Fortsetzung des "Ramsberger Sensen-Prozesses"

3.5.2018, 06:00 Uhr
Fortsetzung des

© Jan Stephan

Stockend berichtete die 64-jährige Lebensgefährtin des Opfers vor Gericht von den mitunter täglichen Beleidigungen und Drohungen ihres Nachbarn. Er habe sie als asozial und dumm beschimpft, als Armenhäuslerin, die man dort rausgeworfen habe, weil sie nichts tauge. „Schau dich doch in den Spiegel, wie du ausschaust, wie ein Schaf, und so werde ich dir den Hals abschneiden“, habe der Nachbar ihr unter anderem gedroht. „Das sind Sachen, die einen fertigmachen“, stellte die 64-Jährige fest.

Sie bemühte sich vor Gericht um Fassung und schilderte die Beleidigungen nüchtern. Wie sehr der Frau die Situation zusetzt, war der Ramsbergerin allerdings deutlich anzumerken. Mehrfach musste sie tief durchschnaufen. Sie habe Angst vor diesem Mann gehabt, erzählte sie dann weiter. „Wenn es dunkel war, bin ich immer mit ei­nem Stock in der Hand zum Brief­kasten, um die Zeitung zu holen.“ Seit der Nachbar im Gefängnis sitze, sei die Situation gut, dessen Frau und Tochter würden die Beleidigungen nicht fortsetzen.

Und wenn der 61-Jährige aus der Haft entlassen würde und zurück­käme? „Dann sind wir kaputt, dann sind wir tot“, antwortete die Frau ebenso ruhig wie grundlegend überzeugt. „Der gibt keine Ruhe, da hat sich ja jetzt doch noch mehr angestaut und wir sind alle schuld daran, er ist ja nie schuld.“

Gestützt wurden die Aussagen der Lebensgefährtin von einer weiteren Nachbarin. „Der hat immer geschrien, dass er ihnen den Kopf abschneiden wird, wie einem Schafbock, oder dass sie langsam verrecken sollen“, berichtete die Frau. Sie selbst sei früher mit der Familie des Angeklagten befreundet gewesen, aber das habe sich auseinandergelebt. Die Beleidigungen seien mitunter täglich erfolgt. Sowohl die Lebensgefährtin als auch die Nachbarin bestätigten, dass sich Frau und Tochter des Angeklagten nicht an den Beleidigungen beteiligt hätten. Die Frau soll ihren Mann versucht haben zu zügeln.

Das offenbar mit wenig Erfolg. Denn ihr Mann soll im Oktober vergangenen Jahres seinen Nachbarn mit einer japanischen Sense angegriffen haben. Vermutlich, weil er sich ärgerte, dass dieser eine halbe Stunde vor der Mittagszeit mit seinem Rasentraktor Laub auf der Straße einsammelte. Der 61-Jährige wurde noch am Tag der Tat verhaftet und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Das Urteil wird für den dritten Prozesstag am 18. Mai erwartet. Die Staatsanwaltschaft geht von einem versuchten Totschlag aus.

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