"Eine ganz tolle Zeit" in Weißenburg

20.2.2018, 06:00 Uhr

© Robert Renner

Der Schwabacher ist seit 1. Januar 2010 Leiter der Polizeiinspektion in der Großen Kreisstadt. Er zieht ein positives Resümee für die gut acht Jahre, die er für die Gesetzeshüter in Weißenburg die Verantwortung trug. Die Zeit sei „unheimlich schnell vergangen“. Das Arbeitsklima stimme in der Dienststelle, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung, und aus der Inspektion heraus ist nichts Gegenteiliges zu hören.

Aus dem Dienst scheidet Aschenbrenner als Erster Polizeihauptkommissar. Begonnen hat seine berufliche Laufbahn im Oktober 1976 beim damaligen Bundesgrenzschutz, der heutigen Bundespolizei. „In der Welt­geschichte rumgekommen“ sei er damals, meint er mit Blick auf die vielen Einsatzorte in ganz Deutschland. 1983 wechselte er zur bayerischen Polizei und war zunächst „Großstadtpolizist in Nürnberg“. „Da wirst du unheimlich schnell fit, du fährst von einem Einsatz zum nächsten“, schildert er.

Es folgten immer wieder Weiter­bildungen und dann der Wechsel als Dienstgruppenleiter nach Schwabach. „Toll, in der Stadt, in der du wohnst und aufgewachsen bist und jeden Randstein kennst, zu arbeiten“, freut er sich noch heute, nicht zuletzt auch deswegen, weil er so trotz des Schichtdienstes viel bei seiner Familie sein konnte.

Privat engagierte sich der begeis­terte Fußballer in dieser Zeit rund acht Jahre als Juniorentrainer beim SV Unterreichenbach und hatte dabei nicht nur seine eigenen beiden Söhne unter seinen Fittichen, sondern unter anderem auch den späteren Profi­fußballer und U-21-Nationalspieler Christian Eigler.

Beruflich folgte der Wechsel nach Lauf an der Pegnitz, wo Aschenbrenner stellvertretender Dienststellenleiter war und auch 2009 das wohl einschneidendste Erlebnis seiner Dienstzeit hatte: ein tödliches Beziehungsdrama eines Kollegenpaares in der Polizeiwache. Nach mehrstündigen, nervenaufreibenden Gesprächen und Vermittlungsversuchen von Psychologen hatte eine damals 25-Jährige ihre Dienstwaffe gezogen und ihren Lebensgefährten niedergeschossen, der schwerst verletzt wurde, letztlich aber überlebte. Anschließend richtete die junge Frau die Waffe gegen sich selbst. „Das sind Bilder, die wird man nie mehr los“, sagt Aschenbrenner.

Entscheidung nie bereut

Zu seiner Laufer Zeit wurde Aschenbrenner schon frühzeitig aus dem Polizeipräsidium Nürnberg he­raus angesprochen, ob er nicht die Leitung der Dienststelle in Weißenburg übernehmen wolle. Er tat es, und er hat es nie bereut, im Gegenteil. Er kommt beinahe schon ins Schwärmen, wenn dies ein waschechter Mittelfranke wie er überhaupt kann. „Eine ganz tolle Zeit“, sagt er jedenfalls.

Das ganze Umfeld habe gepasst. In einer Kleinstadt wie Weißenburg sei der Dienststellenleiter noch wer. Aber nicht nur als solcher, sondern auch als Mensch sei er wahrgenommen worden – und das tue der Seele schon gut. Ganz wichtig ist für Aschenbrenner in seiner Rückschau auf die vergangenen gut acht Jahre: „Von den Beamten ist im Dienst keiner verletzt worden.“ Und die Weißenburger Inspektion steht im mittelfränkischen Vergleich gut da. Viel wurde gerade in letzter Zeit gegen Drogen getan. Und Wei­ßenburg ist sicher, selbst zu Kirchweihzeiten ist die Zahl der Körper­verletzungen und sonstigen Delikte vergleichsweise gering.

Apropos Kirchweih: Sein erster Besuch einer Bierprobe sitzt tief im Gedächtnis. Aus Schwabach und anderen Städten kannte er so etwas nicht. „Da kommst Du um 19 Uhr ins Zelt, und da stehen schon alle auf den Bänken und feiern ab den ersten Tönen, die die Musik spielt.“

Aschenbrenner sitzt selbst mal gerne in geselliger Runde und Humor ist beileibe kein Fremdwort für ihn. Mit manch spaßhafter Bemerkung hat er auch im Dienst – dort wo es möglich war – die eine oder andere Situation entspannt.

Überhaupt ist Polizeiarbeit ja nicht immer einfach. „Humor ist das beste Mittel zur Verarbeitung. So verträgt es der Körper am besten“, befindet der scheidende Dienststellenleiter und verweist darauf, dass sein letzter Krankheitstag 1994 war. „Das ist vielleicht schon der Beweis dafür, dass ich’s richtig angegangen bin“, meint er.

Und trotzdem hat es Arbeitstage gegeben, die auch ihn mitgenommen haben, mit unschönen Einsätzen, vom Tötungsdelikt angefangen über Raubüberfälle bis hin zu Unfällen mit tödli­chem Ausgang. „Das sind keine schönen Bilder, die einem da in Erinnerung bleiben“, sagt Aschenbrenner.

Haus, Hund und Radfahren

Und wie geht es nun weiter? „Ohne Termine“, kommt es wie aus der Pis­tole geschossen. Darauf freut er sich und schiebt augenzwinkernd hinterher: „Die neue Firma hat viele Aufgaben für mich.“ Am Haus gebe es einiges zu tun, aber auch der Hund warte auf ihn und viele Spaziergänge. Aber auch der Sport wird nicht zu kurz kommen. Der Schwabacher ist ein passionierter Radfahrer, hat ein Rennrad und ein Mountainbike. Vorgenommen hat er sich schon lange, auf den Großglockner mit dem Fahrrad zu fahren. Ob er es tatsächlich angeht, weiß er aber noch nicht. Überhaupt sagt Aschenbrenner, dass er dem neuen Lebensabschnitt schon auch mit gemischten Gefühlen entgegensieht.

Ganz sicher weiß er aber, auf was er sich am meisten freut: Endlich abends entspannt ins Bett zu gehen – ohne im Kopf zu haben, dass in der Nacht das Telefon klingeln könnte. War dies der Fall, dann war stets der Dienststellenleiter gefordert – jener mit der Lederjacke, nicht der mit dem Dienstsakko.

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