Die SPD zieht zuerst

11.10.2013, 16:45 Uhr
Die SPD zieht zuerst

© Renner

Dabei gab Oberbürgermeister Jürgen Schröppel zwei Ziele aus. Zum einen möchte er als Stadtoberhaupt wiedergewählt werden, zum anderen setzt er auf eine „möglichst große SPD-Fraktion, die mich trägt und
unterstützt“. Der 51-Jährige: „Die klare Devise heißt, 8 plus x muss
unser Wahlziel sein.“

Dem pflichtete SPD-Ortsvereinsvorsitzender Gerhard Naß bei und fügte an: „Zweistellig wäre schön.“ Die SPD hatte 2008 zwei Mandate hinzugewonnen und ist seither mit acht Frauen und Männern im Stadtrat vertreten. Die stärkste Fraktion im Weißenburger Rathaus stellt nach wie vor die CSU, die elf der 24 Sitze hat und 2008 zwei verlor.

Für Naß ist wichtig, dass das Ringen um Positionen zur SPD gehört. Auch in der Stadtratsfraktion finde man „nicht immer eine einheitliche Linie“, sagte er und nannte als Beispiel die Entscheidung zur Fußgängerampel am Caritas-Altenheim. Der Weißenburger SPD-Chef: „Letztlich vereint unsere Fraktion aber das Bemühen um bessere Bedingungen für die Menschen in der Stadt.“ Dies gelte zwar auch für die anderen Parteien, Grundwerte und Positionen seien aber bei der SPD andere. Ins Detail ging er hier aber nicht.

OB Schröppel sieht dies ähnlich. Dass er auf eine Fraktion setze, die ihn unterstütze, heiße nicht, dass alle Mitglieder „gleichgeschaltet“ sein sollen. Vielmehr zeichne die SPD aus, dass sie offen diskutiere. Der OB: „In den entscheidenden Fragen sind wir uns aber immer einig.“ Der amtierenden Fraktion dankte er für die Unterstützung.

Aus dieser treten drei Mitglieder nicht mehr an, denen Vorsitzender Naß ausdrücklich für ihre Arbeit dankte. So zieht sich mit Ex-Fraktionschef Günter Kreißl ein Kommunalpolitiker zurück, mit dessen Namen die SPD im Weißenburger Land über drei Jahrzehnte verbunden war. Er hatte bereits 2008 angekündigt, diesmal nicht mehr anzutreten. Seit seinem Zerwürfnis mit der SPD-Stadt­ratsfraktion vor rund zwei Jahren ist das Thema aber endgültig erledigt.

Außerdem kandidieren Fritz Halbmeier und Franz Luber nicht mehr. Letzterer ist seit 2008 im Stadtrat. Er versicherte seinen Parteifreunden, sie aber weiterhin aktiv zu unterstützen. Rothensteins Ortssprecher Fritz Halbmeier, der seit 1990 Stadtrat ist, hat sich vor rund einem Jahr entschieden, die Kommunalpolitik an den Nagel zu hängen.

Von den amtierenden SPD-Stadträten stellen sich also Fraktionschef Andre Bengel, Inge Pfitzinger-Miedel, Gabriele Schlör, Gerhard Naß und Uwe Döbler wieder zur Wahl. Wie schon 2008 finden sich auf der Liste Wolfgang Näpfel, der als Holzinger Ortssprecher schon einen Sitz, aber keine Stimme im Stadtrat hat, Lebenshilfe-Geschäftsführer Martin Britz, Seminarrektorin und Grundschullehrerin Monika Hümmer, Klaus Neumann, Inhaber der Druckerei Lühker, Unternehmer Rainer Lehner und Kreisjugendring-Geschäftsführer Karlheinz Mößner.

Neu sind SPD-Kreisvorsitzender, Ex-Landtagskandidat und Lehrer Harald Dösel, Caritas-Verwaltungsangestellte Elisabeth Pecoraro, Erzieherin Kristina Schiegl, Journalistin Anette Lederhos, Galeristin Melanie Maune und Sven Emmerling, stellvertretender SPD-Ortsvereinsvorsitzender und Stationsleiter auf der Intensivstation der Weißenburger Kreisklinik.

Darüber hinaus treten an: die kaufmännische Angestellte Irene Bittner, die früherer Leiterin des städtischen Kindergartens Am Hof, Ursula Klinkhammer-Lambert, Hamit Bakir, Manager Costing beim Automobilzulieferer Faurecia, Roland Hitschfel, Verwaltungsfachwirt am Landratsamt Roth, Andreas Schuster, Badebetriebsmeister bei den Stadtwerken Weißenburg und Salvatore Catanzaro, der frühere Betreiber der Pizzeria Wolkersdorfer, der jetzt als Koch in Roth arbeitet.

Als Ersatzleute stellen sich die Angestellte Renate Wagner und Klaus Langer zur Verfügung. Er hatte vor sechs Jahren schon auf der SPD-Liste kandidiert und ist Werkstattleiter bei Osram in Eichstätt. Mit Ausnahmen von Kristina Schiegl und Hamit Bakir sind alle Bewerber SPD-Mitglieder.

Die Liste wurde einstimmig von den 35 stimmberechtigten Mitgliedern un­ter den 50 Anwesenden im König-Saal beschlossen. Vorausgegangen war ein „langer Findungsprozess“, schilderte  Schröppel. Es seien viele Leute angesprochen worden. Nach Meinung des OB bietet die SPD nun „ein sehr fein austariertes Tableau quer durch alle Bevölkerungsschichten“. Die Liste sei in einem „urdemokratischen Prozess“ entstanden und von den „Kandidaten intern abgestimmt“ worden.

Ähnlich schilderte Vorsitzender Naß den Prozess und ging außerdem auf die Nachkriegsgeschichte Weißenburgs ein. Mit Ludwig Thumshirn, Dr. Günter W. Zwanzig und eben Jürgen Schröppel hätten die Stadt SPD-Oberbürgermeister mitgeprägt. Weißenburg habe sich unter Schröppel in den vergangenen fünfeinhalb Jahren weiterentwickelt. „Riesenprojekte“ seien gestartet worden, solche, die unter Schröppels Vorgänger Reinhard Schwirzer aufs Gleis gesetzt wurden, aber auch etliche neue.

Wenngleich man in die Rücklagen greifen musste, sei es gelungen, dabei bisher keine Schulden zu machen. Mit der Zentralschule und dem Römermuseum seien neue Projekte hinzugekommen, die nicht aus den Einnahmen finanziert werden können. Naß: „Es sind aber allesamt wichtig Vorhaben. Wir müssen sehen, dass Weißenburg eine Zukunft hat.“

Warten auf die Themen der anderen

Das sehen die Kandidaten auf der SPD-Liste genauso und setzen bei der Problemlösung auf OB Schröppel. Fast jeder Bewerber nannte als Beweggrund für seine Kandidatur, dass dessen „bewährte Arbeit weitergehen muss“. So drückte es beispielsweise Roland Hitschfel aus. Und Rainer Lehner sagte: „Jürgen Schröppel muss im Amt bleiben. Wir brauchen einen kompetenten und erfahrenen OB.“

Andre Bengel ist überzeugt, dass der Wechsel auf dem OB-Sessel 2008 „dieser Stadt sehr gut getan“ hat. Seither herrsche ein anderer Stil. Für den Stadtratsfraktionschef steht dennoch fest: „Wir können uns nicht auf den Erfolgen ausruhen.“ Bewusst nannte die SPD noch keine Themen für den Wahlkampf. Man wolle den Mitbe­werbern hier den Vortritt lassen. Gerhard Naß: „Wir müssen es den anderen ja nicht noch leichter machen.“

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