Dreiste Internet-Abzocke

25.2.2018, 07:52 Uhr
Dreiste Internet-Abzocke

© Karlheinz Daut

12500 Euro zockte ein vermeintlicher Microsoft-Mitarbeiter vor wenigen Tagen bei einer 51-jährigen Weißenburgerin ab. Jetzt wurde bekannt, dass kurz zuvor bereits eine 63-jährige Weißenburgerin mit demselben Trick um ihr Geld gebracht wurde. In ihrem Fall belief sich der Schaden immerhin nur auf rund 1000 Euro. Gegenüber unserer Redaktion berichtete die Frau, wie geschickt sich die Betrüger verhalten.

Der Anrufer warnte die Weißenburgerin auf Englisch vor einem Hackerangriff auf ihren Computer. Die Ha­cker seien bereits eingedrungen und sie müsste schnell handeln. Die Frau sollte am Computer den Anweisungen des Mannes folgen. Zur vermeint­lichen Legitimation ließ er auf dem Computer ein Pop-up-Fenster öffnen, das ihn als Mitarbeiter von Microsoft auswies. Er forderte dann die Frau auf, eine Software auf den Computer aufzuspielen, die angeblich zur Reparatur der Schäden diente, tatsächlich aber Bank- und Kreditkartendaten übermitteln sollte.

Ganz großes Kino

Was folgte, war ganz großes Kino. Während der Mann auf Englisch mit allerlei IT-Fachbegriffen um sich warf, ließ er die 63-jährige Weißenburgerin immer wieder ellenlange Buchstaben- und Nummernkombinationen notieren. Wohl um sie abzulenken und Zeit zu gewinnen. Schließlich forderte er sie auf, „Probeüberweisungen“ durchzuführen. Die Weißenburgerin ging darauf ein, und überwies zweimal eine Summe von 100 Euro auf ein ihr angegebenes Konto. Währenddessen sollte offenbar die Spähsoftware Daten abgreifen, was im konkreten Fall aber nicht funktionierte.

Der Mann überzeugte sein Opfer schließlich noch, für mehr als 200 Euro eine „iTunes-Lizenz“ zu kaufen, um so Windows erneuern zu können. Ein ziemlicher Unsinn, da es sich bei iTunes um ein Multimediaverwaltungsprogramm von Apple handelt, das mit dem Windows-Betriebssystem nichts zu tun hat. Die Dame allerdings ließ sich von der fordernden Art des Mannes und dem angeblich direkt bevorstehenden Hacker-Angriff dazu verleiten. Als der Mann ihr kurz da­rauf eröffnete, dass die Hacker nun leider auch diese Lizenz geknackt hätten und sie weitere 200 Euro in eine neue Lizenz investieren müsste, dämmerte der 63-Jährigen allerdings, dass es hier nicht mit rechten Dingen zuging.

„Ich habe ihm ein paar Flüche an den Kopf geworfen und gesagt, dass ich ihn anzeigen werde“, erzählt die Weißenburgerin. Den Mann hielt das allerdings nicht davon ab, sich am nächsten Tag allen Ernstes wieder zu melden, um einen weiteren Versuch zu starten. Die Frau aber war kuriert und wies den Betrüger in die Schranken. Rund eine Stunde hatte der vermeintliche Support-Anruf am Tag zuvor gedauert. „Im Hintergrund waren viele Geräusche und Stimmen zu hören, als würden da ganz viele telefonieren“, erinnert sich die 63-Jährige.

Betrugs-Callcenter

Dass klingt nach den klassischen indischen Betrugs-Callcentern. Im September 2016 konnten niedersächsische Fahnder in Kalkutta ein solches ausheben. 250 Menschen waren dort da­mit beschäftigt, Menschen rund um den Erdball um ihr Geld zu bringen. Nicht nur die beiden Fälle in Weißenburg zeigen, dass das Geschäft ganz offensichtlich einträglich ist. 2016 gab es fast 8000 Geschädigte in Deutschland, die auf die Microsoft-Masche hereingefallen waren. Trotz zahlreicher Warnungen sorgt diese Betrugsmethode bereits seit Jahren für hohe Schadenssummen.

Bei der sogenannten Cyberkriminalität ist es oft nicht leicht, die Hintermänner dingfest zu machen. Umso wichtiger ist es da, potenzielle Opfer aufzuklären. Kein seriöses Unternehmen würde am Telefon oder per E-Mail sensible Daten wie Passwörter, Bankdaten, Geheimzahlen oder Kreditkartennummern abfragen. Wer derartige Anfragen erhält, sollte sich mit der Polizei in Verbindung setzen. Ein weiterer Hinweis: nie auf die Links von Mails klicken. Dahinter könnten sich nachgebaute Fake-Seiten verbergen, die nur dazu da sind, Daten abzugreifen. Sollte eine Mail behaupten, es gebe Unregelmäßigkeiten auf einem Konto, dann lieber händisch die Ad­resse in den Browser tippen und nachsehen, ob das wirklich stimmt. 

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