Ein bockiges Bockbierfass in Ellingen

8.3.2020, 18:26 Uhr
Ein bockiges Bockbierfass in Ellingen

© Foto: Miriam Zöllich

 Dabei hatte Füracker in seinem Grußwort zuvor noch gewitzelt: "Wissen Sie, warum man immer Politiker anstechen lässt? Weil es in 51 Prozent der Fälle schief geht. Dadurch bleibt‘s auch spannend."

Der guten Stimmung beim beliebten Starkbierfest tat die kleine Misere aber keinen Abbruch; vor allem die gut 45-minütige Fastenpredigt von Alexander Höhn alias Bruder Barnabas war wieder ein Höhepunkt mit zahlreichen Lachern.

"Bester Josefibock überhaupt"

Zu Beginn begrüßte Hausherr Carl Christian Fürst von Wrede die zahlreichen anwesenden Ehrengäste. Vertreter aus der Kommunal- und Landespolitik, aus dem Brauwesen, aus der lokalen Wirtschaft, aus örtlichen Vereinen und Verbänden waren in den ehemaligen Ochsenstall der Fürstlichen Ökonomie gekommen. "Unser Josefibock ist eines der besten Bockbiere, das es gibt", versprach er den Anwesenden.

Ein bockiges Bockbierfass in Ellingen

© Foto: Miriam Zöllich

Albert Füracker erklärte dem Fürsten im Anschluss sogleich, dass man den Josefibock mit "noch mehr Superlativen" und "dem Selbstbewusstsein eines bayerischen Finanz- und Heimatministers" anpreisen müsse, nämlich als "besten Josefibock Deutschlands, Europas, der Welt – und darüber hinaus!" Er lobte die Verwendung regionaler Produkte beim Herstellungsprozess des Fürst Carl Josefibocks, vom Aromahopfen bis zum Wasser aus dem eigenen Brunnen. "Es ist wichtig, die Produkte aus der Heimat offensiv zu vermarkten", betonte Füracker.

Ein durchdringendes Thema des Abends war das Coronavirus. Als Finanzminister hat Albert Füracker dabei natürlich auch die wirtschaftlichen Auswirkungen im Blick, die ihm "Sorgen machen". Er zeigte auf, dass das Handeln der Regierungen derzeit ein Balanceakt sei: Man müsse sich den Vorwurf gefallen lassen, entweder zu viel oder zu wenig zu unternehmen. "Wir werden unserer Verantwortung gerecht", stellte der Minister klar. "Und wir werden garantiert nicht die Sicherheit der Menschen riskieren."

Auch beim anschließenden Segen des Bockbier-Fasses war Corona ein Thema. Domvikar Dr. Thomas Stübinger hatte nämlich zwei Fläschchen im Gepäck: Eins mit Desinfektionsmittel, eins mit Weihwasser. Auf das Bierfass kam natürlich letzteres. "Wir lassen uns die Freude nicht nehmen", konstatierten Stübinger und der Ellinger Pfarrer Roland Knöll.

Barnabas: "Ich grüße alle Infizierten und Destillierten!"

Ein bockiges Bockbierfass in Ellingen

© Foto: Miriam Zöllich

Natürlich kam Corona auch in der Fastenpredigt von Bruder Barnabas nicht zu kurz. "Ich grüße alle Infizierten und die Destillierten! Ich begrüße Sie in der größten Quarantänestation Altmühlfrankens", hustete Alexander Höhn mitsamt Atemschutzmaske. 14 Tage Quarantäne mit Rundumbetreuung inklusive Ausnüchterung stünden nun auf dem Programm. "Glaubt‘s mir, einige werden die Zeit brauchen, um nach dem Bock vollständig auszunüchtern."

Anschließend knöpfte sich Burder Barnabas in einer Dreiviertelstunde die Politiker vor. Dem Weißenburger Oberbürgermeister Jürgen Schröppel legte er nahe, endlich eine "Baum-Schutzverordnung" zu erlassen und die Streitigkeiten mit der Nachbarstadt Treuchtlingen beizulegen. "Seid friedlich und lasst den Streit ruhen, bei Wasser und bei Schuhen."

Apropos Streit: Da ließ Alexander Höhn auch die berühmten vier Quadratmeter von Pappenheim nicht aus. Und hatte auch eine Lösung parat. "Da sin‘ mir Öllinger gleich fertig! Der Fürst kauft die vier Quadratmeter vom Graf. Ober sticht Unter!"

Derbleckt wurden auch die Grundschullehrkräfte, die bald eine Stunde mehr in der Woche unterrichten müssen. "Herrgot, gib ihnen die nötige Kraft für dieses Martyrium", betete der Fastenprediger. Auch Fußball kam nicht zu kurz: Etwa der drohende Abstieg vom "Glubb", der durch ein geheimes Himmelfahrtskommando um den Ellinger Pfarrer Roland Knöll verhindert werden soll.

Aber auch die Angriffe gegen Hoffenheims Dietmar Hopp: "Wenn Hass und Neid bei uns regieren, dann werden wir alle, alles verlieren", warnte Bruder Barnabas. Ein paar Abschiedsworte richtete er dann noch an langjährige Politiker, die ihre aktive Zeit mit der kommenden Kommunalwahl beenden.

Gerhard Wägemann, dem "bierseligen Landrat auf Abschiedstournee", dankte er für seine stets ansprechbare und hilfsbereite Art in zahlreichen politischen Ämtern – vom Stadtrat über den MdL bis hin zum Landrat. Und was, mutmaßt Barnabas, hätte wohl alles aus dem Wägemann werden können, wenn er als Kind nicht in ein Fass Schneider-Märzen, sondern in ein gutes Öllinger Bier gefallen wäre?

336 Kilogramm Weißwürste

Der zweite Abschied galt dem Ellinger Bürgermeister Walter Hasl. Einwohner, die nach 2002 geboren wurden, kennen nur ihn als Stadtoberhaupt. "Mittlerweile haben wir uns so an dich gewöhnt . . . dass auch wir älteren stock und steif behaupten: Der Walter Hasl führt Ölling seit seiner ersten urkundlichen Erwähnung anno 899!"

Als herausragende Leistung während der vergangenen drei Legislaturperioden würdigte Barnabas vor allem die Vernichtung zahlreicher Weißwürste bei Geburtstagen und Jubiläen. Bei durchschnittlich zwei Paar pro Woche käme Hasl dann auf insgesamt 336 Kilo Weißwürste während seiner 18-jährigen Amtszeit.

Gerne hätte Alexander Höhn dem Bürgermeister zum Abschied eine große, aufblasbare Weißwurst überreicht. Da dieser jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen konnte, wird die Wurst nachgeliefert – zusammen mit der Video-Aufzeichnung des rührenden Abschiedslieds zur Melodie von "Tränen lügen nicht".