Ein Denkmal für neun hingerichtete Frauen

8.11.2019, 05:03 Uhr
Ein Denkmal für neun hingerichtete Frauen

© Foto: Markus Steiner

Der Treuchtlinger Heimatforscher Arthur Rosenbauer stieß bei seinen Recherchen im Nürnberger Staatsarchiv auf Dokumente, die den Nennslinger Hexenprozess belegen. Seit einigen Tagen erinnert auch eine Tafel, die gegenüber den Sportplätzen aufgestellt wurde, an dieses unrühmliche Kapitel in der Nennslinger Geschichte.

Die große, farbige Tafel, die unterhalb des damaligen Richtplatzes steht, ist im Wesentlichen textlich eine kurze Zusammenfassung der Recherchen, die der Autor Rosenbauer in seinem Buch "Von Unholden und Hexen" detaillierter dargestellt hat. So erfährt der Leser der Tafel unter anderem, dass der Ablauf eines Hexenprozesses zur damaligen Zeit im Wesentlichen "genormt" war: "Auf die vermutliche Denunzierung folgte die Festnahme und Inhaftierung der denunzierten Person. Hexentreffen, Fliegen mit einem Besen, Verzaubern von Mensch und Tier, Stehlen von Rahm, Milch, Brot und Speck, Herbeirufen von Hagelwetter und die Buhlschaft mit dem Teufel: All das wurde den angeblichen Hexen in Nennslingen vorgeworfen."

In der Folge erklärt Rosenbauer, wie das Gericht, das sich aus Ratsherren, Scharfrichtern und Nachrichtern bzw. Henkern zusammensetzte, darauf hinwirkte, dass sich genügend Gründe fanden, um die vermeintlichen Hexen hinrichten zu können. Die Hinrichtung selbst, ergaben die Recherchen, fanden auf dem extra errichteten Schrannen am "Blonn" (Marktplatz) statt. Aus Gnade wurden die Nennslinger "Hexen" vor ihrer Verbrennung erwürgt und nach ihrer Erdrosselung auf einem Nebenschrannen abgelegt. Die Verbrennung selbst fand dann auf dem Sandbühl statt. Die Asche der verbrannten Frauen wurde von Amtsknechten vermutlich in die Anlauter gestreut.

Exakt in den Akten beschrieben sind vor allem die Kosten, die der Nennslinger Hexenprozess verschlang: Von der Verkostung der Nachrichter mit Essen, Wein und Bier bis hin zu den Kosten für die Haft und die Bewachung inklusive der Gage für die Spielleute wurde Rosenbauer zufolge alles fein säuberlich notiert.

Der Nennslinger Hexenprozess, ist der Autor überzeugt, war einerseits eine grausame Hinrichtung, andererseits aber auch ein "makabres Schauspiel für die Bevölkerung", die selbst Nachrichter aus Oettingen, Nöttingen, Weißenburg, Pfullendorf und Ellingen anlockte. Der Nennslinger Hexenprozess belegt eines: Selbst in einer so abgelegenen Region bestand für Frauen die Gefahr, dass sie als Hexe denunziert und hingerichtet wurden.

Für Bürgermeister Günter Obermeyer ist es 429 Jahre nach dem Nennslinger Hexenprozess längst an der Zeit, dass die neun unschuldig hingerichteten Frauen wenigstens posthum ein Mahnmal bekommen: "Wir wollten den bislang vergessenen und unschuldig hingerichteten neun Frauen damit wenigstens ein kleines Denkmal setzen."

 

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