"Den Job kann man nicht bis 65 machen"

23.4.2017, 13:37 Uhr

© Torwart

Auch in Zukunft soll es in der Nördlichen Ringstraße gastronomisch wei­tergehen, irgendwie ahnen aber alle, dass mit dem Abschied von Michael „Albi“ Albrecht das Ende einer Ära ansteht. Er hat unter dem langjährigen Torwart-Wirt Wolfgang „Mozart“ Krauß gelernt, das kurze Gastspiel von Gerhard Mack begleitet und seit 2006 die Kneipe in Eigenregie geführt.

Mehrere Generationen Weißenburger Jugendliche und junge Erwachsene hatten dort ihr zweites Wohnzimmer – manche auch ihr erstes. Die goldenen Zeiten des Torwarts haben in den vergangenen Jahren aber ein paar Macken abbekommen. Die Kneipe war nicht mehr jedes Wochen­ende automatisch voll und unter der Woche war sie manchmal auch richtig leer. Früher ein Ding der Unmöglichkeit.

Der Torwart hatte nicht umsonst sieben Tage die Woche geöffnet –
genauso oft wollten Albrechts Gäste nämlich kommen. Es gab Zeiten, da rückten halbe Jahrgänge zum wöchentlichen Stammtisch an, und manch Lehrer haderte mit dem Schicksal, stets die Doppelstunde am Morgen danach in seinem Stundenplan stehen zu haben.

© Torwart

Das ist längst Geschichte. Nicht nur im Torwart allerdings. „Die große Kneipenzeit ist vorbei. Die Kneipenkultur stirbt ein wenig“, erklärt Michael Albrecht. „Die Jungen kommunizieren heute über die sozialen Medien.“ Was heute Whatsapp, Snapchat oder Facebook sind, war früher der Tresen der Kneipe. Ein Ort, an dem man sich austauschen konnte, an dem man sich aufregte, sich ärgerte, dis­kutierte, sich stritt, sich verliebte . . .

Dass der Zivildienst abgeschafft und das G8 eingeführt wurde, tat sein Übriges. Den Weißenburger Wirten kamen ihre jungen, weggehfreudigen Kunden nun mitunter gleich zwei Jahre früher abhanden. Immerhin: Die Zeiten könnten sich gerade wieder ändern. „In Berlin findet man jetzt wieder die ganz einfachen Eckkneipen cool“, erzählt Albrecht. Dass dieser Trend bis nach Weißenburg schwappt, darauf will er nicht mehr warten. Sein Abschied vom Torwart hat ohnehin weniger mit den nicht mehr ganz so goldenen Zeiten als vielmehr mit dem eigenen Energiehaushalt zu tun.

Kein Job fürs ganze Leben

„Das ist kein Job, den man bis 65 machen kann“, sagt Albrecht. Denn wenn er am Wochenende hinter der Theke steht, dann kommt er anderntags erst um 5.00 Uhr früh aus den Laden. Und das tut er jetzt im elften Jahr. „Wirt sein ist cool, das war immer mein Traum, und den hab’ ich mir erfüllt“, erzählt er. „Aber man muss schauen, dass man den Absprung schafft, wenn es passt.“ Und das ist für Albrecht Ende August der Fall. „Emotional ist das für mich ein zweischneidiges Schwert. Jetzt, wo sich das langsam herumspricht, melden sich ganz viele, wie schade das ist und dass sie ihr zweites Wohnzimmer verlieren. Das ist schon auch rührend.“

Auf der anderen Seite freut er sich auf seinen neuen Lebensabschnitt. „Geregelte Arbeitszeiten, auch Urlaub und mal krank sein, wenn man krank ist.“ Vor allem freut er sich aber auch auf die kleine Abschiedstour, die er nun noch vor sich hat. Heute Abend beginnt sie mit der Weißenburger Band Wildcamping um El Mago Ma­sin. Der bekannte Musikcomedian gehört im Übrigen zu den Leuten, die im Torwart ihr natürliches Wohnzimmer hatten. Genauso wie Erik Scheffel, der Schlagzeuger der Band. Durchaus passend also, dass die noch mal groß aufspielen, bis es in einigen Monaten dann endgültig vorbei ist.

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