Ein neues Logo für Weißenburg

23.10.2017, 08:32 Uhr
Ein neues Logo für Weißenburg

© Christiane Krug

Das Logo ist ein groß geschriebenes scharfes S, das unter anderem einem Römerhelm ähnlich sieht. Es soll allein stehend ebenso Verwendung finden wie im Schriftzug Weißenburg in Bayern. Es „greift selbstbewusst, modern und subtil interpretiert Alleinstellungsmerkmale der Stadt“ auf, heißt es in den Sitzungsunterlagen. Das Logo schaffe „sowohl eine Klammer zwischen römischem, mittelalterlichem, modernem Weißenburg als auch zwischen Wirtschaft, Stadtleben und Kultur der Stadt“.

Im Prozess zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) wurde mehrfach deutlich, dass Weißenburg in vielen Facetten ein hohes Niveau erreicht hat. Trotzdem ist der Bekanntheitsgrad der Stadt niedrig. In der Außendarstellung liegt ein großes Feld brach. Sie muss professioneller und effektiver werden. Ein einheitliches Design ist Grundlage einer effektiven Vermarktung.

Ein neues Logo für Weißenburg

Um diese zu schaffen wurde in einem ersten Schritt Kontakt mit der Design-Fakultät der Georg-Simon-Ohm-Hochschule in Nürnberg aufgenommen. Ziel war es, den Markenbildungsprozess in einem kleineren Rahmen anzugehen „sowie eine unabhängige Sichtweise von außen und zahlreiche ,junge und frische‘, auch unkonventionelle Ideen zu erhalten, erläutert Stadtbaumeister Thomas Schwarz in der Tischvorlage.

Im Sommersemester bearbeiteten 21 Studenten unter Anleitung der Professoren Peter Krüll und Burkard Vetter die Aufgabe, „Eine Stadtmarke, ein Stadtlogo für Weißenburg i. Bay“ zu entwickeln  in einem Wettbewerb. Die Ergebnisse wurden durch ein Preisgericht mit Mitarbeitern der Stadtverwaltung aus den Bereichen, Kultur, Touristik, Museen und Stadtentwick-lung, Dr. Karl-Friedrich Ossberger als Vertreter der Industrie, Mathias Meyer als Vertreter des Einzelhandels und Oberbürgermeister Jürgen Schröppel beurteilt. Stadträte wurden nicht einbezogen.

„Der Oberknaller“

Das ausgewählte Logo muss nach der endgültigen Bearbeitung in ein sogenanntes Corporate Design Manual, zu deutsch einem Musterbuch für die Anwendung, überführt werden. Alle Geschäfts- und Informationsmedien der Stadt werden hernach schrittweise angepasst. Aber auch Betrieb und Geschäfte können das Logo einsetzen.

Für die Industrie begrüßte Ossberger, der ebenso wie Meyer zur jüngsten Hauptausschusssitzung eingeladen war, ausdrücklich, dass sich die Stadt zu einem einheitliche Auftritt aufmacht. Als Unternehmen habe man ein „Corporate Design“, aber auch für eine Kommune sei dies nötig, um im Wettbewerb mit anderen Regionen besser wahrgenommen zu werden.

Den favorisierten Entwurf bezeichnete der Unternehmer als „unwahrscheinlich geschickt gemacht“. Es gebe schließlich nicht allzu viele Städte, die ein ß im Namen hätten. Ossberger: „Ich bin versucht zu sagen, das ist ein Alleinstellungsmerkmal“. Daher sei es genau richtig, hier anzusetzen. Die Verbindung des Buchstaben mit einem Römerhelm sei „gut“. 

Meyer bezeichnete das versale ß gar als „Oberknaller“. Es sei ein „hochmodernes“ und zugleich „zeitlos“ Signet entstanden. Ganz wichtig ist dem Buchhändler aber „die konsequente Anwendung“. Viele Besucher fänden zwar „unsere Stadt zauberhaft und wunderschön“, aufmerksam seien sie darauf aber „nur zufällig“ geworden. Meyer: „Ein professionelles Erscheinungsbild in allen Kanälen ist enorm wichtig. Ich find’ es gut, dass ein Prozess in Gang kommt.“

In der Tat hat Meyer recht mit dem Hinweis auf das „hochmoderne Logo“, denn das versale ß gehört erst seit dem 29. Juni dieses Jahres zur amtlichen Rechtschreibung. Darauf hob OB Schröppel ab. Man könne dies so interpretieren, dass Weißenburg als erste Stadt überhaupt das großgeschriebene ß in ihr Markenzeichen aufnehme.

In die „Lobeshymne mit einstoßen“ wollte Inge Pfitzinger-Miedel (SPD). Der Entwurf überzeuge durch vielfältige Verwendbarkeit. Das Markenzeichen habe eine „klare Form“ und spreche eine „klare Sprache“. Es sei klar lesbar, ergänzte Alexander Kohler und sowohl farbig als auch schwarz-weiß verwendbar. Das versale ß könne nicht nur als Römerhelm  interpretiert werden. Gut sei, dass es sich nicht auf ein einzelnes Gebäude wie das Ellinger Tor beziehe. Dem Parteilosen pflichtet Wolfgang Hauber (Frei Wähler) bei. Er sprach von einem „tollen Logo“.

Das mochten allerdings nicht alle Stadträte so sehen. Für Bernhard Amend ist es „ein bisschen zu viel Römer“. Generell könne man aber darüber „diskutieren und nachdenken“. Maximilian Hetzner hingegen kann sich gar nicht damit anfreunden. Es sei „zu abstrakt“. Der Grüne: „Auf den ersten Blick dachte ich an einen Rollstuhl.“ Ihm wäre ein Logo mit einem Gebäude lieber.

Nicht einverstanden mit dem bisherigen Prozedere ist Klaus Drotziger. Das „sehr komplexe Thema“ Stadtmarketing ist in seinen Augen „wichtig für die Zukunft“, weshalb von Anfang an ein größerer Personenkreis einbezogen werden sollte, zumindest Stadträte. Für ihn ist noch nicht ausreichend diskutiert, wie die Stadt künftig nach außen kommunizieren will. Der CSU-Fraktionsvorsitzende: „Ich fühle mich überrollt.“

In seinen Augen wurde mit dem Wettbewerb für eine Stadtmarke „der zweite Schritt vor dem ersten getan“. Außerdem werde lediglich „der Römeraspekt“ mit dem Logo angesprochen, dabei habe Weißenburg viel mehr zu bieten.

Für Gerhard Naß, der die Stadtverwaltung für das schnelle und kostengünstige Vorgehen lobte, ist es nicht in erster Linie wichtig, was das Signet darstellt, sondern wie das Logo eingesetzt und vermarktet wird, meinte der Sozialdemokrat. Aus dem Findungsprozess für das Altmühlfranken-Logo wisse er, dass man es nicht allen recht machen könne. Die Marke Altmühlfranken sei trotzdem mittlerweile gut bekannt, weil sie eben entsprechend positioniert worden sei und werde.

Gegen den Designentwurf votierten letztlich Klaus Drotziger und Maximilian Hetzner. Die endgültige Entscheidung trifft der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag, 26. Oktober, um 17 Uhr im Gotischen Rathaus.

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