Die Justiz bemüht sich um Nachwuchs

20.1.2018, 06:26 Uhr
Die Justiz bemüht sich um Nachwuchs

© Robert Maurer

Ihm obliegt die gesamte Justizverwaltung im Freistaat mit ihren ins­gesamt gut 14000 Mitarbeitern. 66 davon arbeiten am Weißenburger Amtsgericht. Und die sechs Richter, 15 Rechtspfleger, vier Gerichtsvollzieher, 19 Beamtinnen im mittleren Dienst, elf Arbeitnehmerinnen, vier Wachtmeis-ter und sieben Anwärter leisten gute Arbeit, wie Arloth nun nach seinem Besuch in einem Pressegespräch beteuerte. „Das ist hier eine gut funktionierende Einheit.“

Und Arloth kennt viele Gerichte. Seit drei Jahren ist er immer wieder unterwegs, um sämtliche Einrichtungen der Justiz abzuklappern. Oberlandesgerichte, Landgerichte, Justizvollzugsanstalten, Amtsgerichte. Von letzteren gibt es immerhin 73 im Freistaat. Dennoch: „Das Ministerium soll sich in der Fläche umschauen“, findet Arloth. In Weißenburg ist ihm besonders das gute Arbeitsklima positiv aufgefallen. „Ich habe Menschen getroffen, die sehr gern zu ihrer Arbeitsstätte gehen.“ Eine Einschätzung, die es bei Besuchen von vorgesetzten Stellen immer wieder mal so zu hören gab.

Das ist auch etwas, das Dieter Hubel von Weißenburg mitnimmt. „Das ist hier ein tolles Gericht mit einer tollen Mannschaft.“ Dabei waren die Zeiten nicht immer leicht. Recht bald nach seinem Dienstantritt im Juni 2009 fiel ein Richter krankheitsbedingt aus. Bei nur sechs Richtern insgesamt war das natürlich schwer zu kompensieren. Nachdem dieses Problem endlich gelöst war, gab es einen Engpass bei den Rechtspflegern und wieder etwas später bei den Justizfachwirten und den Angestellten im Service. Doch inzwischen sei das Gericht personell wieder gut aufgestellt, freute sich Hubel und zeigte sich dafür gegenüber dem Mi-nisteriumsvertreter sehr dankbar.

Dennoch dürfe man sich nicht zurücklehnen, sondern müsse sich aktiv um Nachwuchskräfte bemühen, sind sich Arloth, Hubel und Weißenburgs Geschäftsleiter Helmut Zeise einig. Inzwischen geht auch das Amtsgericht zu Berufsmessen und wirbt speziell für die Ausbildung zum Justizfachwirt oder zum Rechtspfleger. In den Osterferien gibt es beispielsweise einen Schnuppertag für Jugendliche, um einmal ein bisschen hinter die Kulissen blicken zu können. „So etwas haben wir früher nicht gemacht“, bekennt Hubel.

Ein Ziel der Maßnahmen ist es speziell aus dem Umkreis neue Kräfte zu gewinnen, erklärt Zeise. Denn ein Problem Weißenburgs sei es, dass etliche Mitarbeiter hierher pendeln, und wenn dann eine Stelle zu besetzen ist, die näher am Wohnort liegt, spielt das beste Arbeitsklima nur noch eine untergeordnete Rolle.

So wie jetzt bei Dieter Hubel, der als neuer Direktor des Nördlinger Amtsgerichts auch ein paar weniger Kilometer zur Arbeit fahren muss. Weißenburg wird er aber vermissen, betonte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Besonders wegen der Mitarbeiter. Fast neun Jahre war der 57-Jährige hier tätig und neben den personellen Problemen musste er sich auch etlichen Baustellen im wahrsten Wortsinn widmen. Baumängel an der Tiefgarage, die Sanierung des Wachtmeisterhäuschens, energetische Maßnahmen und die Neugestaltung des Eingangsbereichs sind hier zu nennen.

Die Verbindung halten

Nach Weißenburg will Hubel auch in Zukunft immer wieder kommen. „Ich will den Kontakt nicht abreißen lassen.“ Außerdem steht das neu gestaltete Römermuseum noch auf seiner Liste und gelegentlich wird es ihn auch ins Fränkischen Seenland ziehen, ist sich der Noch-Amtsgerichtschef sicher.

Mit ihm ist an der Spitze der Justiz in der Großen Kreisstadt wieder etwas mehr Ruhe und Kontinuität eingezogen. Nach den langen Jahren mit Dr. Rudolf Nagel an der Spitze gab es binnen weniger Jahre mehrere Wechsel. Erst kam Gerhard Karl als Direktor, dann Thomas Koch. Die schnellen Wechsel an der Spitze haben seinerzeit auch für eine Verunsicherung unter den Mitarbeitern gesorgt und befeuerten auch die Diskussion, ob das hiesige Amtsgericht als eines der kleinsten in Bayern wirklich dauerhaft eine Zukunft hat. „Deshalb war es mir von Anfang an wichtig, hier wieder Ruhe reinzubringen“, sagte Hubel im Gespräch mit unserer Zeitung.

Sein Posten wird übrigens nur kurze Zeit vakant bleiben. Zum 1. März soll Richter Christian Freudling die Nachfolge antreten. Er ist bislang am Amtsgericht in Fürth tätig, unter anderem als Pressesprecher für Strafsachen.

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