Die Bauern Altmühlfrankens protestieren mit grünen Kreuzen

25.11.2019, 12:00 Uhr
Die Bauern Altmühlfrankens protestieren mit grünen Kreuzen

© Foto: Heinz Gruber

Die Kreuze mit diesen Zeilen haben Landwirte aus der Region aufgestellt. Sie sind Teil einer bundesweiten Initiative, mit der die Bauern seit Kurzem auf ihre Sorgen aufmerksam machen wollen. "Ein stiller Protest gegen die einseitigen Schuldzuweisungen oder gegen das Agrarpaket", sagt Erwin Auernhammer, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands Weißenburg-Gunzenhausen. Auch er selbst hat drei Kreuze aufgestellt.

Anfang September hatte die Bundesregierung das "Aktionsprogramm Insektenschutz" – das unter anderem die schrittweise Begrenzung und den Ausstieg aus der Glyphosat-Nutzung regeln soll – verabschiedet. Ab 2021 sollen Herbizide und bestimmte Insektizide in Schutzgebieten verboten werden. Ein bundesweiter Bauern-Protest gegen die Agrarpolitik fand bereits Ende Oktober statt – mit Traktoren, Bussen und Autos. Die grünen Kreuze knüpfen daran an.

"Wir mahnen damit auch die steigende Auflagenflut an oder die Dumping-Preise für Essen", sagt Auernhammer. "Für seine Milch erhält der Bauer momentan so wenig wie vor 1970", so der Burgsalacher. Auch der ungebremste Flächenverbrauch ist ein Thema, auf das durch die Aktion aufmerksam gemacht werden soll. Parkplätze vor Supermärkten seien mittlerweile riesig, beklagt der Bauernvertreter. "Und da gibt es dann für Insekten keinen Lebensraum mehr."

Die Kreuze richten sich zudem gegen die "unfaire Handelspolitik", wie es Auernhammer formuliert. Vor allem das Mercosur-Abkommen ist ihm ein Dorn im Auge. Die EU und die Mercosur-Länder (Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) haben sich Ende Juni auf ein umfassendes neues Handelsabkommen geeinigt. Die Folge: "Wir müssen mit billigen Importen konkurrieren", sagt Auernhammer. "Aus Ländern, die das Wort Tierwohl nicht kennen und die mit Pflanzenschutzmitteln arbeiten, die in Deutschland keine Zulassung kriegen würden."

Die grünen Kreuze richten sich also gegen alles, was momentan aus Sicht der Landwirte schiefläuft. "Das ist eine bundesweite Aktion und wir unterstützen das, weil wir sagen, dass da momentan etwas nicht stimmt", erklärt der BBV-Kreisobmann. Mit initiiert hatte die Aktion "Bauer Willi", ein Landwirt aus dem Rheinland, der eigentlich Willi Kremer-Schillings heißt, und der es in den sozialen Netzwerken schon zu großer Bekanntheit gebracht hat. Bei Facebook hat "Bauer Willi" aktuell über 20 000 Abonnenten. Unter dem Titel: "grüneKreuze: Gemeinsam geht‘s" hatte er auf seiner Internetseite zu dieser Aktion aufgerufen.

"Ja, Landwirtschaft wird es in Deutschland immer geben. Die Betriebe sollen aber auch Landwirten gehören", begründet er dort seinen Protest. "Derzeit legen immer mehr außerlandwirtschaftliche Investoren ihr Geld in Ackerland an. In diesem Wettbewerb um die Fläche bleibt der Landwirt chancenlos." Das dürfe man nicht hinnehmen. "Bauer Willi" ist zuversichtlich, dass man dagegen etwas tun kann: "Zeigen Sie sich solidarisch mit der Aktion #grüneKreuze. Ja, das erfordert Mut und Rückgrat. Machen wir es gemeinsam!"

Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen sind seinem Aufruf etliche Bauern gefolgt, immer wieder erblickt man eines dieser Kreuze in der Natur. "Aber die Dichte der Kreuze ist fast noch zu wenig. Sie müssten eigentlich überall stehen", findet Auernhammer. Es gebe schließlich nichts Wichtigeres auf dieser Welt, als Lebensmittel.

Dass sich Auernhammer an der Aktion beteiligt, war für ihn schnell klar. 2003 hat er den Betrieb seiner Eltern übernommen. "Ich bin Bauer aus Leib und Seele, das ist für mich kein Beruf, sondern eine Lebenseinstellung." Von mehr Wertschätzung für seinen Berufsstand hätten am Ende alle etwas, ist der Burgsalacher überzeugt.

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