„Die Tour de France steht über allem“

9.7.2013, 08:48 Uhr
„Die Tour de France steht über allem“

© Roth

Im Gesamtklassement steht der in Hundsdorf bei Ettenstatt aufgewachsene Degenkolb derzeit auf Rang 115 von knapp 200 Fahrern und hat ca. 1:18 Stunden Rückstand auf den führenden Favoriten Christopher Froome. Großes Ziel von John Degenkolb ist es, am 21. Juli in Paris anzukommen und auf dem Weg dorthin eine der verbleibenden zwölf Etappen zu gewinnen. Auf dem siebten Abschnitt von Montpellier nach Albi (205 Kilometer) war er schon ganz nah dran, verlor dann allerdings den Sprint knapp gegen den Slowaken Peter Sagan.

Zweiter und zwölfter Rang

Trotz seines sehr beachtlichen zweiten Platzes zeigte sich John Degenkolb enttäuscht: „Es ist so ärgerlich. Ich war ganz nah dran, meine Sammlung mit Siegen bei den drei großen Rundfahrten zu komplettieren.“ Beim Giro d’Italia (ein Sieg) und bei der Vuelta in Spanien (fünf Tageserfolge) hat es bekanntlich schon geklappt. „Ich kann mir aber nichts vorwerfen. Ich habe die Initiative ergriffen, bin auch ganz gut weggekommen, muss aber anerkennen, dass Peter Sagan schneller war.“ Neben diesem zweiten Rang steht ein zwölfter Platz bei der fünften Etappe als zweitbestes Einzelresultat für Degenkolb zu Buche.

Gleich zu Beginn hatten er und sein Team einen „Traumstart“ (Degenkolb) mit dem Auftaktsieg und Gelben Trikot für Marcel Kittel hingelegt. Die ersten drei Etappen wurden heuer auf Korsika gefahren, und da hat John Degenkolb schnell gemerkt, dass all die Geschichten über die Tour de France einfach stimmen: „Die Tour steht über allem. Alles ist nervöser, es passieren Stürze. Alles ist einfach eine Nummer größer.“ Und es ist ein sehr schweres und hartes Rennen: „Ich habe zwar vorher auch schon viel vom Niveau bei der Tour gehört. Aber ich muss sagen, dass das Grundtempo wirklich viel höher als bei jedem ande­ren Rennen ist. Alle, die am Start sind, sind hoch motiviert und zum Teil auch froh, überhaupt nominiert worden zu sein, sodass sie in jedem Moment 100 Prozent geben.“

Auf Korsika hat sich der Radsportler „nicht so wohl gefühlt“, wie er selbst sagt. Die letzten Etappen zeigten nun jedoch einen klaren Aufwärtstrend: „Meine Beine werden immer besser. Meine Form stimmt. Unsere Mannschaft ist stark, die Jungs unterstützen mich und Marcel perfekt. Ich bin und bleibe optimistisch.“

Das liegt auch daran, „dass wir noch eine Woche vor uns haben, die uns liegt“, wie Degenkolb findet. Nach Rang zwei am Freitag ging es für ihn und sein Team bei den ersten Pyrenäen-Etappen am Wochenende zunächst aber schlichtweg darum, „zu überleben und keine Kräfte zu verschwenden“. Wenn nun wieder die
flacheren und welligeren Abschnitte kommen, dann will er seine Chance
ergreifen.

Den gestrigen Ruhetag hat der 24-Jährige genutzt, um ein wenig zu entspannen, aber zugleich im Rhythmus zu bleiben. Um die Mittagszeit saßen er und seine Teamkollegen schon wieder ein, zwei Stunden auf dem Rad. „Man muss ein bisschen fahren, um den Kreislauf in Schwung und den Motor am Laufen zu halten“, sagte Degenkolb gestern im Tagblatt-Gespräch. Am Nachmittag folgte noch eine Pres­sekonferenz. Zudem nutzte er die Gelegenheit, um Kontakt mit zu Hause aufzunehmen. Seine Eltern in Hundsdorf werden aus beruflichen Gründen wohl nur zum Abschluss nach Paris kommen können – wenn überhaupt. Seine Frau Laura wird auf den letzten vier Etappen ab Alpe d’Huez mit dem Wohnwagen in Frankreich vor Ort sein.   

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