Fragezeichen rund ums Europäische Haus in Pappenheim

11.12.2017, 08:19 Uhr
Fragezeichen rund ums Europäische Haus in Pappenheim

© Jan Stephan

Maria Bartholomäus wurde im Juli dieses Jahres ziemlich überraschend aus dem Hut gezaubert. Die junge Frau mit einem Masterabschluss in Europastudien sollte die nach dem unfreiwilligen Abschied von Prof. Dr. Joachim Grezga brachliegende Einrichtung wieder mit Leben füllen. Das war dringend nötig, andernfalls hätte die Stadt Pappenheim Fördergelder zurückzahlen müssen, die man für die Sanierung des ehemaligen Wieser-Hauses und die Umnutzung zum Europäischen Haus in erheblicher Höhe bekommen hatte.

Und Maria Bartholomäus gelang es in dem halben Jahr seit ihrer Installierung tatsächlich, das EHP wieder aus der Versenkung zu holen. Vor allem gelang es ihr, die Bildungs- und Begegnungsstätte in Pappenheim zu verankern, wo man mit dem eher universitären Ansatz von EHP-Gründer Grzega nie richtig warm wurde. Zur Stadtratssitzung hatte sich nun gar ein kleiner Fanclub eingefunden, der mit seiner Präsenz zeigen wollte, dass die Arbeit der neuen EHP-Leiterin bei den Bürgern gut ankomme und man sich für eine Weiterbeschäftigung stark mache.

Und auch im Stadtrat hagelte es Lob für Bartholomäus, die unter anderem am Aufbau der Eichstätter Kulturtage beteiligt war. Bürgermeister Uwe Sinn (SPD) bescheinigte ihr „herausragende Arbeit“ und betonte, dass ihm die Einbindung der in Pappenheim vertretenen Vereine besonders gut gefalle. Freie-Wähler-Fraktionsvorsitzender Walter Otters bescheinigte ihr einen „Super-Job“, Florian Gallus, Chef der CSU-Fraktion, stellte fest, dass man mit ihr auf dem richtigen Weg sei und SPD-Fraktions-vorsitzender Gerhard Gronauer riet ihr knapp: „Machen Sie weiter so!“

Viel Lob für die neue Leitung

Nur konnte man sich im Stadtrat dann nicht dazu durchringen, ihr das Signal für ein langfristiges Weitermachen zu geben. Walter Otters hatte gleich zu Beginn der Sitzung darum gebeten, die Abstimmung über das neue Konzept des EHP von der Tagesordnung zu nehmen. Erst müsse man im nicht-öffentlichen Teil über die Finanzierung reden, bevor man das Konzept beschließe, erklärte der Freie Wähler. Und mit der hatte zumindest Otters offenbar noch so seine Probleme: „Die Finanzierung entspricht nicht dem, was im Konzept stand“, erklärte er seinen Antrag. Auch Gallus sprach sich für die Vertagung aus, stellte aber fest, dass es aus seiner Sicht nicht darum gehe, ob man die neue EHP-Leiterin weiter beschäftige, sondern eher in welcher Form man das tun könne.

Christa Seuberth von der SPD machte im Stadtrat nochmal Werbung für die junge Frau: „Grundsätzlich ist es klar: Das kostet uns was. Aber wenn man das vergleicht mit dem Vorgänger, dann sind wir da, glaube ich, auf dem richtigen Weg und wenn man so jemanden hat, der so integrierend wirken kann in einer Stadt, dann dürfen wir ihn nicht gehen lassen.“
In ihrer eigenen Bilanz zu dem halben Jahr im EHP stellte Bartholomäus fest, dass man stark auf Kooperationen mit den in Pappenheim bestehenden Vereinen und Organisationen setzen müsse, um Leben ins EHP zu bringen. Das sei bei der knappen Ausstattung des EHP nicht anders möglich. Sie hielt in ihrem schriftlichen Bericht auch fest, dass sich ein Betrieb der Bildungs- und Begegnungsstätte mit einer Halbtags-Stelle aus ihrer Sicht kaum machen lasse.

Fragezeichen rund ums Europäische Haus in Pappenheim

© Jan Stephan

Bereits in ihren sechs Monaten auf Honorarbasis, habe sie statt der 440 vereinbarten Stunden 543 gearbeitet. „Es ist gar nicht mein Anspruch, das irgendwie bezahlt zu bekommen, aber es ist mein Anspruch, in Pappenheim, dass ich mein Programm sinnvoll und gut umsetzen kann. Ich habe mich engagiert und eingebracht, jetzt muss ich eben sehen, wie es weitergeht“, sagte sie in der Sitzung und erntete von den Zuhörern im Saal Applaus. In ihrer schriftlichen Zusammenfassung hatte sie auch festgestellt, dass sie sich „mehr Unterstützung und Interesse seitens des Stadtrats wünschen“, würde. Ein Appell, den auch ihr Vorgänger mehrfach geäußert hatte.

Pelzermärtelmarkt organisiert

Bartholomäus hatte sich unter anderem durch die federführende Mitorganisation des Pelzermärtelmarkts in der Stadt viele Sympathien verschafft. Sie richtete das Programm des EHP auch stärker auf Schüler und Kinder aus, während die Sprachkurse verschwanden. Otters bat in der Sitzung um Verständnis: „Es muss doch legitim sein, bevor wir Ihnen einen Vertrag geben, die Finanzierung zu sichern. Aktuell kritisiert niemand das Konzept. Ich finde es gut, das ist meine persönliche Meinung, aber es schreien eben auch nicht alle Hurra, wenn wir Geld ins EHP stecken.“
Die Zeit der EHP-Leiterin neigt sich Ende Dezember dem Ende zu. Dann ist der vereinbarte Zeitraum als Honorarkraft abgelaufen. In nichtöffentlicher Sitzung hat man sich offenbar auf eine Übergangslösung geeinigt, um dem Stadtrat mehr Zeit zu geben, sich über eine mögliche Finanzierung einig zu werden.

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