Der VfB-Coup bei Steinhöfers Rückkehr zu den Bayern

10.11.2018, 12:53 Uhr
Der VfB-Coup bei Steinhöfers Rückkehr zu den Bayern

© Uwe Mühling

Herr Steinhöfer, nach rund 15 Jahren bei Profivereinen wie Bayern München, Red Bull Salzburg, Eintracht Frankfurt, FC Basel, Betis Sevilla oder Sparta Prag scheinen Sie sich jetzt im höherklassigen bayerischen Amateurfußball bei der Überraschungsmannschaft des VfB Eichstätt sehr wohl zu fühlen.

Markus Steinhöfer: Ja, das stimmt. Es macht schon viel Spaß. Für mich ist es zum ersten Mal nach Jahren etwas ungezwungener und lockerer, als ich das bislang gewohnt war. Für meine Teamkollegen ist der aktuelle Höhenflug der bislang größte Erfolg in ihrer Fußballer-Laufbahn – ich freue mich mit ihnen und bin froh, wenn ich einen Teil dazu beitragen kann. Es passt derzeit einfach alles bei uns.

Nach dem Ausstieg beim Zweitligisten Darmstadt 98 sind Sie seit Sommer beim VfB im Training und haben seit Ihrer Reamateurisierung im September acht Spiele in der Regionalliga Bayern gemacht. Worin sehen Sie das Eichstätter Erfolgsrezept?

Steinhöfer: Das ist vor allem das Kollektiv und der Teamgeist. Hier in Eichstätt ist über Jahre hinweg etwas gewachsen. Zuletzt hat man sich im Sommer nochmals gut verstärkt. Außerdem leistet unser Trainer Markus Mattes hervorragende Arbeit. Er stellt uns immer wieder optimal auf den jeweiligen Gegner ein, wie zuletzt auch beim Sieg gegen Bayern München II. Der VfB ist aus meiner Sicht kein gewöhnlicher Regionalligist. Ich war es zum Beispiel nicht gewohnt, dass man selber seine Trainingsbekleidung mitbringen muss und auch der Trainingsplatz ist schlechter als ich das bislang kannte. Das war für mich anfangs schon eine Umstellung, es hat mich aber auch nicht weiter gestört. Was ich gut finde, ist die Art und Weise, wie man es hier inzwischen angeht und offensiver agiert. Ich selber bin auch ein Spieler, der gerne nach vorne verteidigt und ich freue mich, wenn ich meine Erfahrung miteinbringen kann.

Der angesprochene Sieg beim Tabellenführer in München war das vorläufige i-Tüpfelchen einer Erfolgsgeschichte, die im bayerischen Amateurfußball ihresgleichen sucht. Es dürfte für Sie aber nicht nur wegen des 3:0 ein besonderes Spiel gewesen sein, sondern auch aufgrund der Rückkehr zu Ihrem Ausbildungsverein, mit dem Sie einst die Deutsche Amateurmeisterschaft und auch den Titel bei den A-Junioren gewonnen haben.

Steinhöfer: Ja, das war schon ein besonderes und vor allem ein gutes Spiel von uns. Es war cool, mal wieder im Grünwalder Stadion zu spielen, dass wir mit 3:0 gewonnen haben, war umso schöner (lacht). Es waren super Bedingungen: ein Freitagabend, Flutlicht, beste Stimmung.

Haben Sie auch alte Bekannte aus ihrer Zeit bei den Bayern getroffen –  Hermann Gerland zum Beispiel, der früher Ihr Trainer war?

Steinhöfer: Kaum, das war schade. Ein, zwei Gesichter habe ich schon noch gekannt, aber man sieht daran eben auch, wie schnelllebig das Fußballgeschäft heutzutage ist. Dass Hermann Gerland im Stadion war, habe ich erst im Nachhinein erfahren. Ihn hätte ich natürlich gerne mal wieder getroffen. Insgesamt glaube ich aber, dass die Bayern an dem Abend ziemlich bedient waren.

Die Münchner haben zwar zwei Spiele weniger absolviert, dennoch muss man sagen, dass Eichstätt mit einem Punkt Rückstand der schärfste Verfolger des Topfavoriten ist. Was ist vom VfB noch zu erwarten? Ist er jetzt ein Titelkandidat?

Steinhöfer: Sollten wir in zwei, drei Monaten immer noch so dastehen, dann kann man sicherlich mal neu überlegen. Wir werden momentan gewiss nicht sagen, dass wir jetzt ganz oben angreifen. Wir sind vielmehr sehr zufrieden, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben und der Klassenerhalt im Prinzip gebongt ist. Wir genießen den Moment, freuen uns, dass wir so weit oben stehen und werden versuchen, dabeizubleiben – das gilt auch für das Heimspiel und Derby an diesem Samstag gegen den FC Ingolstadt II. Wir wollen genauso mutig und selbstbewusst auftreten wie zuletzt beim FC Bayern, aber dem Gegner dennoch mit dem nötigen Respekt begegnen. Wir haben das Zeug dazu, gegen jeden Gegner in dieser Liga das Spiel zu kontrollieren. Das ist uns in München gelungen und das möchten wir auch gegen Ingolstadt wieder schaffen.

Wäre die 3. Liga für den VfB Eichstätt von den ganzen Strukturen her überhaupt machbar?

Steinhöfer: Puh, das weiß ich nicht, da müsste man die Verantwortlichen fragen. Ich denke schon, dass da ein paar Problemchen auftauchen würden. Man würde wohl einiges auf den Kopf stellen und es wäre vom derzeitigen Drumherum mit Stadion und Co. wohl kaum zu stemmen.

Aktuell ist ohnehin die Regionalliga das Thema. Wie haben Sie das Niveau in der vierthöchsten Spielklasse bislang erlebt?

Steinhöfer: Das Niveau ist gut, es schwankt aber auch. Da sind zum einem die zweiten Mannschaften der Profivereine, die technisch sehr gut ausgebildet sind, denen mitunter aber der letzte Kick fehlt. Es gibt dann auch Vereine, die mehr über das Körperliche kommen. Bei uns finde ich, dass man sieht, wie wir uns weiterentwickelt haben. Beim VfB kommt die spielerische Komponente immer mehr zum Tragen. Das finde ich positiv.

Sie selbst spielen in Eichstätt nach ihrer Profizeit in dieser Saison ohne festen Vertrag und ohne Gehalt. Wissen Sie schon, wie es nächstes Jahr für Sie persönlich weitergeht?

Steinhöfer: Über die Saison hinaus habe ich noch gar keine Pläne. Es macht mir momentan einfach Spaß und so lange das der Fall ist, kann ich mir gut vorstellen, auch weiterzuspielen.

Ein Faktor dürfte nach den vielen Wanderjahren mit etlichen Stationen in ganz Europa auch die Heimatnähe zu Weißenburg sein, wo Sie mit Ihrer Frau und Ihrer kleinen Tochter leben?

Steinhöfer: Ja, das genieße ich voll. Wir trainieren dreimal die Woche. Da fahre ich um Dreiviertelsechs los und bin um Neun wieder daheim. Auch bei den Spielen liegt alles relativ nah im bayerischen Bereich. Der Aufwand ist dadurch überschaubar und ich freue mich, zu Hause bei meiner Familie zu sein.   

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