Barbara Georgi hört bei Schützen auf

Die Bundestrainerin bleibt auch im Ruhestand in Ramsberg am Brombachsee

9.1.2022, 14:09 Uhr
Die Olympiade in Tokio war für Barbara Georgi (Mitte) nochmals ein „Riesenerlebnis“ und ein Höhepunkt ihrer Karriere als Bundestrainerin der deutschen Pistolenschützen. Unser Bild zeigt sie zusammen mit ihrem Team bei einem besonderen Schnappschuss an den olympischen Ringen in der japanischen Metropole.  

© Privat, WT Die Olympiade in Tokio war für Barbara Georgi (Mitte) nochmals ein „Riesenerlebnis“ und ein Höhepunkt ihrer Karriere als Bundestrainerin der deutschen Pistolenschützen. Unser Bild zeigt sie zusammen mit ihrem Team bei einem besonderen Schnappschuss an den olympischen Ringen in der japanischen Metropole.  

Und darauf freut sich Barbara Georgi, die seit gut zehn Jahren in Ramsberg am Brombachsee lebt. Ihren Hobbys, wie Reiten, Radfahren und Walken, will sie verstärkt nachgehen. Soziale Kontakte, die in Zeiten des Berufslebens mit vielen Reisen und Auslandsaufenthalten auf allen Kontinenten oft hintangestellt waren, wird sie regelmäßig pflegen. „Ich freue mich sehr darauf, viel mehr Zeit für Freunde, Verwandte und Bekannte zu haben“, sagt Georgi.

Die Sächsin will in Franken bleiben

Ramsberg und das Fränkische Seenland im Ruhestand verlassen? Dafür sieht die aus Sachsen stammende Diplom-Sportlehrerin derzeit „überhaupt keine Veranlassung“. Im Gegenteil: In ihrer Wahlheimat will sie einerseits die Ruhe, andererseits die vielen Freizeitmöglichkeiten nutzen und genießen. „Ich wohne hier in Ramsberg so schön, da müsste es schon einen triftigen Grund zum Weggehen geben.“ Die scheidende Bundestrainerin wird bestimmt auch mehr Zeit finden, an den Aktivitäten der Ramsberger Schützengemeinschaft teilzunehmen, sobald das Vereinsleben wieder in Schwung kommt. Bei der SG ist sie Mitglied.

Barbara Georgi wohnt in Ramsberg mit Blick auf den Brombachsee, wo sie nach 45 Berufsjahren mit vielen Terminen und Reisen ihren Ruhestand verbringen will.  

Barbara Georgi wohnt in Ramsberg mit Blick auf den Brombachsee, wo sie nach 45 Berufsjahren mit vielen Terminen und Reisen ihren Ruhestand verbringen will.   © Uwe Mühling, WT

„Mein Leben wird sich total ändern. Ich muss jetzt eine neue Struktur finden“, sagt Barbara Georgi, die von den meisten einfach „Bärbel“ genannt wird. Der Schritt in den Ruhestand ist für sie „die richtige Entscheidung“ und eine Chance, die sie wahrnehmen wollte. Zunächst hatte sie sich sehr darüber gefreut. Der Abschied und das Loslassen waren dann aber doch nicht so einfach wie gedacht. Gerade bei der Verabschiedung von den Sportlerinnen und Sportlern flossen Tränen.

"Corona-Zeit hat viel Kraft gekostet"

Die Entscheidung im Leistungssportbereich aufzuhören, hatte mehrere Gründe. An erster Stelle steht natürlich die Tatsache, dass sie nach 45 Berufsjahren ganz normal in Rente gehen konnte. Ein weiterer Punkt waren die hohen Belastungen: Obwohl sie gerne reist, sind der permanente Reisestress und zuletzt die schwierigen Bedingungen aufgrund der Pandemie nicht spurlos an Barbara Georgi vorübergegangen: „Obwohl ich meinen Job von ganzem Herzen geliebt habe, hat mich die Corona-Zeit doch viel Kraft und Elan gekostet“, stellt sie fest.

Das neue Jahr hätte erneut viele weit entfernte Wettkämpfe (zum Beispiel in China und Korea) mit sich gebracht. Georgi wollte jedoch nicht mehr länger aus dem Koffer leben und räumt auch ein, dass sie „einfach nicht mehr die hundertprozentige Power“ habe, die es für den Job an der Spitze der besten deutschen „Pistoleros“ braucht.

Sportlich gesehen war es für sie auch wichtig, mit Blick Olympia 2024 in Paris so zeitig wie möglich zu gehen, um dem Nachfolger oder der Nachfolgerin eine gute Eingewöhnung und Vorbereitung mit dem deutschen Team zu ermöglichen. Offiziell ist das Amt bislang aber noch nicht vergeben.

"Riesenerlebnis": Olympiade in Tokio

Keine Rolle hat für Barbara Georgis Aufhören das Abschneiden bei der Olympiade in Tokio gespielt. Hier blieben ihre Schützlinge ohne Medaille, was für die Bundestrainerin zunächst „enttäuschend“ war. Allerdings seien auch fünfte und siebte Plätze bei diesem Weltereignis sehr beachtliche Leistungen. Für Georgi war Olympia natürlich ein Höhepunkt und sportlich ein „Riesenerlebnis“. Aber es war nicht der große Traum, den sie sich unbedingt noch erfüllen wollte. Ihr größter Wunsch war es vielmehr, jene Sportlerinnen und Sportler bei den Erwachsenen zu trainieren, die sie bereits bei den Junioren betreut und gefördert hatte.

Dieser Traum ist wahr geworden, als Barbara Georgi 2018 das Amt der Bundestrainerin Pistole übernahm. Zuvor hatte sie 25 Jahre lang den Nachwuchs trainiert und dabei zahlreiche erfolgreiche Schützen gefördert. Zahlreiche Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften, bei den Weltcups sowie den Youth Olympic Games verdeutlichen den Erfolg und Wert ihrer jahrelangen Arbeit. Laut Deutschem Schützenbund (DSB) sind der Ausnahmetrainerin allein bei WM- und EM-Veranstaltungen über 50 Medaillen im Nachwuchsbereich zuzuschreiben.

Auch bei den Erwachsenen feierte Barbara Georgi schnell Erfolge: EM-Titel durch Monika Karsch (Sportpistole) und Carina Wimmer (Luftpistole) sowie das Heranführen junger Sportler an die internationale Spitze bestätigen laut DSB die „akribische und professionellen Arbeit“ Georgis.

Goldener Abschluss beim Weltcup in Breslau

Deren sportlicher Schlusspunkt war im vergangenen Jahr nicht Tokio, sondern das Weltcup-Finale Anfang November in Breslau. Hier gab es zahlreiche Topplätze für die deutschen Teilnehmer und als Krönung zwei Goldmedaillen mit der Luftpistole und der Sportpistole. „Da haben wir gezeigt, wie leistungsfähig wir sind“, freut sich Barbara Georgi über den gelungenen Abschluss.

Jetzt, am Anfang des Jahres 2022 und ihres Ruhestandes, kann sie rundum zufrieden auf ihr Berufsleben zurückschauen und ist offen für Neues. Bei den vielen Hobbys, Interessen und Plänen, die sie hat, „wird mir bestimmt nicht schwindelig vor Langeweile“, sagt die scheidende Bundestrainerin. Und den Terminkalender, der jahrzehntelang mit Lehrgängen, Meetings, Sichtungen, nationalen und internationalen Wettbewerben vollgepackt war, den braucht sie jetzt nicht mehr.

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