„Ein Sozialstaat lebt auch vom Ehrenamt“

25.10.2011, 08:10 Uhr
„Ein Sozialstaat lebt auch vom Ehrenamt“

© Markus Steiner

Einen Sozialempfang für Ehrenamtliche abgehalten hat am Sonntag die SPD-Landtagsfraktion auf Einladung der Haundorfer Landtagsabgeordneten Christa Naaß. Die Einladung ins Awo-Wohnpflegeheim Wengen war als Dank für die gedacht, die sich für andere selbstlos einsetzen, sagte Naaß in ihrer Begrüßung. Als Ehrengast war auch Landtagsvizepräsident Franz Maget nach Wengen gekommen.
„Die vielen Ehrenamtlichen in Bayern stellen einen unschätzbaren Wert für die Gesellschaft dar. Sie enga­gieren sich nicht nur freiwillig und unentgeltlich für andere, sie leisten damit auch einen wichtigen Beitrag für das soziale und gesellschaftliche Miteinander.“ Für diesen Einsatz gelte ihnen Naaß zufolge besonderer Dank, weil ein Sozialstaat wie Deutschland vom Engagement lebe. Über ein Drittel der Menschen in Deutschland wären bereits ehrenamtlich tätig. Ohne dieses Engagement wäre auch der Landkreis um einiges ärmer, sagte die Landtagsabgeordnete, die Vertreter der Selbsthilfegruppen, der Obst- und Gartenbauvereine, Elternbeiräte sowie von Verbänden und Vereinen eingeladen hatte.

Irmgard Orterer, Leiterin des Awo-Wohnpflegeheims, stellte im Anschluss kurz ihre Einrichtung vor, die derzeit 60 Menschen mit psychischen Erkrankungen besuchen. Rund ein Drittel da­von sind Frauen. Die Altersspanne liegt zwischen 25 und 75 Jahren. Or­terer erinnerte daran, dass psychisch Kranke oftmals in unserer Gesellschaft keine Lobby haben und eine Randgruppe sind. Dabei dürfe man nicht vergessen, dass irgendwann im Leben fast jeder Sechste mit psychischen Erkrankungen konfroniert wird.

Franz Maget betonte in seiner Rede gleich zu Beginn, dass sein Kommen nicht in Verbindung mit der anste­henden Landratswahl gebracht werden dürfe. „Ich komme immer, wenn Christa Naaß ruft“, scherzte der Landtagsvizepräsident. Über den anwesenden SPD-Landratskandidaten sagte er nur so viel: „Ich empfehle Ihnen Uwe Döbler, weil er wirtschaftlich erfolgreich ist und sich trotzdem politisch engagiert.“ Zudem verfüge er als Familienvater über eine soziale Kompetenz. „Meine Meinung: Er wäre schon der Richtige“, beendete Maget seine kurze Wahlwerbung und meinte abschließend: „75 Prozent wie Herbert Eckstein in Roth wirst Du zwar nicht ganz schaffen, aber 51 Prozent reichen ja auch.“

Danach widmete sich Maget ausschließlich dem Ehrenamt, das zwar auch eine große Last bedeuten könne, aber auf der anderen Seite auch viel bringe. Dass wüssten vor allem alle anwesenden Bürgermeister, die ohne ehrenamtliches Engagement in ihren Kommunen die Rathäuser gleich wieder zusperren könnten. „Wir sind alle froh, dass es Ihr Engagement gibt. Denn niemand kann Ihre Arbeit er­setzen“, rief der Landtagsvizepräsident, der seine komplette Rede frei hielt, den geladenen Gästen zu. Auf der anderen Seite bekomme man aber auch etwas zurück, wenn man sich engagiert: Man lernt neue Menschen und Freunde kennen und erwirbt neue Kompetenzen. Er selbst könne sich ein Leben ohne gegenseitigen Austausch jedenfalls gar nicht mehr vorstellen. „Danke, dass Sie sich engagieren.“

Einen Appell schickte der Münchner auch in Richtung Arbeitgeber: „Es würde mich freuen, wenn die Arbeitgeber das ehrenamtliche Engagement ihrer Mitarbeiter manchmal besser würdigen würden.“ Das könne zum Beispiel durch flexiblere Arbeitszeiten geschehen, die jenen Einsatz überhaupt erst ermöglichten.
Franz Maget erneuerte eine Forderung, die bereits einen Tag zuvor beim Kleinen Parteitag in Treuchtlingen artikuliert wurde: Für gleiche Arbeit müsse es gleiche Löhne geben. Die SPD fordere in diesem Zusammenhang auch mehr Anerkennung für soziale Arbeit. „Denn soziale Arbeit ist genauso systemrelevant wie Banken. Was würde passieren, wenn es morgen keine Kräfte mehr für Kin­dergärten, Pflegeheime oder Krankenhäuser gibt?“, fragte der Landtags­vizepräsident.

Weil die Antwort auf der Hand liegt, ist für ihn auch eines logisch: „Etwas mehr Geld für soziale Arbeit dürfte es schon geben.“ Dabei dürften die Menschen in sozialen Berufen durchaus selbstbewusster auftreten, um ih­ren Forderungen Nachdruck zu ver­leihen. Denn eines habe er in seinem Leben gelernt: Ob ein Land arm oder reich ist, sieht man vor allem daran, wie eine Nation mit ihren Kranken umgeht. „Wenn es denen gut geht, dann ist es ein reiches Land.“ Länder, in denen es sozial gerecht zugeht, seien deshalb auch ökonomisch stabiler. Die gegenwärtige Griechenlandkrise sei ein Beleg für seine These. Denn dort gebe es keine soziale Gerechtigkeit. Insofern sei er sehr glücklich, in einer Gesellschaft leben zu dürfen, in der es sozial zugeht. Allen Gästen empfahl er am Ende: „Bleiben Sie dabei, sich für die soziale Seite unseres Landes
zu engagieren.“
 

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