"Die Seniorenheime sind unsere wunden Punkte"

15.4.2020, 05:55 Uhr

© Foto: Rainer Heubeck

Die Pressesprecherin will aber auch eines klar stellen: Die verstorbenen Senioren hatten alle schwere Vorerkrankungen und sind "nicht wegen, sondern mit Corona gestorben." Natürlich sei dies ein sehr bedauerlicher Vorfall, der besonders auch für die übrigen Heimbewohner sehr aufreibend und verstörend sei, wenn binnen kürzester Zeit sechs Mitbewohner versterben, sagt Kagerer.

Die Infektionskette könne nicht mehr genau nachvollzogen werden. Ziemlich sicher sei allerdings, dass nur ein Mitarbeiter, eine Mitarbeiterin oder eine der wenigen Personen, die noch Zutritt zu dem Seniorenheim haben, das Virus in das Georg-Nestler-Heim eingeschleppt haben können.

Der Gesundheitszustand der weiteren infizierten Heimbewohner sei individuell unterschiedlich. Wie bereits berichtet, wurde bei 29 von 42 Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern sowie bei acht von 21 getesteten Mitarbeitenden das Coronavirus labordiagnostisch bestätigt. Alle Bewohner wurden inzwischen in Einzelzimmern isoliert und der Kontakt zwischen positiv und negativ getesteten Personen verhindert. Die Leitung des Georg-Nestler-Heimes setzt in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt und dem vom Landratsamt eingesetzten Versorgungsarzt Dr. Peter Löw einen Notfallplan um, der vorsieht, dass generell alle Seniorenheime im Landkreis nur noch von einem einzigen Arzt behandelt werden. Zudem fänden derzeit keine Routinebesuche mehr in den Heimen statt, sondern nur noch die medizinisch erforderlichen.

Für Seniorenheime seien strenge Hygienemaßnahmen indes nichts Außergewöhnliches, berichtet Kagerer. Das Personal sei im Umgang mit Viren speziell geschult. Schließlich könnten bei dieser Hochrisikogruppe bereits leichtere Erkrankungen, wie beispielsweise ein durch Viren ausgelöster Magen-Darm-Infekt, lebensbedrohlich sein.

Nur mit Schutzkleidung

Die Einrichtung in Pappenheim wurde, wie das Landratsamt berichtet, mit zusätzlichen Schutzmaterialien ausgestattet, die Mitarbeiter/innen tragen zum Eigen- und zum Fremdschutz alle eine Schutzausrüstung inklusive Mund- und Nasenschutz. Laut Dr. Peter Löw seien derzeit noch ausreichend Schutzmaterialien vorhanden, weil ein genauer Pro-Kopf-Bedarf vom Kriseninterventionsteam festgelegt worden sei.

Um sicherzustellen, dass alles Menschenmögliche gemacht wird, um die Heimbewohner im gesamten Landkreis vor Covid 19 zu schützen, sei für jedes Heim ein eigener Pandemiebeauftragter bestimmt worden. Das Klinikum Weißenburg hat extra ein Lehrvideo produziert, in dem erklärt wird, auf was das Pflegepersonal achten müsse, wenn es die Schutzkleidung und die FFP-2-Masken anzieht und wieder ablegt. Peter Löw verspricht: "Wir versuchen, soviel Schutz wie nur möglich für die Heime zu erreichen." Dennoch werde auch die Region weitere Corona-Tote zu beklagen haben: "Die Seniorenheime sind unsere wunden Punkte."

Wer aktiv die ältere Bevölkerung schützen wolle, sollte aus Löws Sicht vor allem eines tun: "Bleiben Sie, wenn Sie einen grippalen Infekt oder grippeähnliche Symptome haben, am besten 14 Tage lang zu Hause und meiden Sie jeglichen Kontakt."

259 bestätigte Fälle

Bis zum gestrigen Dienstagmittag gab es im Landkreis insgesamt 259 bestätigte Corona-Fälle, darunter zehn Todesfälle und 23 Genesene. Bezüglich der Statistik halte sich das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen an die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts. Damit werden zum einen Personen in die Statistik aufgenommen, die an den Folgen von Covid-19 gestorben sind. Zum anderen werden auch die gezählt, bei denen sich die Todesursache nicht eindeutig nachweisen lasse. In Bezug auf die Statistik, kündigte Dr. Peter Löw gegenüber dem Weißenburger Tagblatt an, könnte sich bereits in den kommenden Tagen schon etwas ändern.

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