Dorfladen "MittenDrin" in Alesheim endlich offiziell eingeweiht

3.9.2021, 17:02 Uhr
Dorfladen

© Foto: Jürgen Leykammm

Im ersten Stock der ehemaligen Raiffeisenbank-Filiale findet sich zudem ein großräumiger Multifunktionsraum. Ebenerdig ist noch ein Zimmer für die Sprechstunden des Bürgermeisters untergebracht, ein Anbau beherbergt eine sanitäre Einrichtung inklusive behindertengerechter Toilette.

An die vorherige Nutzung erinnert immerhin noch der Geldautomat im Foyer. Nach der Schließung der Raiba-Geschäftsstelle im Herbst 2018 war im Gemeinderat und einem eigens gegründeten Arbeitskreis "ausführlich und teilweise kontrovers" über eine Anschlussverwendung diskutiert worden. Damals war auch das alte Rathaus des Ortes als Bürgerhaus im Gespräch, erinnerte Bürgermeister Manfred Schuster beim Festakt, der aufgrund der Corona-Vorgaben mit einer überschaubaren Zahl an Gästen in einem Pavillon neben dem Gebäude über die Bühne ging.

Mit dem Amt für ländliche Entwicklung (ALE) in Ansbach habe man einen zuverlässigen Partner zur Umsetzung des Projekts im Rahmen einer Dorferneuerungsmaßnahme gewinnen können. "Ohne die großzügige Unterstützung der Behörde wäre dies nicht realisierbar gewesen", so Schuster.

Lokale und regionale Handwerker kamen zum Zug

Von den über 400 000 Euro Gesamtkosten für Erwerb und Umbau habe sie 75 Prozent übernommen. Zusätzlich seien von dort Mittel aus dem Regionalbudget in die Inneneinrichtung und die Installation eines Treppenliftes geflossen. Vor allem lokale und regionale Handwerker kamen bei den Aufträgen zum Zuge und bewiesen viel Flexibilität.

"Nun haben wir einen neuen Mittelpunkt im Dorfleben", freute sich Schuster. Das Bürgerhaus solle ein Ort der Begegnung sein. Ein kleines Café ist auch integriert.

Dorfladen

© Foto: Jürgen Leykammm

Für die Beheizung fand sich eine ebenso pragmatische wie vor allem nachhaltige Lösung: Das Bürgerhaus wird von der Hackschnitzelheizung des Nachbaranwesens mitversorgt. Und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach "sorgt für einen erfreulich hohen Selbstversorgungsgrad – wir sind fast autark", so Schuster.

"Eine tolle Leistung der Alesheimer!", würdigte Landratstellvertreter Günter Obermeyer. Landrat Manuel Westphal kaufe hier selbst schon des Öfteren ein und "auch ich werde hier gerne vorbeischauen". Dass sich das lohnt, wurde bei einem Rundgang deutlich. So bilden zwar die Backwaren einen Schwerpunkt im Sortiment, doch zeigt sich dieses recht breit gefächert. Die Regale sind gefüllt mit regionalen Waren des täglichen Bedarfs. Zusätzlich gibt es eine Ecke mit Supermarktartikeln, die im Haushalt gerne einmal zum unpassenden Zeitpunkt zur Neige gehen. Nun also braucht es keine langen Fahrten mehr, um solch kleine Defizite auszugleichen.

Überschüssige Gemüse kann abgegeben werden

Geschenkkörbe, die sich individuell zusammenstellen lassen, Babytextilien, Kunsthandwerk oder handgeschöpfte Grußkarten gibt es ebenso zu erstehen. Und es wird aufgefordert, das eigene Gartenglück zu teilen. So können beispielsweise überschüssige Zucchini abgegeben und mitgenommen werden.

Bislang erfreut sich der Dorfladen sehr großer Resonanz. "Bis zu 50 Mal täglich klingelt die Kasse", so die zweite Bürgermeisterin und Vorsitzende des Fördervereins "MittenDrin", Gerda Wenderlein, dessen Mitglieder ehrenamtlich den Betrieb stemmen. Der Laden selbst aber strebe nicht nach Gewinnmaximierung, sondern lediglich nach einer schwarzen Null: "Der Gewinn ist die Lebensqualität!" Und die steigere sich auch für die Senioren, die an Selbstständigkeit gewonnen hätten.

Eine Finanzspritze für die Einrichtung gab es zur Feierstunde seitens der Bürgerstiftung des Landkreises. Dittenheims Bürgermeister und Stiftungsvorsitzender Günter Ströbel überbrachte in ihrem Namen einen Scheck in Höhe von 500 Euro.

Dorfladen hat eine Fußbodenheizung

Der Multifunktionsraum im Obergeschoss lässt sich indes für Versammlungen verschiedenster Art nutzen. Etwa für Vorträge, Lesungen, Konzerte oder Vereinstreffen und nach Lockerungen der Corona-Vorgaben auch für Gemeinderatssitzungen. Ebenso kann er beispielsweise für Geburtstagsfeiern gebucht werden.

Bei der Umsetzung des Gesamtprojekts sei man in doppelter Hinsicht "mit einem blauen Auge davongekommen", so das Resümee des Gunzenhausener Architekten Winfried Wolff. Sowohl die Corona-Krise als auch die Verknappung von Baustoffen habe dem Werk nur bedingt etwas anhaben können. Froh war er darüber, dass es gelang, den Dorfladen mit einer Fußbodenheizung auszustatten.

Als "hervorragend gelungenen" und wichtigen Beitrag für die Innenentwicklung bewertete ALE-Chef Gerhard Jörg das Bürgerhaus. Er blickte zugleich auf "40 Jahre Dorferneuerung" zurück, die im Zuge der Einweihung gleich mitgefeiert wurden. Durch dieses Förderprogramm seien von 1999 bis 2018 in Alesheim wesentliche Verbesserungen der Lebensverhältnisse erzielt worden. Das habe sich unter anderem bei den Erfolgen im Dorfwettbewerb (Bezirkssieger 2006 und Gewinner der Bronzemedaille auf Landesebene) niedergeschlagen.

Derzeit seien im Landkreis 28 Dorferneuerungen im Gange, 77 bereits abgeschlossen und weitere 16 beantragt. Dass alle solche Mühen aber doch vergebens sein könnten, wenn nicht der Schöpfer selbst mit am Werk ist, machte bei der Einweihung der evangelische Pfarrer Hans Rohmer deutlich.

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