Ermittlungen gegen Pappenheimer Waffenbesitzer stocken

22.6.2017, 08:41 Uhr
Ermittlungen gegen Pappenheimer Waffenbesitzer stocken

© Robert Maurer

Anfang Dezember vergangenen Jahres hat die Polizei das Anwesen des 51-jährigen Pappenheimers durchsucht und ein regelrechtes Waffenarsenal sichergestellt. Zehn Langwaffen (also Gewehre) und drei Kurzwaffen (Pistolen und Revolver) besaß der Sportschütze ganz legal, hinzu kamen noch zehn Pistolen, neun Revolver und zwei Gewehre, für die der Pappenheimer keine Erlaubnis vorlegen konnte. Unter den Waffen sollen sich ein Maschinengewehr und eine Maschinen­pistole befunden haben. Die Polizei fand außerdem etwa 90000 bis 100000 Schuss Munition.

Bei einem Verstoß gegen das Kriegswaffengesetz steht als Mindeststrafe eine einjährige Haftstrafe im Raum. Warum die Prüfung durch das Landeskriminalamt auch nach einem halben Jahr noch nicht abgeschlossen ist, konnte das Polizeipräsidium in Nürnberg nicht erklären.

Der Mann hatte zudem einige Zeit ein Schild mit der Aufschrift „Sie
verlassen jetzt die Bundesrepublik Deutschland und betreten das Deutsche Reich“ an seinem Grundstück montiert. Zum Zeitpunkt der Durchsuchung lag es aber in einem Schuppen, erklärte das Bayerische Innenministerium auf eine Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Stefan Schus­ter aus Nürnberg. Das Ministerium geht aber nicht davon aus, dass es sich bei dem Pappenheimer um einen Angehörigen der Reichsbürgerbewegung handelt.

Zwar würden derartige Schilder in deren Umfeld durchaus gerne verwendet, doch sei „aufgrund der durchgeführten Ermittlungen eine Zugehörigkeit zur sog. ,Reichsbürgerszene‘ zum jetzigen Zeitpunkt zu verneinen“, lautet das Fazit des Ministeriums. SPD-Kreisvorsitzender Harald Dösel findet das erschreckend.

Das Schild spricht aus seiner Sicht Bände und er erinnerte bei einem Pressegespräch daran, dass die Polizei in der Vergangenheit den rechten Hin­tergrund einer Prügelei in Treuchtlingen unter den Tisch hat fallen lassen. „Wir haben schon gesehen, dass so etwas nicht richtig einsortiert worden ist“, stellte Dösel fest. „Das Schild ist natürlich kein Beweis, aber eine gewisse Nähe zu diesem Gedankengut zeigt es sicher.“ Dösel stellt deshalb die Frage: „Ist die Antwort des Minis­teriums wirklich glaubwürdig?“

Die Ansichten des Mannes könne man durchaus als rechtslastig einstufen, bekommt man in Pappenheim zu hören, wenn man gezielt fragt. Außerdem gilt er als Waffennarr und ist als Sammler von Militaria bekannt. Die Polizei sieht aber keine akute Gefahr für die Öffentlichkeit. Dass der Fall Ende letzten Jahres trotzdem beim In­nenministerium landete, hat wohl vor allem mit der zeitlichen Nähe zu den tödlichen Schüssen in Georgensgmünd zu tun.

„Sprengstoffrechtliche Erlaubnis“

Die Antwort des Innenministeriums auf Schusters Anfrage bleibt in weiten Teilen unkonkret, vieles war bereits öffentlich bekannt. Neu ist aber, dass der Mann eine sprengstoffrechtliche Erlaubnis besaß. Inzwischen musste er diese abgeben, erklärte das Landratsamt auf Nachfrage unserer Zeitung. Auch die Waffenscheine hat die Behörde zurückgefordert.

Hinter einer „sprengstoffrechtlichen Erlaubnis“ muss sich übrigens keineswegs gleich die Genehmigung zum Hantieren mit Dynamit im Steinbruch verbergen, auch wenn der dramatisch klingende Titel anderes vermuten lässt. Vielmehr braucht eine solche Zulassung auch jemand, der gewerbsmäßig Feuerwerke veranstaltet. Wie weitreichend die Erlaubnis des Pappenheimers war, ließ das Landratsamt aus Datenschutzgründen offen.

Die SPD will sich mit der Auskunft des Ministeriums jedenfalls noch nicht zufriedengeben. Pia Brunnenmeier und Anette Pappler vom SPD-Ortsverband wollen nicht, dass das Thema einfach so wieder in der Versenkung verschwindet, solange noch so vieles unklar ist. Zusammen mit Kreisvorsitzendem Harald Dösel haben sie Stefan Schuster bei einem Ortstermin in Pappenheim gebeten, eine weitere Anfrage nachzuschieben, um weitere Details in Erfahrung zu bringen. „Wenn wir als Stadt um Auskunft bitten, bekommen wir gar nichts“, klagte Bürgermeister Uwe Sinn (SPD). Dabei sei es auch für die Stadtverwaltung wichtig, „ihre Pappenheimer zu kennen“. Deshalb begrüßte auch er die gemeinsame Ini­tiative von Orts- und Kreisverband sowie dem Abgeordneten.

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