außerdem einen Umweltbeirat gründen. Dieser soll überparteilich den Stadtrat beraten und mit ehrenamtlichen Kräften von Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz sowie Forst- und Landwirtschaft, aber auch mit nicht organisieren Bürgern, denen das Thema wichtig ist, besetzt werden. "Da muss mehr als Parteipolitik passieren", meint Kamm.

Und schließlich sei da noch das Thema Familie, das der 37-Jährige aus eigenem Erleben gerade kennenlernt, weil seine Lebensgefährtin dieser Tage Zwillinge erwartet. Es sei nötig, Kindertagesstätten zu vernetzen und ein Online-Anmeldesystem einzurichten. Das bringe Vorteile nicht nur für die Eltern, sondern auch für die Träger, die dadurch Fördergelder besser abrufen und generell besser planen könnten. Weißenburg brauche aber auch kleinkindgerechte Spielplätze, auf jedem solle mindestens ein entsprechendes Gerät aufgestellt werden.

Gerade für Familien sei überdies die wohnortnahe ärztliche Versorgung wichtig, sowohl mit Haus- als auch mit Fachärzten. "Da kann man sich als OB nicht raushalten", sondern müsse dafür sorgen, dass Ärzte sich hier ansiedeln wollten. Die aber bräuchten wiederum Bauplätze und Wohnraum, was zeige, dass dieser Punkt ein zentrales Thema sei, unterstreicht Kamm.

Besonders hier gelte es "Versäumnisse des vergangenen Jahrzehnts" aufzuholen. Junge Weißenburger Familien könnten sich keine Häuser bauen, vor allem auf den Ortsteilen. Sie zögen allesamt nach Ellingen und in andere Orte und seien damit für Weißenburg verloren, nicht nur mit Blick auf die Einnahmen bei der Einkommensteuerbeteiligung.

Die CSU ist überzeugt, mit ihrem Programm die "Themen der Zukunft" anzugehen. "Denn am 15. März wird die Zukunft gewählt und nicht die vergangenen zwölf Jahre". sagt Tobias Kamm.