Erik Vinkovics: Von der Rauferei auf die Matte

5.5.2019, 07:17 Uhr
Erik Vinkovics: Von der Rauferei auf die Matte

© privat

Mit "Raufereien" im elterlichen Wohnzimmer gegen seinen Papa Thomas hat für Erik Vinkovics alles begonnen. Jetzt ist der Zwölfjährige Deutscher Meister im Ringen. Gold bei den B-Jugend-Titelkämpfen (griechisch-römisch) im unterfränkischen Hösbach war für den Gymnasiasten – nach unzähligen Siegen auf Bezirks- und Bayernebene – der bislang größte Erfolg in seiner noch jungen Karriere.

Neben Erik trat für das bayerische Team mit Simon Hilpert (44 kg) ein weiteres Toptalent des TSV 1860 Weißenburg an. Er hatte etwas Pech und kam trotz einer positiven Bilanz (drei Siege, zwei Niederlagen) auf Rang neun. Neben Landestrainer Matthias Fornoff unterstützte auch Dieter Hilpert die Athleten aus dem Freistaat und war am Ende nicht zuletzt stolz auf seine Weißenburger Jungs.

Im ersten Kampf musste Simon Hilpert gegen Felix Anselm (TSV Kandem) ran und legte mit einem 10:1Punktesieg einen guten Turnierstart hin. Am zweiten Tag musste er gegen Robin Zentgraf (SC Korb) ran und unterlag mit 0:7. Danach stand er gegen Muchid Akmurzaev (AC Mülheim am Rhein) auf der Matte, gegen den er sich klar mit 11:2 durchsetzte. Gegen seinen nächsten Gegner, den späteren Deutschen Meister Dominik Arnold (SV Fahrenbach) musste Simon sich geschlagen geben. Seinem letzten Kampf konnte Simon gegen Alex Brjuchovic knapp für sich entscheiden und sich somit den neunten Platz sichern.

Besser lief es für Erik Vinkovics (bis 38 kg), auch wenn er im entscheidenden Vorrundenkampf bereits vor dem Aus stand. Kurz vor Schluss der zweimal zwei Minuten lag er mit 6:9 Punkten gegen den Vorjahres-Vize Erik Negwer (RV Lugau/Erzgebirge) hinten. Mit einem "Kopfzug", seinem Lieblingsgriff, sicherte sich der aufopferungsvoll kämpfende TSVler dann aber vier Punkte und zog ins Finale ein. "Ab diesem Zeitpunkt war mir bewusst, dass ich wirklich Deutscher Meister werden kann", sagte Erik bei den spontanen Feierlichkeiten in Raitenbuch. Freunde, Trainer und Mitglieder des TSV 1860 Weißenburg waren dazu gekommen.

Mit vier Siegen war Erik Vinkovics letztendlich durch die Gruppenphase marschiert. Zum Auftakt gewann er gegen Jan Fehler (KSK Neuss) aufgrund technischer Überlegenheit (18:2 Punkte), gegen seinen Kumpel Maximilian Prestele (TSV Westendorf) war er mit einem Punktsieg (8:2) erfolgreich, und Marcel Grünwald (KFC Leipzig) wurde mit einem Schultersieg (14:4 Punkte) bezwungen. Der knappste Sieg gelang ihm wie bereits erwähnt gegen Negwer.

Traum ging in Erfüllung

Im Finale beging Hauke Richter (SV Weisswasser) einen Fehler: Vinkovics ließ ihn aus der misslichen Lage nicht mehr heraus, und die Sensation war perfekt. Als Jüngster aller Teilnehmer hatte sich der Raitenbucher den Titel des Deutschen Meisters gesichert. "Das war ein überragendes Gefühl. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen", beschrieb Erik die Sekunden nach dem Wettkampfende. Damit rettete er auch die Ehre seines Bundeslandes. Denn alle anderen bayerischen Vertreter in den verschiedenen Alters- und Gewichtsklassen hatten es nicht aufs Treppchen geschafft.

In seiner Gewichts- und Altersklasse (bis 38 kg, B-Junioren) gehört Vinkovics nach diesem großartigen Erfolg nunmehr zu den Elite-Nachwuchskämpfern Deutschlands. Matthias Fornoff, hauptamtlicher Landestrainer für den griechisch-römischen Stil, hat ihn in das Aufgebot zur besonderen Talentförderung berufen. Eine Nationalmannschaft gibt es erst ab den A-Junioren.

Seine weiteren Ziele lässt der frischgebackene Deutsche Meister ohnehin offen. "Ich schaue einfach was kommt und lasse alles auf mich zukommen. Ich würde aber sehr gerne internationale Turniere bestreiten", sagt er. Seine stolzen Eltern Nicole und Thomas werden ihn "dabei unterstützen, wo wir nur können". So, wie sie es bisher auch gemacht haben. "Noch bevor er überhaupt richtig laufen konnte, hat er im Wohnzimmer schon immer mit Papa gerauft. Es lagen stets Matten auf dem Boden und es war von Anfang an klar, dass Erik irgendwann mit einer ‚Kampfsportart‘ anfangen wird", erinnert sich Mama Nicole an die Anfangszeit zurück.

Mit vier Jahren schloss sich der Sprössling dann den Weißenburger Ringer-Bambini an. 2012 folgten die ersten Freundschaftskämpfe. Beim ersten Turnier holte er 2013 gleich die Bronzemedaille bei der Bezirksmeisterschaft. Seitdem heimste Erik viele weitere Pokale und Medaillen ein. Allein heuer gewann er jeweils zweimal die Bezirks- und die Bayerische Meisterschaft in den Klassen griechisch-römisch und Freistil. Der Gewinn der Deutschen Meisterschaft war nun der (vorläufige) Höhepunkt für den disziplinierten Sportler. Da er nämlich beim offiziellen Wiegen 37,6 Kilogramm auf die Waage brachte, war im Vorfeld und auch an den drei Wettkampftagen in Hösbach selbst beim Essen Enthaltsamkeit gefragt. Als Belohnung für sich selbst verdrückte Erik nach dem historischen Erfolg dann gleich mal drei Kuchenstücke.

Erik Vinkovics trainiert wöchentlich zweimal in der Ringerabteilung des TSV 1860 Weißenburg mit Trai-ner Dieter Hilpert und ab und an auch in Nürnberg beim Stützpunkt. Nebenbei spielt er für seinen Heimatverein DJK Raitenbuch Fußball und stellt auch hier sein sehr großes sportliches Talent unter Beweis.

Die Gemeinde Raitenbuch scheint ohnehin ein gutes Pflaster für sportliche Erfolge zu sein. 1996 gewann die Schützin Marianne Strigl in der Jugendklasse Luftgewehr und Kleinkaliber sowie mit der Mannschaft drei Deutsche Meistertitel. Im Rackleton feierte Sarina Leibig aus dem Ortsteil Bechthal sogar die Weltmeisterschaft. Dr. Joachim Leibig und Raphael Leibig standen ebenfalls mehrere Male bei Deutschen und Weltmeisterschaften auf einem Treppchenplatz. Und mit Lucas Schraufstetter vom VfB Eichstätt haben die Raitenbucher neuerdings auch einen bayerischen Fußball-Amateurmeister in ihren Reihen.

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