Dege bei der Tour: Zentimeter am Märchen vorbei

31.7.2018, 06:00 Uhr
Dege bei der Tour: Zentimeter am Märchen vorbei

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Und dazu hatte Degenkolb allen Grund, war er doch bei der diesjährigen Tour der einzige deutsche Etappensieger. Er gewann den neunten Abschnitt von Arras Citadelle nach Roubaix und erfüllte sich damit auch seinen persönlichen Traum, einmal bei der Tour ganz oben zu stehen. Um ein Haar hätte es nun beim großen Finale für noch ein bisschen mehr gereicht.

Degenkolbs Team hatte einen Ausreißer mit perfektem Timing wenige Hundert Meter vor dem Zielstrich eingefangen, und Degenkolb ging als Führender in den Sprint. Er sprintete was die Oberschenkel hergaben, allerdings drückte sich auf der Zielgerade mit Alexander Kristoff einer der wenigen verbliebenen Top-Sprinter im Feld noch an dem im Ettenstatter Ortsteil Hundsdorf aufgewachsenen Degenkolb vorbei.

Andernfalls hätte man eine ziemlich märchenhafte Geschichte zu erzählen gehabt, denn Degenkolbs erster ganz großer Erfolg im internationalen Rennradzirkus war der Sieg bei Paris-Roubaix. Hätte er nun seine ersten Touretappen in Roubaix und Paris gewonnen wäre das eine ziemlich runde Sache, hatte Degenkolb kurz nach seinem ersten Sieg schon grinsend angemerkt. Nur sein norwegischer Sprinterkollege hatte offenbar keinen Sinn für schöne Geschichten und vermasselte ihm das Happy End.

Das machte Degenkolb aber schon kurz nach dem Rennen nicht mehr allzu viel aus. „Es war ein guter Sprint von mir und auch der ganzen Mannschaft. Es hat eigentlich genau so geklappt wie wir uns das vorgestellt haben“, stellte Degenkolb fest. „Es gibt Tage wo halt jemand anders stärker und schneller ist. Es hat nicht viel gefehlt, aber es hat ein bisschen gefehlt und am Ende ist Alex eben schneller gewesen“, zeigte sich der Trek-Segafredo-Fahrer versöhnlich aufgelegt.

Fantastische Tour

Er sprach von einer „absolut fantastischen Tour“. „Das war definitiv ein großes Highlight. Mit eigentlich allen Top-Ten-Platzierungen, die man einfahren kann, und diesem grandiosen Sieg in Rubaix war das eine Riesentour von der ganzen Mannschaft und von mir.“ Zumal es in diesem Jahr auf dem harten Kurs etliche Top-Sprinter nicht über die Berge kamen und am Zeitlimit scheiterten. „Es war megaschwierig, megahart, aber die Tour ist die Tour“, kommentierte Degenkolb diese Herausforderung, die auch für Kritik gesorgt hatte.

Nun geht es für den 29-Jährigen zurück nach Oberursel, wo er mit seiner Frau und seinem Sohn lebt. Der Weißenburger Heimat ist Degenkolb aber verbunden geblieben. Hier machte er beim RC Germania seine Anfänge im Radsport, hier besuchte er die Weißenburger Realschule und hier wohnen im Ettenstatter Ortsteil Hundsdorf auch seine Eltern immer noch. Gelegentlich lässt er sich hier auch bei einem Radtraining seines alten Vereins mal blicken und präsentiert sich als Star zum Anfassen. Das dürfte sich auch nach einer für ihn erfolgreichen Tour kaum ändern.

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